Auf dem Weg zum klimaneutralen Fischereihafen Bremerhaven
Das Klimabündnis bereitet in Arbeitsgruppen die ersten konkreten Schritte für eine Klimaneutralität bis 2030 vor.
Das Klimabündnis aus Unternehmen im Fischereihafen hat mit der aktiven Arbeit begonnen. Gemeinsam mit der Fischereihafen-Betriebsgesellschaft Bremerhaven (FBG) haben die beteiligten Firmen jetzt Arbeitsgruppen rund um die zentralen Fragen auf dem Weg zur klimaneutralen Produktion und Logistik in dem 450 Hektar großen Gewerbegebietes gegründet. Das Klimabündnis war im März dieses Jahres auf Initiative der Unternehmen Frosta, Frozen Fish International, Deutsche See, NordCeram und Holz Cordes ins Leben gerufen worden. Dem Bündnis gehören derzeit 27 Unternehmen und Institutionen aus dem Fischereihafen und der Region an. Die FBG koordiniert als unabhängiger Partner die Arbeit des Bündnisses.
Die Arbeitsgruppen
Die Arbeitsgruppen werden die Grundlagen für das Konzept entwickeln, das bereits ab 2030 zur Klimaneutralität des Fischereihafens führen soll. Die Themen sind jeweils auf konkrete Aufgabenstellungen ausgerichtet:
Die Arbeitsgruppe Photovoltaik/Windenergie will zunächst die Grundlagen für einen Ausbau der Erneuerbaren Energien im Fischereihafen ermitteln. Neben einer Umfrage zu dem voraussichtlichen Bedarf ist die Zusammenstellung eines Leitfadens geplant, wie Photovoltaik-Anlagen installiert und die erzeugte Elektrizität in das Energiesystem integriert werden kann. Die FBG wird in diesem Zusammenhang neben einer Ertragsstudie eine Marktübersicht zu den unterschiedlichen technischen Lösungen erstellen. Für die Nutzung der Sonnenenergie als „Stromquelle“ sind individuelle Konzepte erforderlich, für die auch die Bausubstanz des jeweiligen Gebäudes eine Rolle spielt.
Auf dem Weg zum klimaneutralen Fischereihafen gehören der Öffentliche Personennahverkehr und grundsätzlich die Mobilität der Beschäftigten zu weiteren zentralen Aufgabenstellungen. Deshalb hat das Klimabündnis der Mobilität eine eigene Arbeitsgruppe gewidmet. Angestrebt wird eine verbesserte ÖPNV-Anbindung des Fischereihafens. Ziel ist ein Angebot, das den vielfältigen Arbeitszeiten in den Betrieben gerecht wird. Derzeit sind viele Beschäftigte nahezu zwangsläufig auf den eigenen Pkw oder das Motorrad angewiesen, weil die Busverbindungen nicht zu ihren Schichtzeiten passen. Weitere Themen der Arbeitsgruppe sind unter anderem die Einführung eines Firmen-übergreifenden Job-Tickets sowie die Möglichkeit für Beschäftigte, eBikes als Job-Rad zu leasen.
Die Nutzung von Wasserstoff als Energieträger hat in Bremerhaven – insbesondere im Fischereihafen – eine große Bedeutung, weil dort vielfältige Forschungs- und Entwicklungsinitiativen rund um dieses Thema gestartet wurden. Die Wasserstoff-Arbeitsgruppe befasst sich mit konkreten Anwendungen in Unternehmen. In einer Umfrage soll zunächst ermittelt werden, welchen Bedarf es im Fischereihafen geben kann. Weitere Aspekte sind die möglichen Kosten, die im Vergleich zu anderen Energieträgern entstehen können; außerdem befasst sich die Arbeitsgruppe mit der Frage, ob und in welchem Umfang Wasserstoff als Speichermedium für überschüssige Energie genutzt werden kann.
Ein großer Teil der im Fischereihafen eingesetzten Energie wird klassisch für die Produktion von Kälte und Wärme verbraucht. Auch hier sieht das Klimabündnis erhebliche Potenziale, die CO2-Emissionen zu verringern. Eine eigene Arbeitsgruppe geht der Frage nach, wie Abwärme aus Produktionsanlagen als Energiequelle und wie Kühlhäuser als Energiespeicher genutzt werden können.
Schritt für Schritt in die Zukunft
Die Arbeitsgruppen treffen sich zumeist im Zwei-Wochen-Rhythmus. „Hier zeigt sich beispielhaft, wie konzentriert die Wirtschaft im Fischereihafen am Klimaschutz und damit an der Bewältigung einer der größten Herausforderungen unserer Zeit arbeitet“, zollt FBG-Geschäftsführerin Petra Neykov dem Klimabündnis Respekt.
Als unabhängiger Partner der Initiative stellt die Fischereihafen-Betriebsgesellschaft dem Klimabündnis qualifizierte Arbeitsgrundlagen zur Verfügung und trägt dazu bei, dass die Projekte und Ideen des Bündnisses wissenschaftlich begleitet werden. Dank der Unterstützung durch die Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation (SfWHT) werden durch die FBG zahlreiche Studien geplant und durchgeführt. Finanziert werden die Studien maßgeblich durch das Land Bremen aus den sogenannten Fastlanes der Klimaschutzstrategie 2038. Geplant sind unter anderem Studien zum Potenzial von Photovoltaik und Windenergie für die Energieversorgung des Fischereihafens sowie die innovative Entwicklung eines „digitalen Zwillings“ der Energiesysteme im Fischereihafen.
Digitaler Zwilling
Durch die Entwicklung des digitalen Zwillings können in dem virtuellen Abbild zusätzlich zum finalen Ausbau eines klimaneutralen Fischereihafens insbesondere auch Zwischenstationen auf dem Weg dorthin simuliert werden. Das digitale Planungsinstrument zeigt beispielsweise an, in welchen Bereichen des Fischereihafens welcher Energiebedarf besteht und wie er möglichst klimaneutral gedeckt werden kann.
Das Bündnis gilt als eine der größten firmenübergreifenden Klimaschutz-Initiativen in der deutschen Wirtschaft und als einzige, die sich mit einem kompletten Gewerbegebiet befasst. „Bemerkenswert ist auch, dass hier Unternehmen an einem Tisch zusammenarbeiten, die durchaus im Wettbewerb zueinander stehen“, betont Petra Neykov. Neben der organisatorischen Unterstützung für das Bündnis unterstützt die FBG unter anderem bei der Bereitstellung von Fördermitteln für konkrete Vorhaben zum Beispiel aus den Klimaschutz-Programmen des Landes Bremen.
Durch die nun gegründeten Arbeitsgruppen können sich alle betroffenen Unternehmen und Institutionen mit ins Klimabündnis einbringen. Auch wenn die bereits aktiven Akteure schon jetzt einen sehr großen Teil der im Fischereihafen verbrauchten Energien repräsentieren, bietet sich nun auch den kleinen und mittelständischen Unternehmen die Möglichkeit, sich mit ins Klimabündnis einzubringen. Interessierte können eine formlose E-Mail senden an klimabuendnis@fbg-bremerhaven.