Nachhaltig wirtschaften, zukunftsfähig wachsen
Festmachen in Bremerhaven
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Best Practices aus der Wirtschaft, GREEN PORT

Maritimes Müllsammeln erfolgreich und nachhaltig

Die Idee ist eben so einfach wie genial: Ein schwimmender Papierkorb im Wasser, der selbständig Müll herausfischt. Genau das ist der Seabin.

Seit gut zwei Jahren säubert der maritime Mülleimer die Häfen in Bremerhaven auf umweltschonende Art. Die Hafengesellschaft bremenports zieht eine äußerst positive Bilanz und denkt über einen Ausbau der Seabin-Flotte nach.

„Dauert nicht mehr lange – dann geht es wieder los“, sagt Stefan Rademacher und legt seine Hand auf die hüfthohe Konstruktion des Seabins. Der bremenports-Mitarbeiter steht in einer Lagerhalle am Kaiserhafen und hier warten aktuell auch die beiden Seabins auf ihren Einsatz. Im Winter werden die schwimmenden Mülleimer aus dem Wasser geholt, damit sie durch Eis, Schnee und Frost keinen unnötigen Schaden nehmen. „Die sind aber sonst sehr robust“, sagt Stefan Rademacher. Recycelter Kunststoff, Nirosta-Stahl, dicke Tampen – viel kaputtgehen kann am Seabin tatsächlich nicht.

„Das Prinzip ist total einfach. Der Seabin treibt zwischen zwei Schwimmpontons im Wasser. Unter dem Seabin ist eine Pumpe, die Wasser ansaugt und abstößt. Dadurch entsteht quasi ein Unterdruck, der den Bin nach unten zieht. Das Wasser läuft über die Kante in den gut 15 Liter großen Auffangbehälter – und damit auch vorhandener Müll aus dem Hafenbecken“, erklärt Stefan Rademacher. Die Bilanz für das Jahr 2022 ist beachtlich: Rund 1500 Kilogramm Müll hat bremenports auf diese Art einfach und umweltgerecht aus den Hafenbecken gefischt.

Harbor Bin

Das reicht vom Joghurtbecher über Plastiktüten und Styropor bis zu Treibgut wie Reet, dass über die Schleusen in den Hafen gelangt. Eingesetzt werden die beiden Seabins im Überseehafen und im Fischereihafen und regelmäßig von bremenports geleert. Die Erfolgsbilanz der beiden schwimmenden Abfallsammler hat inzwischen auch die Auszubildenden inspiriert.  Eine Vierergruppe hat eine eigene, nachhaltige Seabin-Variante konstruiert und gebaut, die ein ähnliches Prinzip hat, aber mit hauseigenen Mitteln zum Prototyp ausgereift wurde.

„Wir haben einen rechteckigen Metallrahmen aus Stahlresten geschweißt und dann nach passenden Auftriebskörpern für die Schwimmkonstruktion gesucht“, erzählen Simon Kelm  und Justin Kimmich. Die Lösung: verschließbare, kleine blaue Plastikfässer, die unter dem Stahlrahmen angebracht sind. „Sowas gibt es überall in der Industrie und das landet sonst im Plastikmüll“, so die Azubis. Stattdessen sammelt der selbstkonstruierte, schwimmende Mülleimer über den Behälter in der Mitte mit Hilfe der Absenkpumpe nun zumindest bei Testeinsätzen als Prototyp den Abfall aus dem Wasser.

Harbor Bin haben sie ihre Konstruktion genannt. „Gekostet hat das Ganze etwa 500 Euro. Der Seabin in der Ursprungsversion kostet 5000 Euro“, rechnen die umweltengagierten Azubis vor – schränken dann aber auch lachend kurz ein. „Das sind natürlich nur die Materialkosten. Wir haben das Gerät ja als Projekt während unserer Arbeitszeit gebaut.“ Ein überzeugender Einsatz, der dem Azbui-Team jetzt den ersten Platz im Regionalwettbewerb von Jugend forscht eingebracht hat. Im März geht es mit dem selbstkonstruierten, maritimen Abfallkollektor in den Landeswettbewerb. Angedacht ist der Betrieb in Angelteichen, Seen oder Badeteichen.

Wenig Aufwand mit großem Ergebnis

Zu dieser Zeit wird Stefan Rademacher gemeinsam mit einem Kollegen auch die beiden Seabins mit den Schwimmpontons per Hublader wieder in die Hafenbecken setzen. „Das dauert inklusive Montage und Anfahrt gerade mal eine halbe Stunde. Wenig Aufwand mit großem Ergebnis“, erzählt Stefan Rademacher. Deshalb denkt bremenports auch darüber nach, die Zahl der Seabins zu erhöhen. „Der Vertrieb in Europa wurde vom Hersteller zwar aktuell eingestellt – wir behalten aber Nachfolgemodelle im Auge“, betont Katja von Bargen, zuständig für die Hafenentwicklung. „Neuen Entwicklungen auf dem Gebiet sind wir absolut offen.“ Zumindest eine Möglichkeit gibt es jetzt schon: der preisgekrönte Abfallkollektor aus dem eigenen Haus.


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