Nachhaltig wirtschaften, zukunftsfähig wachsen
Festmachen in Bremerhaven
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Andreas Wellbrock am Elektrolyse Standort Grauwallring 18; Foto Scheer

 Andreas Wellbrock am Elektrolyse Standort Grauwallring 18; Foto: Scheer

Best Practices aus der Wirtschaft, GREEN ENERGY, Neues aus Forschung, Bildung, Wissenschaft, Wasserstoff

Wasserstoff – Energieträger mit vielen Möglichkeiten

In der größten Stadt an der deutschen Nordseeküste wird Innovation gelebt – vieles ist in Bewegung!

Ob Energieversorgung, Klimawandel, alternative Mobilitätskonzepte: Diese Themen sind globale Herausforderungen. Die Seestadt nimmt diese Herausforderungen an und ergreift die sich daraus ergebenen Chancen. Insbesondere im Bereich Wasserstoff hat sich in Bremerhaven in den vergangenen Jahren eine Menge getan. „Das Thema ist eine große Chance für den Standort“, ist sich Dr. Saskia Greiner sicher, die bei der Wirtschaftsförderung BIS für den Bereich Innovationsmanagement Wasserstoff zuständig ist. Das zeigten allein die vielen Anfragen von Unternehmen aus diesem Bereich, die nach neuen Ansiedlungsmöglichkeiten suchen.

Entwicklungen eröffnen Standortchancen

„Interesse gibt es vor allem bei Elektrolyseur-Herstellern, Produzenten von Wasserstoff sowie Herstellern von Methanol- und E-Fuels“, erzählt Greiner. Der Aufbau von Testinfrastrukturen macht den Standort für Fahrzeughersteller und Produzenten von Elektrolyseuren und Brennstoffzellen sowie Motoren noch attraktiver. Hierzu gehören neben dem Hydrogen Lab des Fraunhofer IWES, ein Testzentrum für Nutz- und Straßenfahrzeuge sowie der Seegangsimulator, die vom Technologie-Transfer-Zentrums Bremerhaven (ttz) realisiert werden sollen. Mit Kraeft Systemtechnik/HYDAC und Mafi & Trepel Technology gibt es schon heute zwei leistungsfähige Unternehmen in Bremerhaven, die sich in diesen Bereichen am Standort weiterentwickeln.

„Eigentlich handelt es sich beim Wasserstoff ja um eine alte Technologie“, sagt die BIS-Mitarbeiterin. Doch diese erlebe nun einen regelrechten Boom. Kein Wunder: „Wasserstoff ist derzeit die beste Möglichkeit, überschüssigen Strom zu speichern.“ Und den gebe es hier im Norden mit den großen Windparks an Land und auf See zuhauf. Deswegen spiele es auch keine große Rolle, wenn ungenutzter Strom bei der Umwandlung in Wasserstoff derzeit etwa 30 Prozent der Energie verloren gehen. „Man muss ja auf der anderen Seite sehen, dass die Energie sonst komplett verloren gegangen wäre, da sie nicht genutzt worden wäre“, gibt Greiner zu bedenken. Und die Wasserstofftechnologie beschränkt sich nicht auf die Anwendung von Brennstoffzellen. „Es gibt Umgebungen, in denen diese Technologie nicht so gut eingesetzt werden kann, beispielsweise dort, wo es staubig ist oder die Luft mit anderen Gasen stark belastet ist“, sagt Greiner. Dort müssten dann andere Antriebstechnologien, wie die Verbrennung von Wasserstoff oder E-Fuels, zum Einsatz kommen.

Und warum sind für Bremerhaven die Chancen in diesem Bereich so gut? „Die Seestadt hat einen Seehafen“, betont Greiner. Insbesondere für Fahrzeughersteller, bietet der RoRo-Hafen beste Voraussetzungen für den Export, aber auch andere Komponentenhersteller profitieren von der Nähe zum Seehafen. Auch sei der Seehafen für die Bunkerung von Schiffen mit grünen Kraftstoffen geeignet, die aus Wasserstoff hergestellt werden können. Mit der Uthörn wird in Bremerhaven das erste methanolbetriebene Seeschiff in Betrieb gehen und Maersk setzt mit der Bestellung von 19 methanolbetriebenen Containerschiffen ebenfalls Zeichen zum Einsatz von E-Fuels. Die Herstellung von Methanol oder anderen E-Fuels vor Ort können also weitere Themen für Bremerhaven sein. Dabei weist Greiner auf ein wichtiges Projekt hin: das neue Forschungsschiff Uthörn des AWI. „Der Treibstoff für das Schiff wird bald komplett in Bremerhaven hergestellt.“

Testregion und Kompetenzzentrum

Grünes Methanol wird aus grünem Wasserstoff, der aus Wasser und erneuerbarem Strom hergestellt wird, und mit recyceltem Kohlendioxid (CO2) zum Beispiel aus Abgasströmen synthetisiert. Die Eignung Bremerhavens als Standort für den Wasserstoffimport und den Export von Kohlendioxid wird derzeit geprüft. Man liege zwar in unmittelbarer Nähe der Offshore-Windparks in der Nordsee – die den „grünen“ Strom zur Erzeugung von Wasserstoff liefern, aber Greiner sieht Bremerhaven trotzdem nicht als Produktionsstandort: „Die Infrastruktur ist nicht da, wodurch in der Stadt einfach nicht genügend Strom zur Verfügung steht, um große Mengen an Wasserstoff herzustellen.“

„Das Fraunhofer-Institut für Windenergiesysteme (IWES) in Bremerhaven forscht derzeit an der Elektrolyse von Meerwasser“, weiß Greiner und kommt damit zu dem weiteren wichtigen Pluspunkt Wissenschaft für den Standort Bremerhaven: „Unsere wissenschaftlichen Einrichtungen beschäftigen sich schon lange mit dem Thema Wasserstoff und haben einiges vorzuweisen“, sagt sie.

Dabei blickt sie nicht nur auf das Elektrolyseur-Testfeld auf dem ehemaligen Flugplatz Luneort, sondern auch auf Entwicklungen in anderen Bereichen. Zum Beispiel beim Technologie-Transferzentrum ttz, wo unter anderem ein wasserstoffbetriebener Ofen für Bäckereien entwickelt wird. Oder aber der Bereich Logistik und Verkehr: Hier gibt es schon einige Anwendungen wie wasserstoffbetriebene Gabelstapler, die Wasserstoff-Busse von Bremerhaven Bus, die Wasserstoff-Züge der Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser (EVB), die zwischen Buxtehude, Bremerhaven und Cuxhaven unterwegs sind, sowie bald auch wasserstoffangetriebene Rangierlokomotiven im Hafen, Müllabfuhren und Großkehrmaschinen mit Wasserstoffantrieb. Wie sich die Seestadt zum Kompetenzzentrum und zur Testregion für Wasserstoff entwickelt, konnte kürzlich bei der bundesweiten Aktionswoche Woche des Wasserstoffs gezeigt werden, an der sich auch Bremerhaven unter Federführung der BIS und H2BX mit einem vielfältigen Programm beteiligte. Videos und Bilder zur Woche des Wasserstoffs sind in den sozialen Medien wie Instagram und LinkedIn auf den Kanälen der BIS Wirtschaftsförderung und auf Youtube zum Nachstöbern zu finden.

Hohes Ansiedlungspotential

Flächen für die Ansiedlung von Firmen aus dem Bereich Wasserstoff hat die Stadt Bremerhaven: im Fischereihafen, wo ja auch nicht ohne Grund das nachhaltige Gewerbegebiet LUNE DELTA entsteht. Und im Fischereihafen sind auch Kajen für den Umschlag vorhanden und weitere sollen entstehen. Zudem ist gerade wieder der Bau eines neuen Terminals im Gespräch.

Mehr Informationen zum Thema Wasserstoff und der Seestadt Bremerhaven als Testregion und Kompetenzzentrum finden Sie unter https://innovationsstandort.bis-bremerhaven.de/.

Alle Informationen rund um die Woche des Wasserstoffs 2023 finden Sie zudem unter: https://woche-des-wasserstoffs.de/


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