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Festmachen in Bremerhaven
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Dr. Saskia Greiner

copyright: Hartmann von der NZ

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Über den Energieträger der Zukunft

Grüner Wasserstoff gilt als eine wichtige Zukunftstechnologie und Hoffnungsträger der Energiewende. Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft BIS hat mit Saskia Greiner eine Innovationsmanagerin für Wasserstofftechnologie an Bord. Im Interview erklärt sie, was die Technologie so wichtig macht – und welche Rolle sie für Bremerhaven spielt. 10 Fragen an Saskia Greiner (erster Teil des Interviews, der zweite erscheint in wenigen Tagen.)

1) Wie funktioniert die Technologie grüner Wasserstoff? 

Saskia Greiner: „Wasserstoff kommt überall auf der Erde in gebundener Form vor. Die häufigste Verbindung ist, klar: Wasser. Er ist aber auch in Erdöl, Erdgas und Mineralien gebunden. Bevor man Wasserstoff als Energiespeicher nutzen kann, muss dieser also aus Wasser oder anderen Stoffen, in denen Wasserstoff gebunden ist, gewonnen werden. Dabei wird heute ein Verfahren häufig angewendet: die Elektrolyse. Wasserstoff wird aus Strom (also: Zufuhr von Energie) und Wasser gewonnen. Aus dem Wasser entsteht Wasserstoff und Sauerstoff, aber, und dies ist wichtig: kein klimaschädliches CO2. Der so produzierte Wasserstoff speichert die zugeführte Energie. Bei Bedarf wird diese in einer Brennstoffzelle wieder freigegeben. „Grün“ ist der Wasserstoff dann, wenn er direkt aus grünem Strom, z.B. aus Windenergie oder aus Biogas hergestellt wird.

2) Welche Einsatzmöglichkeiten gibt es bereits?

Grüner Wasserstoff gilt als der „Energieträger der Zukunft“. Es gibt sehr viele und unterschiedliche Anwendungen. Einige Beispiele: Im Transportsektor als Kraftstoff für wasserstoffbetriebene Schiffe und Fahrzeuge wie Lastwagen, für Busse, für alle Arten von Nutzfahrzeugen oder in Zügen. Ein solcher Zug fuhr bereits als Prototyp erfolgreich auf der Strecke von Bremervörde über Bremerhaven nach Cuxhaven und wird ab 2021/2022 dort standardmäßig eingesetzt werden. Schiffe können mit Wasserstoff statt mit Schweröl fahren. Ein Wasserstoff-Gasgemisch wurde früher schon als „Stadtgas“ in der Gasversorgung von Städten verwendet. Es entstand bei der „Vergasung“ von Kohle. 

Wasserstoff könnte sogar langfristig das Erdgas ersetzen. Wasserstoff-betrieben Heizungen sind schon heute verfügbar. Grundsätzlich gilt: Wasserstoff ist ein Grundstoff der Industrie. Er wird beispielsweise in der Stahlindustrie, zur Herstellung von Düngemitteln und Sprengstoffen, aber auch bei der Fetthärtung in der Lebensmittelindustrie benötigt. Heute werden bereits rund 600 Mrd. m³ Wasserstoff (rd. 30 Mio.t) für zahllose Anwendungen in Industrie und Technik produziert. Tendenz: der Bedarf steigt.

3) Wo sehen Sie einen Schwerpunkt?

Einen Schwerpunkt sehe ich klar in der industriellen Anwendung. Damit kann es uns gelingen, schnell große Mengen CO2 einzusparen, was wichtig ist, um eine weitere Erhitzung des Klimas zu vermeiden. Beispielsweise in der Stahlindustrie. Für Bremerhaven ist ein Schwerpunkt der Transport. Auch in Lastwagen und Schiffen ist Wasserstoff eine klimafreundliche Treibstoff-Alternative. Künftig wird es auch als Energiespeicher in einem autarken grünen Energiesystem eingesetzt werden können. Daran forscht derzeit die Hochschule in Bremerhaven mit dem Projekt „Wasserstoff – Grünes Gas für Bremerhaven“.

4) Wo liegen die Probleme?

Ein Problem ist die Verfügbarkeit von grünem Strom, um grünen Wasserstoff herzustellen, denn dies muss das Ziel sein. Wir haben noch nicht viele marktreife Produkte, hier muss die Forschung und Entwicklung unterstützen. Hier kommt Bremerhaven ins Spiel. Zudem sind die Kosten der Wasserstofferzeugung noch zu hoch, um diesen wirtschaftlich einsetzen zu können. Ich hoffe, dass die Regularien für grünen Strom und grünen Wasserstoff überarbeitet werden. Energie aus fossilen Quellen muss teurer werden, etwa über eine CO2-Abgabe. Wer einen schnellen Umbruch in der Energiepolitik möchte, muss auch für den nötigen Druck sorgen, damit es gelingen kann.

5) Wie viele Arbeitsplätze können durch grünen Wasserstoff entstehen?

Das hängt von verschiedenen Entwicklungen ab. Zum jetzigen Zeitpunkt ist das schwer zu sagen.

 

Zur Person: 

Dr. Saskia Greiner, Jahrgang 1973, geboren in Bremerhaven. Sie ist promovierte Wirtschaftsinformatikerin und Ingenieurin der Umwelttechnik mit über 20-jähriger Berufspraxis.


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