Nachhaltig wirtschaften, zukunftsfähig wachsen
Festmachen in Bremerhaven
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Dekarbonisierung in der Fischlogistik, made by Brüssel & Maass

Die Spediteure von Brüssel & Maass im Bremerhavener Fischereihafen sind Profis der Kühllogistik und am Puls der Zeit, wenn es um optimierte und nachhaltige Logistikketten geht.

Die Firmenlage ist seit Jahrzehnten Teil des Logistikprogramms: Denn mit den Geschäftsführern Ulf und Frank Brüssel und Team sind zwei erfahrene Spediteure am Werk, die vom Standort in der Grönlandstraße ein dauerhaftes Netzwerk an Kunden aufgebaut haben. Dabei spielt, insbesondere durch Großkunden aus der Fischverarbeitung Vorort getrieben – auch bei den Logistikdienstleistern die Dekarbonisierung der Logistik eine zunehmend wichtigere Rolle.

Fahrzeuge wie Kühlschränke mit Eisfach

Seit weit über 70 Jahren ist Spediteur Brüssel & Maass als Partner des Fischereihafens und seinen hochspezialisierten Betrieben eine Institution. Eine Spezialisierung des Mittelständlers ist das Know-how im Umgang mit hochwertigen und sensiblen Lebensmitteln wie Fisch. „Wir sorgen für die sichere Verteilung der Ware von A nach B, u.a. von Bremerhaven bis nach München, und zwar eben auch für kühlpflichtige Lebensmittel“, so Ulf Brüssel.

Zum B&M-Team zählen rund 70 Beschäftigte, ein Großteil von ihnen ist „auf dem Bock“ unterwegs und sorgt für reibungslose Abläufe und das Einhalten der Kühlkette vom Start bis zur Enddestination. „Von der Warenübernahme beim Produzenten wie z.B. Deutsche See, der Lagerhaltung von Verpackungsmaterial und der Auslieferung der Ware an den Empfänger wird alles aus einer Hand als Serviceleistung angeboten.“

„Unsere Fahrzeuge funktionieren im Vergleich beinahe so wie ein Kühlschrank mit Eisfach, das Innenleben der Sattelauflieger kann je nach Menge und Qualität des Lebensmittels Fisch im Gradbereich zwischen minus 20 Grad bis ca. plus  2 Grad sortiert und gelagert werden“, erklärt Ulf Brüssel.

MAN-, Scanic-, DAF-Fahrerhaus plus – als „Hauslieferant“ Schmitz- Auflieger, alles ist auf dem Betriebshof zu sehen, aber bestenfalls nur für wenige Stunden, wo die Trucks an Strom angeschlossen zur Dauerkühlung nur für kurze Zeit stillstehen. Das Gelände ist ein Erbpachtgrundstück, das Betriebsgebäude im Eigentum der FBG Fischereihafenbetriebsgesellschaft. Hätte Brüssel einen Wunsch frei, wäre Photovoltaik auf dem Dach eine Option gen Zukunft, sagt der Unternehmer.

Nachhaltiges und CO2 sparendes Wirtschaften lohnt sich

Brüssel beschäftigt sich seit langem intensiv mit der Thematik des nachhaltigen und CO2 sparenden Wirtschaftens. Das sei in seiner Branche mit einem eigenen Bestand an 36 LKWs (+ 7 fest fahrende Subunternehmer) immer ein Rechnen mit hohen Zahlen. Ein neues Fahrerhaus plus Sattelauflieger neuester Technik verschlänge schon mal zusammen etwa 200.000 Euro. Investitionen in Wasserstoff betriebene LKWs oder auch E-LKWs kosten laut Brüssel ungleich mehr.

Das Investment in nachhaltige Mobilität im Fernverkehr funktioniere auf Dauer nur in enger Kooperation mit dem jeweiligen Kunden, der ohnehin mit seinen „nachhaltigen Frische-Produkten“ sich im Einklang mit der gesamten CO2 sparenden Wertschöpfungskette noch intensiver vermarkten könne, ist Brüssel überzeugt.

Schließlich stehe dann aber immer noch die Frage der benötigten Infrastruktur im Raum, also bspw. passende Lademöglichkeiten, die den schnellen Durchlauf und Fahreinsatz der LKWs garantieren könnten, so Brüssel weiter. Ein zugegeben längerer Weg, „aber jedem Anfang, wohnt ja ein Zauber inne“, nickt Brüssel.

Hybridmodell im LKW-Verkehr möglich?

Die Diskussionen um ein Hybridmodell im LKW-Verkehr findet Ulf Brüssel spannend, aber auch hier müsse eben alles passen, zu viele Fragen seien indes noch ungeklärt. „Was bspw. passiert mit der empfindlichen Frischware, wenn der LKW im Stau steht. Sind dann die Batteriekapazitäten ausreichend, um nicht am Ende einen Totalverlust der Ware zu haben?“

Erste Testläufe mit E-LKWs hätten eine Kapazität von 500 km Reichweite ermöglicht, im Sommer ca. 300 km. Generiert über die Achsen könnten die Kühlaggregate per Strom gespeist werden, erzählt Brüssel. Auch ein Bremerhavener Mitbewerber sei in der Testphase.

Wasserstoff anstelle von Diesel

Auf der Suche nach klimaneutralen Lösungen, die im Alltagsgeschäft funktionieren, hat Brüssel jüngst den Kontakt zu dem HyWheels Hessenflotten Cluster aufgenommen. Ein vielversprechender Ansatz dieses Projektes aus Fulda sei hier der Einsatz von Brennstoffzellenfahrzeugen, die Wasserstoff anstelle von Diesel verwenden. Diese neue Antriebstechnologie können Speditionen nun in der Praxis im Zuge einer Kurzzeitmiete aktiv erproben. Gleichzeitig sollen Schwellenängste genommen und die Technik erprobt werden können.

Bis zum Realbetrieb scheint der Weg indes noch länger zu sein, erste Pilotprojekte zeigten, dass die laufenden Kosten zumal auf Langstrecke momentan noch 2 bis 3mal höher liegen würden als mit Diesel-LKWs, so Brüssel.

Die Brüder Ulf und Frank Brüssel wollen den Weg in eine nachhaltige Zukunft konsequent mit ihren Kunden gehen, am Ende stehe aber natürlich immer die wirtschaftliche Tagfähigkeit des Unternehmens im Mittelpunkt. Die 4. Generation der Familie Brüssel ist schon in den Startlöchern – die Umsetzung neuer Konzepte im Rahmen CO2sparender Mobilität könnte dann bereits Realität sein.

Mitglied im Klimabündnis

Aus absoluter Überzeugung sei man seit letztem Jahr als eines der ersten Mitglieder dem Klimabündnis aus Unternehmen im Fischereihafen beigetreten, sagt Ulf Brüssel. Gemeinsam mit der Fischereihafen-Betriebsgesellschaft Bremerhaven (FBG) haben die beteiligten Firmen Arbeitsgruppen rund um die zentralen Fragen auf dem Weg zur klimaneutralen Produktion und Logistik in dem 450 Hektar großen Gewerbegebietes gegründet.

Das Klimabündnis war im März 2023  auf Initiative der Unternehmen Frosta, Frozen Fish International, Deutsche See, NordCeram und Holz Cordes ins Leben gerufen worden. Dem Bündnis gehören derzeit 27 Unternehmen und Institutionen aus dem Fischereihafen und der Region an. Die FBG koordiniert als unabhängiger Partner die Arbeit des Bündnisses. Das Ziel: Die Arbeitsgruppen werden die Grundlagen für das Konzept entwickeln, das bereits ab 2030 zur Klimaneutralität des Fischereihafens führen soll.

Apropos: Das Bündnis gilt als eine der größten firmenübergreifenden Klimaschutz-Initiativen in der deutschen Wirtschaft und als einzige, die sich mit einem kompletten Gewerbegebiet befasst.

 


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