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Klima-Check für Ladengeschäfte und kleine Unternehmen

Sparpotenziale bei Strom und Heizung lassen sich gezielt heben. Oftmals sind es kleine Optimierungen, die die Nebenkosten drücken können.

Ob Beleuchtung, Heizung, Kühlung oder Stromverbrauch, vom Groß- bis zum Kleinstunternehmen können im Arbeitsalltag große Teile an täglich verbrauchten Energiekosten eingespart werden. Das ist nicht nur gut für die eigene Kasse sondern hilft auch dem Klima und reduziert den CO2-Ausstoß. Da es sich bei gut 80 Prozent aller Unternehmen in Deutschland um Kleinstbetriebe handelt, hat die Klimaschutzagentur energiekonsens vor geraumer Zeit übergreifende Formate wie die „energievisite:kleinstbetriebe“ entwickelt und fortgeschrieben. Die Potenziale speziell auf die Bedarfe von Betrieben mit weniger als zehn Mitarbeiter*innen ausgerichtet seien nicht zu unterschätzen, es gelte weitere Potenziale zu heben, meint Maximiliane Wenge von energiekonsens.

 Wie funktioniert die energievisite:kleinstbetriebe in der Praxis? Energielotsin Wenge kann zu jüngsten Visiten berichten: „Nach Vereinbarung eines Termins machen wir als geschulte Energiespar-Expert*innen einen Termin vor Ort aus und schauen vorbei für einen ersten kurzen Klima-Check. In den Geschäften können häufiger sogenannte „versteckte Energiefresser“ lokalisiert werden, die oft genug schon mit kleinen Kniffen eliminiert werden können.“ „Wir wollen beispielsweise den Händlerinnen und Händlern im eigenen Laden zeigen, wie sie schnell Kosten sparen können“, so Wenge weiter.

Rolf Wilkens, Kioskbesitzer in Bremen-Osterholz kann das Angebot der gemeinnützigen Klimaschutzagentur aus Bremen und Bremerhaven und die Visite durch die Energielotsen wärmstens empfehlen. Als Teilnehmer „der ersten Stunde“ habe er in weniger als zwei Stunden einen Überblick über Stromfresser in seinem Betrieb und Energie-Einsparmöglichkeiten erhalten, beispielsweise in den Bereichen Heizung, Kühlung, Beleuchtung und Stromverbrauch durch elektrische Geräte.

Die Kurzberatung durch energiekonsens deckt etliche Bereiche ab. Bei der energievisite:kleinstbetriebe, ein Baustein der Angebote zum Klimaschutz und CO2-einsparen, schauen sich die zertifizierten und unabhängigen Berater*innen unterschiedlichste Bereiche im Betrieb an. Welche das konkret sind bzw. wo das Hauptaugenmerk liegen sollte, wird während des terminierten kostenlosen Besuchs ermittelt und anschließend schriftlich fixiert, inklusive der nötigen Investitions-Kosten für den Betrieb sowie ersten Handlungsempfehlungen unter Einbeziehung der Wirtschaftlichkeit und Amortisation  – sowie auch möglicher Fördermittel.

Vor dem Sparen steht die Investition

„Wer sparen will, muss zuvor investieren“, weiß Kioskbesitzer Wilkens genau so wie Andrea Calp, General Manager bei Delta Textil GmbH und Co KG von „Das Sparschwein“, einem Laden für Second Hand-Mode  in der Hafenstrasse oder Eva Erkenberg von der maritimen Manufaktur „Bremerhavens Segelmacher“ in Lehe.

Wilkens ist Betreiber und Mieter einer ausrangierten Aral-Tankstelle und hat auf Empfehlung der Energielotsen zuletzt eine Luft-Luft-Wärmepumpe auf eigene Kosten installiert, um so als Mieter seine Nebenkosten positiv im Griff zu behalten und angesichts ständig verteuerter Heizkosten möglichst auf stabilem Niveau zu halten. Das Thema Solar sei aufgrund statischer Probleme leider nicht ohne Weiteres umsetzbar. Wilkens lobt seinen Vermieter, er fühle sich aber selbst auch verpflichtet, die Heizungs- und Stromkosten zu optimieren. Optisch schicke Glaskühltruhen seien durch neue energieeffiziente Geräte ersetzt worden, auch bei ihm sei die Umrüstung auf LED-Licht eine der ersten Amtshandlungen gewesen, schmunzelt Wilkens. Die stromfressende Mikrowelle sei nun ebenfalls Vergangenheit – ein überschaubarer Aufwand, der sich durchaus rechne, sagt Wilkens.

„Wir haben unseren Betrieb in der Hafenstrasse schon vor weit über einem Jahrzehnt fit gemacht, was Strom- und Heizkosten betrifft“, erzählt Andrea Calp, vom Laden für Second Hand-Mode. Erst Anfang des Jahres konnte die Geschäftsfrau ihr 30jähriges Firmenjubiläum feiern. Nicht nur der Verkauf der zum überwiegenden Teil aus Markenware bestehenden Textilangebote aus „zweiter Hand“ sei nachhaltig, der Firmenname in Bezug auf die Preisgestaltung quasi Programm, auch bei den Energiekosten sei der Vermieter der rund 350 qm großen Verkaufsflächen auf Effizienz getrimmt, weiß Calp.

Nachhaltigkeit zahlt sich aus

Eva Erkenberg, von der maritimen Manufaktur Bremerhavens Segelmacher ist Nachhaltigkeitsmanagerin in eigener Sache „aus hoher Überzeugung“. Die alten Halogen-Lampen sollten schon länger gegen sparsamere LEDs ausgetauscht werden, nur die Deckenkonstruktion, eine Rasterdecke, bedurfte einer besonderen Lösung. Auf die habe sie der Besuch der Energielotsen gebracht – die ihr einen Elektro-Fachmann vermitteln konnten, so Erkenberg. Mittlerweile erstrahlten statt 48 Neonröhren umweltschonendere LED-Panels von der Decke und erleuchteten die rund 220 qm Ladenfläche, freue sie sich fast auf die nächste Stromrechnung und die damit deutlich reduzierten Kosten, erzählt die Geschäftsfrau. Als Nächstes stehe der Austausch eines in die Jahre gekommenen Kühlschranks an, andere Elektrogeräte älteren Datums seien als Energiefresser bereits eliminiert worden. Für soviel Engagement wurde der kleine Handwerksbetrieb mit großem Netzwerk von der Stadt Bremerhaven als Vorbild für Nachhaltigkeit ausgezeichnet.

„Einfach machen“, sagt Erkenberg. Als Eigentümerin der Immobilie falle ihr die Investition leichter, räumt sie ein, um so nicht nur das eigene Portemonnaie auf Dauer zu schonen, sondern auch die Umwelt. Das sei ihr ein persönliches Anliegen und kein Marketinggag. Bei den verwendeten Materialen ihrer meist Wind und Wetter ausgesetzten Segel führe leider aktuell noch nichts drumherum, Kunststoff zu verwenden; hier komme aber der Recyclinggedanke immer häufiger ins Spiel.

13 Ladengeschäfte in der Hafenstrasse sind energieeffizient

„Die Bereitschaft, etwas zu tun, ist bei den Gewerbetreibenden groß, aber es gibt etliche Herausforderungen“, weiß Felix Liebig, Projektleiter der wunderwerft. In der wunderwerft entstehen u.a. Ideenfreiräume für Gewerbetreibende und Eigentümer*innen, deren Objekte leer stehen. Das können zum Beispiel nachhaltige Konzepte für Zwischennutzungen sein. In der wunderwerft arbeiten Werbekreis Lehe, Weser-Elbe Sparkasse, Unternehmerverein Haven-Net, Schule am Ernst-Reuter-Platz, Stadtplanungsamt, STÄWOG Städtische Wohnungsgesellschaft Bremerhaven mbH, Ev.-luth. Michaelis- und Pauluskirchengemeinde, Hochschule Bremerhaven, Handelskammer Bremen – IHK für Bremen und Bremerhaven, Erlebnis Bremerhaven GmbH, Dieckell GmbH, BIS Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH, bigbenreklamebureau gmbh und das Arbeitsförderungs-Zentrum im Lande Bremen GmbH /Quartiersmeisterei Lehe auf Augenhöhe zusammen.

Dreizehn Ladengeschäfte und deren Betreiber*innen wurden vom Team Liebig, in Kooperation mit energiekonsens, zum Thema Energiesparen beratend betreut, darunter auch Reginas Friseursalon und der Tabakladen von Hasan Satilik. Viele sind schon vor dem Beratungsbesuch proaktiv tätig gewesen, so die erfreuliche Zwischenbilanz Liebigs. Häufig seien es eben kleine Dinge, die schnellen Erfolg versprechen und die rasche Amortisation der Investitionen. Manchmal seien aber auch die Hürden in der Vermittlung zwischen Mietern, Vermietern oder Verwaltern zu hoch und der gute Ansatz bleibe im Tagesgeschäft stecken, erklärt Liebig. Auch Sprachbarrieren ausländischer Mieter führten hin und wieder zu Missverständnissen.

Satilik betreibt seit gut zwei Jahren seinen Tabakladen in der Hafenstrasse 51 und ist vom Angebot der Energielotsen überzeugt. Schon die nach der Beratung vorhandene höhere Sensibilität für unnötige Stromfresser sei gut, so Satilik. Er achte z.B. jetzt mehr darauf, die Heizung nach Ladenschluss und am Wochenende runter zu drehen, sein Kühlschrank laufe ebenso nicht immer auf Hochtouren. Weiteres Beispiel für mehr Energiebewusstsein sei das Ausschalten seiner drei Fernseher, die ansonsten auch für Eigenwerbung genutzt würden. Wie bei vielen der Ladenbetreiber*innen in der Hafenstrasse habe auch er auf kosten- und umweltschonende LED-Lampen im Laden umgerüstet.

Regina Slowik, Inhaberin von Regina Salon, ist froh über die kleinen Verbesserungen beim Einsparen von Energiekosten in ihrem Friseursalon. Die Mitarbeiter*innen von energiekonsens hätten ihr attestiert, dass sie auf gutem Wege sei. Mieterin Slowik und ihr Team haben u.a. die Beleuchtung verbessert. Da die Heizung im Keller unter dem Salon liege und Wärme abstrahle, profitiere sie dadurch zusätzlich ein wenig.  Da die Beratung kostenlos sei, würde sie sicher nach einer gewissen Zeit wieder eine unabhängige Beratung zur Beurteilung der erfolgten Maßnahmen in Anspruch nehmen, erzählt Slowik.

Energiekonsens bietet breites Spektrum kostenloser Beratungen

„Wir bieten hochwertige und kostenlose Kurzberatungen für verschiedene Themenfelder und Querschnittstechnologien an, im Schnitt kann jeder Betrieb schon durch kleine Maßnahmen bis zu 20 Prozent Energie sparen“, gibt Projektleiter Marcel Johannsen Einblicke in den Arbeitsalltag von energiekonsens. Laut Johannsen werde das Thema Kühlung noch deutlich stärker nach vorne rücken. „Die optimale Kühlung von Waren und Lebensmitteln ist für Gastronomie und den Handel essentiell, vor allem bei steigenden Außentemperaturen.“ Damit die Stromkosten die Bilanz nicht zu sehr belasten und auch die CO₂-Emissionen sinken, biete energiekonsens u.a. auch die kostenlose energievisite:kälte an.

Die Energie- und Klimakrisen machen den Umstieg auf effizientere und emissionsärmere Technologien zukünftig unvermeidlich. Anders als für Privatpersonen gehe es bei einigen Betrieben nicht nur um Raum-, sondern auch um teure Prozesswärme, erklärt Johannsen. Hier Maßnahmen zu ergreifen, lohne sich recht schnell.

Die Energievisiten zur CO2-Einsparung bietet energiekonsens außer für Kleinstbetriebe, für den Neubau, für Solar auch für die Themenfelder Beleuchtung, Server, Druckluft, Mobilität, Lüftungsanlagen an. Weitere Informationen unter: www.energiekonsens.de/unternehmen/energievisiten

 

EXTRA

 Energievisite: Die Vorteile auf einem Blick

Die „energievisite:kleinstbetriebe“ ist Teil des Projekts „Bremer Unternehmen sparen CO₂“, gefördert aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), und soll den Unternehmen kostenlose Beratungstipps für erste Handlungsoptionen eröffnen.

Die wichtigsten Vorteile für teilnehmende Betriebe:

  • Kostenlose Teilnahme
  • Umfassende Energieberatung zu unterschiedlichen Themen
  • Reduzierung von alltäglich anfallenden Energiekosten
  • Geringer zeitlicher Aufwand
  • Imageverbesserung durch glaubwürdigen Klimaschutz


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