Nachhaltig wirtschaften, zukunftsfähig wachsen
Festmachen in Bremerhaven
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Recycelte Schiffe zum Schutz von Umwelt und Ressourcen

Derzeit ist aber noch die Wirtschaftlichkeit in Frage gestellt.

Mehrere hundert Seeschiffe werden weltweit jährlich verschrottet – zumeist in asiatischen Ländern wie Indien oder China. 95 Prozent des Materials ist Stahl, der größtenteils wiederverwertet werden könnte. In der Kritik stehen neben den Arbeitsbedingungen der Arbeiter auch vorhandene Schadstoffe wie Asbest, Blei oder Cadmium im Schiffswrack. Umweltgerechtes Recyceln von Schiffen entwickelt sich zum globalen Thema. Bremen und Bremerhaven positionieren sich als deutscher Standort dafür.

Die Menge an Stahlschrott aus Schiffen steigt. Der Grund ist das Alter der weltweiten Flotten, die in die Jahre kommen. Experten rechnen deshalb ab 2033 mit einer Menge von rund 20 Millionen Tonnen Stahl aus abgewrackten Schiffen. Eine Studie des Leibniz-Zentrums für Maritime Tropenforschung (ZMT) kommt zu dem Ergebnis, dass Bremen und Bremerhaven für das umweltgerechte Abwracken von Schiffen prädestinierte Standort sind. Mehrere Unternehmer stehen bereit, um hier das Recyceln von Schiffen zu einem festen Bestandteil der maritimen Wirtschaft zu machen.

„Wichtig ist dabei natürlich auch das Verfahren selbst“, erklärt Karsten Schumacher, Geschäftsführer der Leviathan GmbH mit Sitz in Bremen. „Wenn man schon Schiffe fürs Recyceln abwrackt, dann sollte das möglichst emissionsfrei passieren.“ Das Unternehmen hat ein passendes Verfahren dafür entwickelt. Dabei wird der Stahl durch einen Strahl mit einem Wasser-Sand-Gemisch auseinandergeschnitten. Damit ist die Firma im Arbeitsprozess nach eigener Aussage der erste nahezu 100-Prozent emissionsfreie Schiffsrecycling-Betrieb der Welt. Die Einzelteile und Komponenten des Schiffes werden an Land wiederverwertet und entsorgt.

Die Studie des ZMT hat verschiedene Standorte für den Aufbau des Schiffsrecyclings identifiziert. Einer wäre in Bremen in der Nähe des Stahlwerks und vier verschiedene Standorte in Bremerhaven. Drei davon befinden sich im Fischereihafen und einer im Kaiserhafen. Die dortige Bremerhavener Lloyd-Werft sieht sich beim Schiffsrecycling mit ihrer bereits vorhandenen Infrastruktur in einer guten Position.

„Das Abwracken von Schiffen kann mit Sicherheit eine Ergänzung des vorhandenen Werft-Angebots sein. Mit den vorhandenen Trockendocks der Lloyd-Werft haben wir eine gute Möglichkeit, alte Schiffe auf umweltgerechte Art zu bearbeiten und zu entsorgen“, sagt Thorsten Rönner, Geschäftsführer der Rönner-Group und der Lloyd-Werft. Eine weitere Möglichkeit sei der firmeneigene Schwimmponton der Rönner-Group, die „Bremerhaven Innovation“. Der Ponton kann wie ein Schwimmdock abgesenkt werden und dadurch Schiffe aus dem Wasser aufnehmen. Aktuell liegt der Ponton im Fischereihafen.

Die Schwimmdock-Variante hatte auch das ZMT in seiner Studie ins Spiel gebracht, um auf der Basis – zunächst kleiner skaliert – mit dem Schiffsrecycling zu beginnen. „Wir stehen dafür praktisch „Gewehr bei Fuß“, sagt Karsten Schumacher. „Sobald die Infrastruktur für das Schiffsrecycling bereitsteht, können wir so loslegen.“ Speziell für Bremerhaven sieht er gute Chancen im Fischereihafen – auch landseitig. Hier seien zum Beispiel bereits schwerlastfähige Kajen vorhanden. Das Heben und Abwracken von kleineren Schiffen per Schwimmkran an Land sei damit problemlos machbar.

Bei größeren Einheiten sieht er anderen Bedarf und präferiert die Schwimmdock-Variante. „Für Schiffe bis 150 Meter könnte hier für den Anfang eine „Floating Factory“ entstehen – die praktische Arbeit auf dem Wasser und die Verwaltungseinheit auf einem kleinen Grundstück an Land. Da wäre für uns als Start eine gute Lösung.“ Perspektivisch sieht Schumacher Wachstumspotenzial in Richtung des geplanten Energy Ports an der Weser. Eine Studie hatte hier bereits Flächen für das Recyclen von Schiffen in Erwägung gezogen.

Aus Sicht von bremenports als verantwortlicher Hafengesellschaft wäre das umweltgerechte Abwracken von Schiffen für den Standort Bremerhaven durchaus attraktiv. „Sobald das Schiffsrecycling zur Wertschöpfung in den Häfen beiträgt, sollte man auch darüber nachdenken. Das ist aber vor allem abhängig von den entstehenden Kosten und vorliegenden Konzepten“, sagt bremenports-Sprecher Matthias Koch. Der Bedarf ist auf jeden Fall vorhanden. Im Juni 2025 tritt das Hongkonger Abkommen der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation IMO in Kraft. Darin sind erstmals weltweit geltende Vorschriften für den möglichst umweltfreundlichen und gesunden Umgang mit Schiffen für den gesamten Lebenszyklus festgelegt – bis hin zum Abwracken und dem Recycling.

 


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