Hafenloks rangieren grün mittels Biokraftstoff
Als erster Seehafen Deutschlands fährt Bremerhaven zukünftig mit nahezu emissionsfreien Loks. Ab sofort tanken die 15 Rangierlokomotiven der Hafeneisenbahn nur noch den Biokraftstoff HVO100 (Hydrotreated Vegetable Oil). Der Dieselersatz wird aus biologischen Rest- und Abfallstoffen wie zum Beispiel pflanzlichem Speiseöl hergestellt und ist zudem frei von Palmöl.
„Ich weiß, Salatöl darf ich nicht sagen“, startete die Bremer Senatorin für Wissenschaft und Häfen, Dr. Claudia Schilling, den Tankbetrieb am Stellwerk im Stadtteil Speckenbüttel humorvoll und machte damit gleichzeitig klar, wie unkompliziert die Umstellung des Kraftstoffs für die Rangierloks im Hafen ist. „Ich finde es fantastisch, dass wir hier jetzt Treibstoff aus Gemüse- und Ölresten verwenden, die nicht als Nahrung für Menschen oder Tiere gebraucht werden.“
Die Motoren der Dieselloks verarbeiten den Naturkraftstoff nach Angaben der Lokbetreiber mit leichten Anpassungen problemlos und auch die Tankstelle der Deutschen Bahn muss für HVO nur leicht modifiziert werden. Von der Freien Hansestadt Bremen fließen dafür 200.000 Euro in das Projekt. Aktuell sind im Bremerhavener Seehafen drei Eisenbahnunternehmen als Rangierdienstleister aktiv. Die Loks der DB Cargo AG, der Eisenbahnen- und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser GmbH (EVB) und der FLEX Bahndienstleistungen GmbH bedienen die hafeninterne Strecke von den Gleisen der Vorstellgruppe zu den Terminals und zurück.
Rund 90% weniger Treibhausemissionen
„Die insgesamt 15 Loks sind an gut 360 Tagen im Jahr im Einsatz. Dabei verbraucht jede Lok etwa 80.000 Liter Diesel. Durch den Einsatz von HVO verursachen wir zukünftig rund 90 Prozent weniger Treibhausemissionen“, erklärte Iwen Krämer, Referatsleiter Hafenwirtschaft und Schifffahrt in der senatorischen Behörde. „Auf dem Weg zum emissionsfreien Hafen gehen wir damit einen sehr wichtigen und substanziellen Schritt.“ Unter dem Arbeitstitel „Greenports“ arbeitet das Land Bremen gemeinsam mit der landeseigenen Hafengesellschaft bremenports bereits seit zehn Jahren an der Senkung der Emissionen im Hafenbetrieb in allen Bereichen.
Gestartet wurde das Projekt „HVO für Hafenloks“ im Mai 2020 gemeinsam von der senatorischen Behörde, den Rangierdienstleistern und der DB Energie mit dem Antrag an den Klimaschutzfonds des Landes Bremen. „Der ermittelte Ausstoß von CO2 pro Lokomotive liegt bei 208 Tonnen pro Lokomotive und Jahr. Der damalige Förderantrag basierte noch auf Gas to Liquid (GTL) als synthetischem Kraftstoff und 156 Tonnen Einsparung CO2 pro Lok und Jahr. Bei HVO liegen wir jetzt wesentlich höher“, betont Iwen Krämer.
Eine Übergangslösung?
„Das ist aus technischer Sicht ein Schritt ins Neuland und wir sind zuversichtlich, dass die praktische Umsetzung reibungslos funktionieren wird“, sagte Sebastian Doderer, Sprecher des Arbeitskreises Schiene der deutschen Seehäfen. „Trotz dieses großen Fortschritts ist es sehr wichtig, dass wir die Umweltverträglichkeit im Rangierbereich weiter ausbauen. Das ist eine große Herausforderung, denn es gibt heute zum Dieselmotor keine wirkliche alternative Antriebsart auf den Rangierloks. Durch HVO können wir die bestehenden Loks weiter betreiben, bis die Möglichkeiten beim Wasserstoff oder Elektroantrieben praxistauglich sind.“
Um den praktischen Betrieb der HVO-Loks einzuläuten, trat Senatorin Claudia Schilling anschließend an die Tankstelle, ergriff den Zapfhahn und die Gelegenheit für den passenden Abschluss des Termins. „Nun freue ich mich darauf, dass wir mit der Betankung loslegen – und die Lok dann auch fährt.“ Was sie definitiv tat und gemeinsam mit den 14 anderen Hafenloks zukünftig dieselfrei und emissionsarm tun wird.