Emissionen im Hafen auf null – Gemeinschaftsprojekt ist gestartet
Die deutschen Seehäfen arbeiten gemeinsam an der Reduzierung von Abgasen im Hafen
ZeroEmission – Null Emission, das ist das erklärte Ziel der Hafengesellschaft bremenports. Gemeinsam mit allen anderen deutschen Seehäfen wird aktuell ein Projekt gestartet, das die Abgase von Schiffen während der Liegezeiten in den Häfen und auf See extrem reduzieren soll. Dafür wurde bereits im Mai eine gemeinsame Erklärung unterschrieben, mit der die Ziele von ZeroEmission@Berth festgelegt werden.
„Dieses Gemeinschaftsprojekt ist einzigartig. Zum allerersten Mal haben dadurch alle deutschen Seehäfen zusammengefunden. Bisher hat jeder Hafenstandort meist für sich allein gearbeitet“, betont Uwe von Bargen, Direktor für Umwelt- und Nachhaltigkeitsangelegenheiten für die bremischen Häfen. Mitglieder bei ZeroEmission@Berth sind die neun Seehafengesellschaften
- bremenports,
- Brunsbüttel Ports,
- Hamburg Port Authority
- Jade Weser Port
- Port of Kiel
- Lübeck Port Authority
- Niedersachsen Ports
- Rostock Port
- Seehafen Wismar.
Auch Reedereien sollen daran arbeiten, Emissionen zu reduzieren
Möglich wurde das Gemeinschaftsprojekt durch das verbindende Thema Umwelt und Klimaschutz in den Häfen. „Die öffentlichen Mittel für die Häfen sind begrenzt. Uns treibt als verantwortungs- und umweltbewusste Hafenstandorte die Sorge um, dass das Geld nicht in die richtigen Projekte fließt“, erklärt Uwe von Bargen. Natürlich müsse die maritime Logistikkette ihren Beitrag zum Klimaschutz und zur Emissionssenkung beitragen. Doch die wichtige Frage sei wie und in welchen Bereichen. Deshalb sollen gemeinsam Konzepte entwickelt werden, die auch die Reedereien mit einbeziehen.
„Die Häfen sind nicht verantwortlich für die Emissionen, die von Schiffen verursacht werden. Unser Ziel ist deshalb die Null-Emission bei der Liegezeit im Hafen und das ohne den weiteren Aufbau von Landstromanlagen“, betont Uwe von Bargen. „Darum wollen wir im gesamten maritimen Netzwerk nach Lösungen suchen, die in den jeweiligen Bereichen für eine Dekarbonisierung sorgen – also auch mit Lösungen an Bord der Schiffe, die sich idealerweise auch auf den Betrieb auf See auswirken. 95 Prozent der Emissionen eines Schiffes entstehen während der Fahrt“, sagt Uwe von Bargen.
Bremische Häfen streben bis 2023 CO2-Neutralität an
Geld ausschließlich in Landstromanschlüsse für Seeschiffe zu investieren, würde immense Kosten verursachen, so der Nachhaltigkeitsexperte. So würden allein die zurzeit geplanten acht Landstromanschlüsse in Bremerhaven rund 36 Millionen Euro kosten, die aus einem Bundesprogramm finanziert werden. Damit solle die Landstromversorgung in Bremen bis 2023 sichergestellt werden. Wünschenswert sei es, wenn der Bund künftig auch an anderer Stelle Mittel für die Reduktion der Hafenemission zur Verfügung stelle, so von Bargen. Zum Beispiel in Photovoltaik-Anlagen, Elektromobilität, für Hafenschiffe ohne fossile Verbrennungsmotoren und moderne Gebäudetechnik.
Nicht von ungefähr seien die Bremischen Häfen für ihre hervorragenden Leistungen in 2020 mit dem NordWest Award für die Einsparung von CO2 ausgezeichnet worden. „Tatsächlich haben wir in den Bremischen Häfen die CO2-Emissionen allein von 2011 bis 2019 um 75 Prozent reduziert und wollen bis 2023 die CO2-Neutralität erreichen.“
Landstrom keine wirkliche Alternative
Um aber Klimaschutz in den Häfen auch bei Schiffen zu praktizieren, sei Landstrom keine wirkliche Alternative. „Der Strom an Bord der Schiffe wird für 10 bis 14 Cent pro Kilowattstunde produziert. Aus Landstromquellen kostet der Öko-Strom im Einkauf zwischen 26 Cent und 30 Cent“, rechnet von Bargen vor. „Wir wollen deshalb den Schiffsbetreibern mit der Initiative ZeroEmission@Berth die Hand reichen und gemeinsam Alternativen zum Schiffsbetrieb ohne fossile Treibstoffe aufzeigen.“ Vor allem auf See sei das zukünftig eine unverzichtbare Entwicklung.
Mit grünem Wasserstoff betriebene Schiffe seien eine Möglichkeit. „In Belgien, Frankreich und Norwegen fahren bereits Schiffe mit diesen Antrieben. Aber auch mit anderen emissionsfreien oder emissionsarmen Antrieben gibt es bereits Schiffe“, erzählt Uwe von Bargen. So lasse die dänische Maersk-Reederei aktuell acht neue Containerfrachter für den Einsatz mit CO2-freien Methanol-Antrieben bauen. Mit 150 Millionen Euro pro Stück liegt der Preis gut 15 Prozent höher als bei einem herkömmlichen Verbrennungsmotor.
Die Brennstoffzelle für den Betrieb von Schiffen sei aktuell für die zivile Schiffart in der Weiterentwicklung. „Ein Problem ist neben der Treibstoffverfügbarkeit und Verwendung an Bord zum Beispiel der Seegang– aber auch daran wird gearbeitet. Bei Liegezeiten wäre das aber kein Problem und wird für den Bordstrom in der Kreuzfahrtindustrie vereinzelt bereits eingesetzt“, so von Bargen.“ Ein Lösungsansatz für emissionsfreie Liegezeiten in den Häfen sei auch der Einsatz von Batterien. „Die werden auf der Fahrt aufgeladen und die gespeicherte Energie wird dann während der Liegezeit im Hafen genutzt. Der Hilfsdiesel für die Bordstromerzeugen kann abgeschaltet werden“, erklärt Uwe von Bargen. Einige Reedereien würden dies bereits tun.
Projekt „ZeroEmission@Berth“ soll Aufklärungsarbeit leisten und Lösungen für eine emissionsfreie Zukunft aufzeigen
„Wir wollen die Ziele von ZeroEmission@Berth gemeinsam mit vielen Beteiligten umsetzen und mit Leben füllen. Dazu gehört im Wesentlichen ein Innovationswettbewerb, mit dem wir neue Lösungen mit unseren maritimen Partnern aufzeigen und in Einsatz bringen wollen“, erzählt Nachhaltigkeitsexperte von Bargen. In den Rubriken Konzepte, Prototypen und existierende Lösungen können StartUps, wissenschaftliche Einrichtungen, Maschinenbauer oder Reedereien ihre Vorschläge in Kürze beim neuen Netzwerk der deutschen Seehäfen einreichen.
Unterstützt wird die Initiative vom Maritimen Cluster Norddeutschland. Entstehende Kosten werden von den beteiligten Hafengesellschaften getragen. Uwe von Bargen: „Unser Projekt ZeroEmission@Berth soll bis Ende August 2022 laufen. Wir sehen uns einfach in der Verantwortung, aufzuklären und gemeinsam mit allen Beteiligten in der Schifffahrt eine Lösung für eine emissionsfreie Zukunft zu finden.“