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Best Practices aus der Wirtschaft, GREEN PORT

Just in time – Weniger Abgase auf Außenweser

Containerfrachter, Autotransporter, Kreuzliner, Stückgutfrachter – die Zahl der Schiffe die jährlich über die Außenweser nach Bremerhaven kommen, ist immens.

In einem regionsübergreifenden Projekt sollen nun die Schiffsanläufe besser koordiniert und damit auch die Emissionen aus den Schornsteinen reduziert werden. „Digitale Außenweser“ ist der Name des Projektes und gleichzeitig der Grundgedanke der optimierten Schiffslenkung.

Wie können Arbeitsabläufe in den Häfen zusammengeführt, verschlankt, schneller und reibungsloser werden, um die Effizienz zu steigern? Diese Frage haben sich verschiedene Institutionen von der Hafengesellschaft bremenports über das Hansestadt Bremische Hafenamt, Reeder, Terminalbetreiber, Lotsen, Schlepperdienstleister und den Schiffsmeldedienst bis zum Wasser- und Schifffahrtsamt Weser-Jade-Nordsee gestellt. „Smart Port“ ist das Stichwort. Auf dem Weg dorthin ist jetzt nach 18 Monaten Arbeit die Vorstudie des Projektes fertiggestellt. Träger sind bremenports, der Terminalbetreiber Eurogate und das Hamburg Vessel Coordination Center (HVCC).

„Ein Ziel ist, die Geschwindigkeiten der Schiffe so anzupassen, dass sie genau zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sind – also just in time zu arbeiten“, erklärt Holger Bruns, Pressesprecher von bremenports. „Das spart natürlich Treibstoff und hat einen Umwelteffekt. Grundlegend geht es beim Projekt Digitale Außenweser darum, die Wettbewerbsfähigkeit der Häfen zu verbessern.“ Allein im Jahr 2021 haben mehr als 2600 Containerfrachter, rund 750 Autotransporter, 570 Stückgutfrachter und mehr als 30 Kreuzfahrtschiffe Kurs auf Bremerhaven genommen.

Bisher gibt es hier und im Revier der Außenweser aber keine koordinierte Kommunikation zur Schiffslenkung. „Die Weser ist mit ihren 35 Kilometern bis zur Nordsee ein anspruchsvolles Gebiet Um ein Schiff sicher von A nach B zu bekommen, sind viele unterschiedliche Akteure beteiligt“, sagt Holger Bruns. Das Problem: Es gibt keine gemeinsame Kommunikation unter diesen Akteuren, sondern alles läuft bisher einzeln und getrennt. „Was wir gründen wollen, ist eine gemeinsame Plattform, von der die Schiffsangelegenheiten optimal und transparent geregelt werden“, so Bruns.

Eine gemeinsame Kommunikation schaffen

Betrachtet und analysiert wurden im Rahmen der Vorstudie unter anderem die Schiffsbewegungen auf der Weser, das Schiffsaufkommen, aber auch die Hafenplanung. „Aktuell ist es so, dass nur für die nächsten 16 Stunden die Informationen vorliegen, welche Liegeplätze besetzt oder frei sind“, erklärt Holger Bruns. „Wenn heute ein Schiff zum Beispiel in England losfährt, weiß der Kapitän nicht, ob bei der Ankunft in Bremerhaven die Fracht sofort gelöscht werden kann.“ Durch die „Digitale Außenweser“ soll das zukünftig anders sein.

Aufgrund der vorliegenden Daten und transparenten Absprachen können Reeder und Schiffe einschätzen, wann sie bestenfalls in der Seestadt für die Abfertigung ankommen und quasi schon auf der Strecke „von Gas gehen“. Dadurch wird weniger Treibstoff verbraucht, die Reeder sparen Geld und die Emissionen sinken. Der Stau von Schiffen, die draußen in Außenweser in Warteposition auf Reede liegen, reduziert sich ebenfalls. Holger Bruns: „Auch das trägt natürlich zur Senkung der Abgase bei, weil die dort ankernden Schiffe Anker ihre Schiffsdiesel laufen lassen müssen.“

Im nächsten Schritt soll für die Digitale Außenweser der Schiffsverkehr von Bremerhaven die Weser aufwärts bis nach Bremen betrachtet und mit eingebunden werden. „Das Schiffsaufkommen hier ist beträchtlich und fließt selbstverständlich in den reibungslosen und pünktlichen Ablauf der Zukunft mit ein“, so Bruns. „Welches Schiff legt wann an und ab? Wer nutzt die Flutwelle und in welchen Reihenfolgen fahren die Schiffe anhängig von ihrer Ladung und ihrem Tiefgang?“

Neue Organisationsstruktur nötig

Um alles das von Bremen weserabwärts über Bremerhaven bis in die Nordsee zu koordinieren, ist eine neue Organisationsstruktur notwendig. „Das muss aus einer Hand passieren“, betont Bruns. „Die digitale Anlaufsteuerung auf der Weser wird zentral gelenkt und betreut werden – versorgt mit den Informationen von allen Beteiligten, um einen reibungslosen und zielgerichteten Ablauf in den Häfen zu gewährleisten.“

Der Aufbau dieser Strukturen mit Betriebskonzept und Betreiberkonsortium wird einer der nächsten Schritte auf dem Weg zur Digitalen Außenweser. Doch damit ist längst nicht Schluss beim Einsparen von Emissionen, Fahrtzeit und Wartezeit vor den Häfen. Holger Bruns: „Perspektivisch kann das ein Kooperationsprojekt der norddeutschen Seehäfen werden. Denkbar ist gemeinsame Anlaufsteuerung mit Wilhelmshaven und Hamburg.“


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