Nachhaltig wirtschaften, zukunftsfähig wachsen
Festmachen in Bremerhaven
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War Thema im Online-Seminar: die aktuelle Polarstern-Expedition. Prof. Dr. Eberhard Sauter erläuterte zudem, wie das AWI zu mehr Nachhaltigkeit in der Forschung gelangen will.

Freizeit/Erleben in Bremerhaven, Klimawandel, Netzwerken

Voneinander lernen: Wie Unternehmen dem Klimawandel erfolgreich begegnen

Dass Anpassung an den Klimawandel und dessen Erforschung notwendig sind – daran ließen die Referenten des Online-Seminars „Herausforderungen des Klimawandels für Unternehmen“ keinen Zweifel. Gemeinsam mit rund 40 Teilnehmer*innen diskutierten sie aber auch, ob entsprechende Maßnahmen mit anderen Nachhaltigkeitszielen wie etwa Energieeffizienz in Konflikt geraten. Zur Veranstaltung eingeladen hatte die Geschäftsstelle Umwelt Unternehmen, die mit den Akteuren des Forschungsprojektes „BREsilient – Klimaresiliente Zukunftsstadt Bremen“ kooperiert. 

Prof. Dr. Frank Arendt ist einer dieser Akteure und kommt vom Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL). Als Referent stellte er im Online-Seminar erste Arbeitsergebnisse des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projektes vor. Zwei Workshops aus der Reihe „Bremer Unternehmen im Klimawandel“ mit dem Schwerpunkt „Maritime Wirtschaft und Logistik“ haben offenbart: Nicht nur Eisbären bekommen die starke Erwärmung der Arktis und damit den Klimawandel zu spüren, sondern auch die hiesige Wirtschaft. So zeigte die Auswertung von Interviews: Fast alle befragten Unternehmen haben bereits extreme Wetter- und Witterungslagen erlebt, die direkte oder indirekte Auswirkungen auf ihren Betrieb hatten. Am häufigsten wurde dabei Sturm genannt, gefolgt von Hitze, Starkregen und Trockenheit. „Durch solche Ereignisse ist es in der Vergangenheit bereits zu Verzögerungen von Transporten, aber auch zu Schäden an Gebäuden, Fahrzeugen oder der Infrastruktur gekommen“, so Frank Arendt.

Ein ähnliches Ergebnis präsentierte Dr. Esther Hoffmann vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung, ein weiterer Partner im BREsilient-Projekt. Gemeinsam mit Kollegen führte sie Interviews mit Vertretern aus der Bremer Lebensmittelindustrie und Branchenexperten. Das Ergebnis: Einige haben bereits bemerkt, dass die Folgen des Klimawandels die Quantität und Qualität von Produkten zum Beispiel durch Schädlingsbefall und Krankheiten oder Extremwetterereignisse verändern. Zudem nehmen durch den Temperaturanstieg und neue Niederschlagsmuster der Wissenschaftlerin zufolge langfristig Land- und Wassernutzungskonflikte in den Anbauländern zu. Die Lage werde sich zukünftig noch verschärfen: „Mitte des Jahrhunderts könnten große Teile der Flächen, die heute für Kaffeeanbau genutzt werden, dafür nicht mehr oder deutlich weniger geeignet sein. Das verändert Warenströme und kann zu wirtschaftlichen Einbußen führen.“ Esther Hoffmann rät Unternehmen, sich frühzeitig und systematisch mit dem Thema auseinanderzusetzen. Mit einer Gruppe von Akteuren aus der maritimen Wirtschaft und Logistik sowie der Nahrungsmittelindustrie hat das in Workshops – unter anderem in einem Planspiel – bereits stattgefunden. Gemeinsam wurden Probleme durch den Klimawandel identifiziert, Risiken und Chancen analysiert sowie Anpassungsmaßnahmen entwickelt. Einiges sei schon länger in der Umsetzung oder Planung, berichtete Frank Arendt. So hätten Hafengesellschaften in Hoch- und Niedrigwasserschutz investiert, Konzepte für die Stauung von Containern bei Sturm erarbeitet und Bereitschaftsdienste aufgestellt.

Kooperation und Kommunikation – auch mit der Forschung

Einige mögliche Vorsorgemaßnahmen – etwa der Ausbau von Kühlkapazitäten, um sich vor Hitze zu schützen, oder der Ersatz von Frischfisch durch Tiefkühlware zur Abfederung von Lieferengpässen – wurden von den Teilnehmer*innen kontrovers diskutiert. Ein wachsender Strombedarf für Klimatisierung und Kühlräume schade schließlich dem Klima und trage zu dessen Veränderung bei. Das könne neue Probleme schaffen. „Ziel des BREsilient-Projektes ist es, im Austausch miteinander nachhaltige Lösungen zu finden – und die gibt es“, betonte Esther Hoffmann. Sie nannte Beispiele: Wärmedämmung, Verschattung, die Entsiegelung von Flächen oder auch die Installation eines Gründaches – all‘ diese Maßnahmen hätten einen Mehrwert, da sie für biologische Vielfalt, ein besseres Raumklima und mehr Aufenthaltsqualität im Unternehmen sorgten. Beide Referenten stellten heraus, was bei der Umsetzung helfen kann: Die Kooperation und Kommunikation mit Lieferanten, Kunden, aber auch Branchenmitstreitern. „Es ist wichtig, Netzwerke zu bilden und dabei auch die Zusammenarbeit mit der Forschung zu suchen“, sagte Frank Arendt. Ein möglicher Partner ist das Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven, wie Prof. Dr. Eberhard Sauter, Leiter Stabsstelle Technologietransfer betonte. Er illustrierte die Notwendigkeit für mehr Wissens- und Technologietransfer an Beispielen aus dem AWI und gab dabei Einblick in die aktuelle MOSAiC-Expedition, bei der Wissenschaftler aus 20 Nationen den Einfluss der Arktis auf das globale Klima erforschen. „Ziel ist es, besser zu verstehen, was den Klimawandel antreibt“, erklärte er. Mit diesem Wissen seien Prognosen möglich, die der Wirtschaft helfen könnten, Prozesse anzupassen.

Zum Abschluss kündigte Dr. Lucia Herbeck, die das von der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau initiierte Projekt BREsilient leitet, weitere Aktivitäten an. Angedacht ist, das erprobte Planspiel weiter zu entwickeln und mit Unternehmen aus der Metallindustrie durchzuführen. Weiterhin soll gemeinsam mit der ‚Partnerschaft Umwelt Unternehmen‘ ein Arbeitskreis Klimaanpassung eingerichtet werden. Voraussichtlich im Herbst wird zudem ein dritter Workshop stattfinden, in dem insbesondere kooperative Anpassungsmaßnahmen diskutiert werden. Weitere Informationen und Termine unter www.bresilient.de.


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