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Labor Iben analysiert Lebensmittel nach Spuren von Mikroplastik, PFAS und vieles mehr

Es ist wohl eines der ältesten ansässigen Umwelt- und Lebensmittellabore in der Stadt Bremerhaven.

Gestartet im Jahr 1980 als 1-Mann-Betrieb des Gründers Hans Jürgen Iben arbeiten aktuell rund 75 Mitarbeiter*innen in den Bereichen Lebensmittel- und Umweltproben am Standort im Fischereihafen.  Das private, akkreditierte Prüflabor ist seit 2017 zudem Teil der international starken Ariana Holding Laboratories & Consulting Group. Seit neuestem werden – vom Team Iben entwickelt  – sogenannte PFAS im Trinkwasser oder in Lebensmitteln untersucht, auch als „gekommen, um zu bleiben“ umschrieben. Dabei handelt es sich laut Erwin Schuirmann, Geschäftsführer der Iben GmbH, bspw. um schwer abbaubare Teflon- oder Silikonrückstände wie wir sie von Pfannen oder auch regenabweisenden Freizeitjacken kennen. 

Die Geschäftslage „Am Lunedeich 157“ ist Programm. „Als wir von der Packhalle hierher umgezogen sind, war rings herum noch Freifläche“, erinnert sich Erwin Schuirmann an den einschneidendsten Moment des Unternehmens der vergangenen Jahre. Alle Zeichen standen damals deutlich auf Wachstum und die Investition am prosperierenden Standort Fischereihafen zu Beginn der Zweitausender-Jahre von rd. 2,5 Mio. Euro markierten einen Meilenstein in der Firmengeschichte, der bis heute trägt.

Die  gute Infrastruktur mit direkter Straßenanbindung führt dazu, dass nach wie vor schon mal Lkw-Fahrer auf ihrem Weg zur Warenbe- und entladung bei großen Fischproduzenten entlang des Fischereihafens Bremerhaven bei Iben stoppen, um Proben abgeben.

In der Seestadt sei man sehr zentral im Kern der heimischen Fischmittelindustrie beheimatet, mit großen Herstellern wie Deutsche See, Frosta und Iglo und zahllosen mittelständischen Unternehmen, so Schuirmann.

Mit Fisch fing alles an

Die Lebensmitteluntersuchungen, mit einem großen Augenmerk auf Fisch und Feinkost, zählen auch heute mit etwa 60 Prozent zum wichtigsten Geschäftsfaktor für das Labor Iben; der andere Part sind Umweltproben, die für die zahlreichen Kunden aus dem gesamten Bundesgebiet analysiert werden. Im Bereich der Umweltanalytik werden so Untersuchungen von Boden, Abfällen, Grund-, Trink- und Abwasser und auch die Analyse der Raumluft durchgeführt.

Schuirmanns Faible für Lebensmittel wurde schon früh geweckt. Der gebürtige Auricher ist in einer Bäckerei aufgewachsen und war dort mit allen dort verwendeten Zutaten schnell vertraut. Nach der Studienzeit in Münster, anschließender Promotion und beruflichen Stationen in Aachen, zuletzt beim Chemischen und Lebensmittel- Untersuchungsamt, ist Schuirmann in der Seestadt sesshaft geworden.

Weitere Expansion möglich

Während sich Wettbewerber am Markt verabschiedeten, ist man bei Labor Iben weiter am Ball. In der Folgezeit wurde der Firmensitz mehrfach erweitert und zuletzt 2016 die Büro- und Laborräume aufgestockt, begleitet und gefördert von der BIS Wirtschaftsförderung. Zur Ostseite des Grundstücks sei zudem weiteres Ausbaupotenzial vorhanden, so Schuirmann.

Erwin Schuirmann: „ Unsere Zentrale  wurde seinerzeit so auf dem firmeneigenen Grundstück von 5.000 qm platziert, dass neben der ansässigen Produktionshalle der Firma MikroStop noch ausreichend Expansionsfläche für zwei weitere Bauabschnitte vorhanden ist.“

„Weit über 500 zufriedene Kunden sind es wohl mittlerweile, Vertrauen ist dafür die Basis“, erklärt Schuirmann. Der Doktor der Naturwissenschaften und staatlich geprüfte Lebensmittelchemiker gehört dem Unternehmen bereits über drei Jahrzehnte an, seit 2011 ist er dessen Geschäftsführer. Seit 2021 ist Lebensmittelchemikerin Kerstin Lerch Mitgeschäftsführerin und für den Bereich Personal zuständig.

Breit aufgestellt

Ob physikalische, chemische, mikrobiologische, sensorische Prüfungen, DNA-Analysen oder die Bestimmung von Kontaminanten, das Untersuchungsfeld von Labor Iben ist groß, die benötigen Analysegeräte können laut Schuirmann schnell einen sechsstelligen Betrag erreichen, die benötigen Analysegeräte für diese unterschiedlichen Bereiche sind laut Schuirmann sehr umfangreich, wie zum Beispiel für das Flüssigkeitschromatografie (LC-MS/MS) oder Gaschromatographie (GC-MS/MS).  Als externe Berater erstellen die Sachverständigen bspw. HACCP-Konzepte und/oder geben direkt Vorort entsprechende Schulungen für ihre Kunden – somit ein Geschäftsmodell, das auf soliden Füßen steht.

Kenntnisse über Lebensmittelhygiene und die Einrichtung eines HACCP Konzeptes sind für jeden Pflicht, der Lebensmittel behandelt oder in Verkehr bringt. Jeder Lebensmittelunternehmer (dazu gehören übrigens auch Gastwirte) muss zudem durch Dokumente und Aufzeichnungen das betriebliche HACCP-Konzept nachweisen können. Die Experten des Labor Iben helfen bei der Erstellung des HACCP Konzeptes und den entsprechenden Dokumenten.

Auch bei Rückrufen zum Beispiel durch nicht gewollte Verunreinigungen in der Herstellung bspw. durch Glassplitter oder ähnliches, kommt den Analysen der entsprechenden Produkte eine besondere Bedeutung zu. Weiter sind bei Beanstandungen zumeist staatlich verordnete Gegenproben gefordert, beschreibt Schuirmann einen wichtigen Teil der umfangreichen Dienstleistungen.  Die Proben werden im Labor analysiert und die Ergebnisse in einem Expertengutachten beurteilt. In den Fällen, wo ein Verfahren vor Gericht behandelt wird, agiere man als akkreditiertes Labor samt Analyseteam auch als amtliche zugelassene Gegenprobensachverständige.

Der Kunde ist König

Schuirmann: „Der Kunde, beispielsweise ein großer bundesweit tätiger Einzelhändler, gibt vor, welche Lebensmittel in welchem Supermarkt eingekauft und anschließend auf Schadstoffe getestet werden sollen. Wenn diese Waren nicht geliefert werden, fahren wir auch mit unseren eigenen Kühlfahrzeugen, um deutschlandweit die für unsere Kunden passenden Produkte einzukaufen. Anschließend werden die Lebensmittel in unser Labor in Bremerhaven transportiert und entsprechend untersucht.“

Präzision und sachliche wissenschaftliche Analyse nach durch Gesetzesstandards festgelegte Grenzwerte mögen immer gleich sein, die Vielfalt der unterschiedlichen Analysebedarfe und Vorgaben machen es jedoch nach den Worten Schuirmanns immer wieder herausfordernd.

Einige weitere Beispiele aus dem Arbeitsalltag: Nährwertanalysen müssen genau deklariert werden, deswegen werden diese Parameter im Labor regelmäßig überprüft.

Bei den DNA-Untersuchungen im Hause könne bestimmt werden, so Schuirmann, ob die Tierart richtig deklariert wurde und es sich zum Beispiel bei dem Produkt wirklich um eine Pazifische Scholle  oder die deutlich teurere Nordseescholle handelt.

Mikroplastik noch unbedenklich, aber vermehrt ein Thema

Seit etwa zwei Jahren zählt die Untersuchung von Mikroplastik im Labor Iben als neuere Dienstleistung zum Portfolio. Gemeinsam mit dem Alfred Wegener Institut (AWI) habe man ein Forschungsprojekt zum Thema Mikroplastik in Fischen durchgeführt. „Geht Mikroplastik, das die Fische aufgenommen haben, auch in das Fischfilet über“, war eine Fragestellung. Das Fazit einer Studie des AWI mit Unterstützung des Labor Iben gibt zumindest vorläufige Entwarnung.  Trotz der enormen Mengen von Mikroplastik in den Meeren geht es nach heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen nur ein sehr kleiner Teil in das Fischgewebe über.

Zum Glück sind unsere Lebensmittel zum ganz großen Teil „in Ordnung“, Abweichungen bei nur wenigen Prozent aller Produkte machten es dennoch erforderlich, dem Übel auf die Spur zu kommen, so Schuirmann. Schließlich gebe der Gesetzgeber entsprechende Grenzwerte vor, bis zu welchem Grad die festgestellten Inhaltsstoffe unbedenklich für Mensch und Natur sind.

PFAS als neues Analyse-Produkt

Aufgrund eines neuen Nachfragetrends, den sogenannten PFAS mit von der EU festgelegten gesenkten Grenzwerten, die neu in den Gesetzeskatalog der zu untersuchenden Stoffe aufgenommen wurden, ist Erwin Schuirmann mit seinem Team frühzeitig in Vorleistung gegangen und hat 2022 in Analysegeräte und entsprechende Untersuchungskonzepte investiert. Mit gut zehn Monaten Laborarbeit im Vorfeld  sei man inzwischen „ready to go“ und habe Konzept und Hardware für PFAS ganz neu im Analysekoffer. „Damit gehört das Labor Iben zu den bundesweiten Vorreitern dieses Untersuchungsverfahrens“, freut sich Schuirmann.

PFAS werden auf verschiedenen Wegen in die Gewässer eingeführt, nämlich über Abwässer aus industriellen und kommunalen Kläranlagen, Löschschäume, Abschwemmung von mit PFAS kontaminierten Bodenbestandteilen (z. B. PFAS-belastete landwirtschaftliche Flächen, auf denen Industrieabfälle unsachgemäß entsorgt wurden) und auch über die Luft. Es handelt sich nach Schätzungen dabei um über 10.000 verschiedene Stoffe.

Landen PFAS einmal in der Umwelt, verteilen sie sich etwa im Wasser und Sediment und bleiben dort leider für sehr lange Zeit. Verwendet werden diese Stoffe in verschiedensten Produkten wie Imprägniermitteln, Backpapier, Outdoor-Kleidung, Rucksäcke, Pfannenbeschichtungen u.v.m.

Weitere Auszubildende willkommen

Während vor fünf, sechs Jahren die Rekrutierung des Nachwuchses kaum Probleme bereitete, sei das wachsende Problem mangelnder Fachkräfte mittlerweile leider inzwischen auch im Laborbereich angekommen, sagt Schuirmann. Aktuell seien fünf Auszubildende im Labor tätig, eine Auszubildende im Bürobereich. Viele von ihnen kommen bundesweit aus allen Ecken Deutschlands. Für neue Auszubildende im Labor oder dem Verwaltungsbereich haben Erwin Schuirmann und seine Kollegin Kerstin Lerch immer ein offenes Ohr.

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Starker Laborverbund

Seit Anfang 2017 gehört das Bremerhavener Labor Iben zum Verbund der Ariana Holding Laboratories & Consulting Group, ein konstant wachsender Laborverbund aus starken Marken und spezialisierten Laboratorien. Der Service endet nicht mit dem Erstellen von Analyseergebnissen, die Gruppe bietet den Kunden kompetente Beratung, Krisenmanagement, schwerpunktbezogene Betriebsaudits und vieles mehr.

Kunden profitieren von gebündeltem Fachwissen, die Verbundpartner selbst von Vorteilen wie beim gemeinsamen Einkauf von Laborausstattungen und Zubehör. Im starken Netzwerk kooperiere man zum Beispiel mit den führenden Entwicklern von Testsystemen und Testkits, so Erwin Schuirmann.


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