Nachhaltig wirtschaften, zukunftsfähig wachsen
Festmachen in Bremerhaven
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Dr. Saskia Greiner

copyright: Maximilian Jackwerth

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„Es tut sich eine ganze Menge!“

Grüner Wasserstoff gilt als enorm wichtige Zukunftstechnologie. Manche Experten halten sie für die Energiewende für unerlässlich. Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft BIS hat mit Saskia Greiner eine Innovationsmanagerin für Wasserstofftechnologie an Bord. Im Interview erklärt sie, wie Bremerhaven vom Grünen Wasserstoff profitieren kann. 

Warum eignet sich Bremerhaven besonders als Standort für diese Technologie?

Saskia Greiner: Bremerhaven ist allgemein eine Stadt der kurzen Wege. Der Hafen und die maritime Ausrichtung bieten diverse Felder für Anwendungen. Als ausgewiesener Standort für die „Green Economy“ bieten wir Flächen mit Zugang zum Hafen. Sie sind attraktiv für Unternehmen, die sich neu ansiedeln möchten. Und: Wir haben in der Seestadt eine enorme Kompetenz als Wissenschafts-Standort. Das AWI forscht zum Klimawandel, das Klimahaus erklärt ihn.

Wer sind Akteure, die Projekte in Bremerhaven vorantreiben?

Saskia Greiner: Auf der wissenschaftlichen Seite Einrichtungen wie das Fraunhofer Institut, die Hochschule Bremerhaven, das Technologie-Transferzentrum Bremerhaven und das Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL). Auf der Seite der Unternehmen gibt es viele Interessenten für die Nutzung von Wasserstoff-Technologien. Dazu gehören unter anderem bremenports, Bremerhavenbus, Green Fuels, EnPro, die Weserfähre, Brüssel & Maass, die Entsorgungsbetriebe Bremerhaven, die BEG und NordCeram. Es gibt aber noch mehr Interessenten.

Welche konkreten Anwendungen sind in der Seestadt geplant?

Saskia Greiner: In Bremerhaven liegt ein Schwerpunkt für Anwendungen ganz klar in der maritimen Wirtschaft und Logistik. Wir reden etwa über verschiedene Fahrzeuge dieser Branchen. Also Schiffe auf See, Van Carrier im Hafen, Eisenbahn, schwere Lastwagen und alle Arten von Nutz- und Flurförderzeugen an Land. Unsere Stadt ist als Teststandort und Kompetenzzentrum für Offshore-Windenergie bekannt. Diese Erfahrungen können wir nutzen, um Produkte zu entwickeln und etablieren. Auch deshalb stellt sich Bremerhaven als Testregion für Wasserstoffanwendungen auf.

Wir sind dabei, Strukturen für den Umschlag und Import von Wasserstoff zu schaffen. Um den Bedarf in Deutschland zu decken, müssen wir Wasserstoff auch importieren. Wir wollen die Meerwasserelektrolyse mitentwickeln und in der Stadt nutzbar machen. Hierzu haben sich viele Wissensträger und Unternehmen aus Bremerhaven zusammengeschlossen. Es gibt Überlegungen, eine Sonderwirtschaftszone für Wasserstoff einzurichten.

Obwohl die Technologie als zukunftsweisend gilt, ist sie in der Öffentlichkeit noch wenig bekannt. Woran liegt das? 

Es gibt gewisse Berührungsängste, die sich mit historischen Ereignissen erklären lassen. Etwa der Unfall des Zeppelins Hindenburg. Das ist mehr als 80 Jahre her, hat sich aber ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. Vor kurzem explodierte in Norwegen eine Wasserstofftankstelle. Der Grund war ein Montagefehler. Die Technologie ist insgesamt sehr sicher, doch solche Unfälle machen schnell die Runde. Insgesamt ist die Technologie noch zu wenig im Alltag der Menschen sichtbar. Dies wird sich schnell ändern, je mehr Anwendungen es gibt. Dazu tragen der Bau der Tankstellen, der Einsatz von Fahrzeugen und Informationsveranstaltungen bei. Unser Netzwerk H2BX wird einen Beitrag leisten: Wir wollen die Öffentlichkeit informieren und Projekte in Schulen anschieben.

Wie viel wird bereits in Grünen Wasserstoff investiert?

Wir müssen in den Ausbau der erneuerbaren Energien investieren. In die Schaffung der Infrastrukturen für die Wasserstoffherstellung und in marktreife Produkte. In die Speicherung, den Transport und die Verteilung. Die Europäische Union investiert 470 Milliarden Euro, der Bund neun Milliarden. Hinzu kommen Investitionen der Länder und Kommunen. Und natürlich der Industrie. Es tut sich eine ganze Menge!

Zur Person:

Dr. Saskia Greiner, Jahrgang 1973, geboren in Bremerhaven. Sie ist promovierte Wirtschaftsinformatikerin und Ingenieurin der Umwelttechnik mit über 20-jähriger Berufspraxis.


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