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Grünes Methanol – Grüner Treibstoff für die Schifffahrt

„Man nehme….“ – so wie viele Rezepte anfangen, hört sich auch die Rezeptur für den emissionsfreien Treibstoff der Zukunft in Bremerhaven an: Grünes Methanol.

Aus Kohlendioxid und Wasserstoff will das Technologie Transfer Zentrum (ttz) den Brennstoff im großen Stil herstellen und hat dafür Bundesmittel in Höhe von 5,8 Millionen Euro bekommen. Daran der Clou: Das Verfahren soll nicht signifikant mehr Energie verbrauchen, als durch den erzeugten Treibstoff zur Verfügung gestellt wird. Dies soll ermöglicht werden durch geschickte Nutzung von Abwärmen. Das wäre ein Novum und ein aufsehenerregender Meilenstein in der Produktion von Grünem Methanol.

„Wir sind aktuell dabei, die Pilotanlage im Technikumsformat aufzubauen“, erzählt Prof. Dr. Gerhard Schories, Institutsleiter und leidenschaftlicher Forscher in Sachen alternativer Treibstoffarten. „Ich bin eben Verfahrenstechniker“, sagt er bescheiden. Tatsächlich hat Gerhard Schories schon im Jahr 2001 an einem Verfahren zur Wasserstoffgewinnung im ttz gearbeitet. Seine Erfahrung und das Hintergrundwissen fließen in das jetzige Projekt ein, das vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert wird. Weitere Beteiligte sind die NOW GmbH und die Projektträger VDI/VDE Innovation + Technik GmbH sowie die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.

100 Prozent grünes Methanol – wie geht das?

„Grundsätzlich ist die Herstellung von Methanol nicht neu, sondern vom Prinzip her gut 100 Jahre alt. Bisher allerdings werden im industriellen Maßstab dafür fossile Energieträger genommen. Wir wollen zu 100 Prozent Grünes Methanol herstellen“, betont der Forscher. Wie das geht? Der Strom kommt aus der Windenergie, Wasserstoff aus dem Elektrolyseur, Kohlendioxid könnte z.B. aus der Bremerhavener Kläranlage kommen: „Bei der Klärschlamm-Faulung entsteht Faulgas und das besteht unter anderem aus was? Kohlendioxid und Methan. Bei der Verbrennung des Methans in Gasmotoren entsteht somit in der Kläranlage biogenes Kohlendioxid, das wir dann verwenden können.“

So werden im Reaktor der Versuchsanlage der Wasserstoff und das Kohlendioxid zusammengebracht und mit einem metallischen Katalysator zur Reaktion gebracht. Am Ende der Produktionskette entsteht Grünes Methanol – das aber im Vergleich zu anderen Herstellungsverfahren einen völlig neuen Ansatz hat. „Bisher stehen die sogenannten E-Fuels – also synthetische Kraftstoffe – in der Kritik, weil die Herstellung noch mehr Energie kostet, als die Kraftstoffe am Ende bereitstellen. Bei unserem Verfahren ist das anders“, erklärt Schories. „Wir wollen die nötige Energie so weit wie möglich aus der entstehenden Wärme des Prozesses ziehen und benötigen damit kaum Anschub von außen – höchstens vielleicht ein bisschen Strom, der aber dann natürlich auch aus der Windkraft kommt.“

Mit vereinter Kraft und Expertise

Um das Vorhaben richtig in Fahrt zu bringen, hat das ttz sich die passenden Partner am Standort Bremerhaven mit ins Boot geholt. Das Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik, Green Fuels als Wasserstoff-Experten, den Tanklagerbetreiber UTG – denn das Ziel ist es, für den Hafenstandort Bremerhaven Grünes Methanol in größerer Menge herzustellen. Das erste Schiff für den Einsatz des emissionsfreien Treibstoffs aus dem ttz ist bereits hier vorhanden. Die „Uthörn“ des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI) ist das weltweit erste Forschungsschiff, das mit Methanol-Antrieb fährt.

„Wir arbeiten in dem Projekt eng mit dem AWI und der Reederei F. Laeisz GmbH zusammen und wollen ab der zweiten Jahreshälfte 2026 mit unserer Anlage den gesamten Treibstoff für das Schiff herstellen und an Bord testen“, so Schories. In Zahlen heißt das, rund 500 Kilogramm Grünes Methanol pro Tag. Damit das Wirklichkeit wird, soll die erste Pilotanlage in der Halle 10 im Fischereihafen schon im Sommer in Betrieb gehen. Hier werden zunächst mehrere Liter grünes Methanol pro Tag hergestellt. Über den Bau einer zweiten, größeren Anlage zum Testen der Funktionsfähigkeit, soll dann 2026 die große Produktionsanlage fertig entwickelt sein und auf dem Gelände des ehemaligen Flugplatzes Luneort am Fischereihafen stehen.

„Das ist perfekt und zeigt die Qualitäten des Wirtschafts-Standortes Bremerhaven. Auf dem Gelände befinden sich nicht nur das Elektrolyseur-Testfeld des Fraunhofer-Institut IWES für den Wasserstoff und ein 8 Megawatt Windrad für den grünen Strom. Gleich nebenan ist auch das Klärwerk und liefert uns das benötigte Gas aus der Klärschlamm-Faulung“, ist Gerhard Schories begeistert.

Perspektivisch wäre die Herstellung von Grünem Methanol direkt in Bremerhaven ein wesentlicher Pluspunkt für die Infrastruktur des Hafens. „Die Container-Reederei Maersk hat unlängst gut 20 Schiffsneubauten mit Methanol-Antrieb in Südkorea bestellt. Das ist die Zukunft der Schifffahrt“, ist Gerhard Schories sich sicher. Eine mögliche Betankung solcher Schiffe würde auch den Standort für die Reedereien attraktiv machen. Außerdem seien Dieselantriebe nach wenigen Veränderungen ebenfalls mit Methanol betreibbar. So hat das Bremerhavener Projekt für Grünes Methanol dann auch den passenden Namen bekommen: MariSynFuel.

 

 


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