Von der Green Economy zur Green City Bremerhaven
Eine Perspektive für die Wirtschafts-, Beschäftigungs- und Stadtentwicklung in Bremerhaven?
Die Autoren Nischwitz und v. Bestenbostel untersuchten im Auftrag der Arbeitnehmerkammer Bremen die Anschluss- und Tragfähigkeit des Green Economy-Ansatzes als ein strategisches Zukunftsfeld für die Seestadt. Neben Analysen von Potenzialen und Bedarfen in der Bremerhavener Wirtschaft- und Stadtentwicklungspolitik wurde ein besonderer Schwerpunkt auf den Arbeitsmarkt gelegt. Die Autoren schlagen vor, mit dem inhaltlich weiter gefassten Leitbild einer „Green City Bremerhaven“ eine umfassendere gesamtstädtische Perspektive auf die zukünftige Entwicklung von Bremerhaven zu wählen. Lesen Sie nachfolgend die weiteren Empfehlungen.
2027: Verständigung auf eine Green City Bremerhaven
Der Green Economy-Ansatz verfügt in Bremerhaven über vielfältige Anknüpfungspunkte und Entwicklungspotenziale. Dennoch erscheint es sinnvoll, mit dem inhaltlich weiter gefassten Leitbild einer „Green City Bremerhaven“ eine umfassendere gesamtstädtische Perspektive zu wählen. Inhalte des Green Economy Ansatzes können so mit einer nachhaltigen und klimaorientierten Stadtentwicklungs- und Beschäftigungspolitik verknüpft werden. Das Ziel: sich bis zum 200-jährigen Geburtstag der Seestadt im Jahr 2027 in der Kommunalpolitik und Stadtgesellschaft auf einen integrierten und nachhaltigen Entwicklungsansatz einer Green City zu verständigen und diesen anhand konkreter Umsetzungsprojekte erlebbar zu machen.
Die vielfältigen Herausforderungen verdeutlichen den Bedarf an eine Überprüfung der bisherigen politischen Gestaltungsansätze. Notwendig erscheinen ein proaktiverer und zukunftsorientierterer Gestaltungsanspruch der Kommunalpolitik und damit ein Paradigmenwechsel in Bremerhaven: Weg von einer Politik, die eher auf Krisen reagiert, hin zu einer innovativen Gestaltung einer nachhaltigen Entwicklung. Dabei müssen Wirtschafts-, Beschäftigungs- und Stadtentwicklungspolitik im Sinne einer Green City zusammen behandelt werden. Bezogen auf die drei behandelten Handlungsfelder bedeutet dies:
Handlungsfeld Wirtschaft
Angesichts der veränderten Rahmenbedingungen stellt sich nicht mehr die Frage, ob die Ausrichtung auf eine Green Economy erforderlich sei. Sondern, ob es der Bremerhavener Wirtschaftspolitik gelingt, diesen Transformationsprozess erfolgreich zu unterstützen. Hierfür bedarf es allerdings umfassenderer Schritte als einer modellhaften Entwicklung eines Gewerbegebiets (Lune Delta). Die Lösung von einer eher projektorientierten Vorgehensweise impliziert eine strategische Neuausrichtung der gesamten Wirtschaftspolitik auf die Green Economy. Die größte Herausforderung, aber auch Chance, birgt dabei die Initiierung einer erfolgreichen Transformation im Bestand (u. a. Maritime Wirtschaft und das Handwerk sowie bestehende Gewerbegebiete).
Handlungsfeld Beschäftigung
Angesichts des weiter bestehenden Mangels an Ausbildungsplätzen in Bremerhaven und absehbaren Engpässen in der Bedienung eines wachsenden Fachkräftebedarfs braucht es eine breit aufgestellte „Fachkräftestrategie Green Economy Bremerhaven“. Das Angebot zukunftsfähiger Studienfächer sowie Ausbildungs- und Arbeitsplätze ist ein wesentlicher Baustein, um als Wirtschaft-, Arbeits- und Wohnstandort im Sinne einer Green City positiv wahrgenommen zu werden. Dies kann die Stärkung einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten gewerblich-technische Berufsorientierung sein oder eine Unterstützung von Inhouse-Qualifizierungen z. B. zur Erhöhung einer betrieblichen Energie- und Umweltkompetenz.
Handlungsfeld Stadtentwicklung
Die projektorientierten Ansätze in Bremerhaven, die auf eine klimaneutrale, funktions- und nutzungsgemischte Entwicklung von Quartieren oder eines Gewerbegebietes zielen, sind zu bündeln und aufzuwerten, indem sie tragende Elemente einer nachhaltigen Stadtentwicklungsstrategie werden. Die Wegebeziehungen zwischen den Stadtteilen und Quartieren sowie ein klimaneutrales und multimodales Verkehrs- und Mobilitätssystem sind auf- und auszubauen. Eine zentrale Bedeutung sollte hierbei das bislang nur angekündigte räumliche Leitbild für Bremerhaven (Integriertes Stadtentwicklungskonzept, ISEK) übernehmen.
Unterstützung gesucht!
Trotz der aufgezeigten Anschlussfähigkeit ist der Green Economy- und Green City-Ansatz in Bremerhaven kein kommunalpolitischer Selbstläufer. Es bedarf sowohl einer aktiven Unterstützung als auch eines gesellschaftspolitischen Drucks in der Seestadt, um die notwendige Neuausrichtung einzuleiten. Angesprochen sind Vertreter:innen aller Kammern, aus den engagierten Unternehmen und den Gewerkschaften sowie den vielen zivilgesellschaftlichen Initiativen. Dabei sind von der Kommunalpolitik verbindlichen Zusagen einzufordern, was die Durchführung eines breiten Beteiligungsprozesses und die Berücksichtigung der erarbeiteten Ergebnisse betrifft.
Dieser Beitrag wurde zitiert aus dem Policy Brief Nr. 4 des Instituts Arbeit und Wirtschaft. Die vollständigen Projektberichte stehen hier zum Download bereit.