Nachhaltig wirtschaften, zukunftsfähig wachsen
Festmachen in Bremerhaven
x
GREEN CLIMATE, Nachhaltigkeit, Naturschutz, Neues aus Forschung, Bildung, Wissenschaft, Ressourceneffizienz

Blaue Zukunft für grüne Welt

Die Blue Economy ist eine der Schlüsselindustrien für mehr Nachhaltigkeit.

Der Schutz der Meere und ihrer Ressourcen soll zum Fortbestand der Menschheit beitragen und ist intensiv mit den Zielen der Green Economy verbunden. Die 1. Bremerhavener Konferenz für Blue Economy und Fischverarbeitung hat am 15. und 16. März 2023 im Fischbahnhof stattgefunden. Organisator Martin Schüring vom Technologie-Transfer-Zentrum (ttz) Bremerhaven zieht im Interview eine Bilanz und gibt Ausblicke auf die Entwicklung der Blue Economy

Frage: Herr Schüring, die 1. Konferenz für Blue Economy in Bremerhaven – wie ist es dazu gekommen?

Martin Schüring: Angestoßen wurde das von der Fischereihafen Betriebsgesellschaft (FBG) nach einem Besuch in Island. Dort gibt es ja schon den Icelandic Ocean Cluster – ein perfekter Seacluster, in dem die Kompetenzen gebündelt werden, wo alles verwertet wird, man die Wertstoffströme koppelt, Kollagen, bioaktive Peptide oder Leder aus Fisch herstellt. Also wirklich eine nachhaltige Fisch- und Fischverarbeitungswirtschaft. Bremerhaven hat da jede Menge Potenzial von der Wirtschaft bis zur Wissenschaft und das wollen wir mit Veranstaltungen wie der Blue Economy Conference nutzen.

 

Frage: Die Konferenz war international besetzt und mit deutsch-englisch auch zweisprachig. Also mehr als ein erster Aufschlag mit buntem Programm?

Martin Schüring: Ganz unbedingt – das zeigt allein schon die Förderung durch den European Maritime and Fisheries Fund (EMFF). Das Konzept haben wir zusammen mit isländischen Fachleuten in Zusammenarbeit mit der örtlichen Gruppe erarbeitet. Betrachtet man sich die Bandbreite der Referenten und Themen sowie die Beteiligung, haben wir Bremerhaven mit dieser Konferenz eindeutig in der internationalen Blue Economy ganz vorn positioniert.

 

Frage: Was genau heißt das in Zahlen, Namen und Themen?

Martin Schüring: Wir hatten vor Ort und online zugeschaltet rund 130 Teilnehmer. Unsere Referenten kamen unter anderem aus Island, Schweden, Norwegen, den Niederlanden, Dänemark und Deutschland. Die spannenden Ansätze und Projekte zur nachhaltigen Fischwirtschaft reichen von Kollagen und Öl aus Fischresten über Wasseraufbereitung in der Aquakultur und Fischverarbeitung sowie umweltfreundlichen Verpackungen bis hin zu intelligenter Produktionstechnik und Fischzucht-Futter aus Bakterien, die Co2 und grünen Wasserstoff verwerten.

 

Frage: Was sind denn nun die Impulse, die von der 1. Bremerhavener Blue Economy Conference ausgehen?

Martin Schüring: Ganz klar: Ressourcenausnutzung und Ressourceneffizienz. Wir wollen nicht weiterhin alles durch die halbe Welt transportieren. Die regionale Wertschöpfungskette ist extrem wichtig. Wie können wir Prozesse optimieren – in der Verarbeitung und auch energetisch? Es geht um Clusterbildung: Wirtschaft, Wissenschaft und auch über die Fisch- und Seafoodbranche hinaus mit integrierten Wertschöpfungsketten. Technologisch sind wir in der Fischverarbeitung gut aufgestellt – aber was machen wir mit allem, was nicht Filet ist. Was machen wir intelligent mit den restlichen Produkten? Für mich ist ein sehr gutes Beispiel die Krabbenpulmaschine, die aktuell vom Thünen-Institut hier im Fischereihafen entwickelt wird. Im Klartext heißt das: Keine Krabben mehr zum Pulen nach Marokko und Verwertung des Chitins aus den Schalen zum Beispiel in der Medizin, statt sie wegzuwerfen.

 

Frage: Heißt das, dass die Blue Economy zukünftig auch branchenübergreifend mit ihren Produkten arbeiten wird?

Martin Schüring: Das ist das erklärte Ziel. Lange Zeit wurde nur geguckt, wie Reste aus der Fischverarbeitung möglich effektiv in der Tierfutterproduktion wie Fischmehl eingesetzt werden können. Darüber sind wir hinaus und wollen auch in kosmetische und pharmazeutische Anwendungen gehen – wie zum Bespiel mit bioaktiven Peptiden.

 

Frage: Welche Ergebnisse und Perspektiven bringt die 1. Bremerhavener Blue Economy Conference speziell für den Wirtschaftsstandort hier?

Martin Schüring: Jede Menge. Ein Beispiel für mich ist der Beitrag von Dr. Luger Wess von der Firma 350ppm Biotech, der eine Testproduktion für Fischfutter aus Bakterien unter Verwendung von CO2 und grünem Wasserstoff aufbaut – aktuell in Portugal, weil er dort die entsprechende Infrastruktur vorgefunden hat. Das ist eindeutig ein potenzieller Partner für das Wasserstoff-Netzwerk und die Lebensmittelwirtschaft hier vor Ort und damit perspektivisch eine innovative Neuansiedlung am Standort Bremerhaven – wenn dann alle Parameter stimmen und sich die Zusammenarbeit ergibt. Eine private Stadtführung mit Wasserstoff- und Institutstour haben wir auf jeden Fall schon mal mit ihm gemacht.

 

Frage: Wie geht es weiter mit der Blue Economy und dem Austausch? Gibt es eine zweite Konferenz?

Martin Schüring: Das ist unser Ziel. Bremerhaven wird sich in diesem Bereich positionieren. Ein klares Signal dafür ist auch der Aufbau des Food- und Innovationshubs hier im Fischereihafen in der Halle 10. Wir werden mit Partnern und Netzwerken, mit Clustern aus Island, Dänemark oder den Niederlanden eng zusammenarbeiten und die Blue Economy im intensiven Austausch voranbringen – auch hier in Bremerhaven und das sicherlich auch mit einer 2. Blue Economy und Fish Processing Conference.

 


Einen Kommentar schreiben:

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht!. Erforderliche Felder sind mit einem Sternchen markiert *

^ nach oben