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Mit Stromantrieb durch den Hafen

„Seeadler“ – der Name könnte treffender nicht sein. Leise und majestätisch gleitet das Arbeitsschiff der Hafengesellschaft bremenports durch den Kaiserhafen in Bremerhaven. Rechts ragt ein Schwimmdock in die Höhe. Links legt gerade ein graues Schiff der Marine ab. Der Seeadler sorgt dafür, dass der Betrieb in den Häfen reibungslos läuft: Er peilt die Wassertiefen – und fährt mit Strom. Damit ist die „Seeadler“ als Hafenarbeitsschiff weltweit einzigartig.

„Ja, das hier ist schon ein besonderes Schiff“, nickt Schiffsführer Oliver Beier. Der 48-jährige hat mehr als 30 Jahre Berufserfahrung und weiß, wovon er spricht. Der 16 Meter lange Seeadler hat einen dieselelektrischen Antrieb. Noch vibriert das Deck etwas und die Maschine ist deutlich zu hören. „Achtung“, kündigt Oliver Beier an und drückt am Steuerstand auf einen unscheinbaren Knopf. Schlagartig wird alles leise.

Maschinenschaden? „Nein“, lacht der Schiffsführer. „Ich habe auf Stromantrieb umgeschaltet.“ Nur das Wasser des Hafenbeckens plätschert während der Fahrt noch leicht links und rechts am Bug vorbei. Sonst ist nichts mehr zu hören. „Wir sind auch immer wieder erstaunt“, grinst Oliver Beier. Sein Kollege und Seevermessungstechniker Oliver Bartz nickt: „Am Anfang war das für uns ganz ungewohnt. Wenn es sonst während der Fahrt so still wurde, wussten wir: Wir haben ein ganz großes Problem – nämlich mit der Maschine.“

Der Seeadler wurde zwar schon 2016 auf der Werft beim Bau mit einem elektrischen Antrieb ausgerüstet, falls mal die Schiffsmaschine mal ausfallen sollte. „Als Vermessungsschiff müssen wir natürlich schnellstmöglich aus der Schusslinie, wenn der Diesel mal einen Schaden hätte. Immerhin arbeiten wir auch direkt am Containerterminal in der Weser und ein 400-Meter Containerfrachter bremst nicht mal eben so einfach“, erklärt Schiffsführer Beier. Dass die Batterien aber so eine Leistung haben könnten, hätte sich die zweiköpfige Besatzung nicht träumen lassen.

Ursprünglich war der Batteriebetrieb für 20 Minuten gedacht. Es wurde aber von Anfang an eine größere Kapazität eingebaut. Nach und nach haben die beiden Seeadler-Seemänner dann immer weiter ausprobiert, wie lange die Batterien Strom liefern – und waren überrascht. „Bei langsamer und ökonomischer Fahrt hier in den Häfen, ohne großartige Wind und Strömung wie im Fluss – da kommen wir schon auf vier Stunden Batteriebetrieb ohne jegliche Abgase“, sagt Oliver Beier. Danach werden die Batterien über die Dieselmaschine während des normalen Arbeitsbetriebs wieder aufgeladen.

Dafür ist der knallrote und blitzsaubere Schiffsdiesel im Bug des Schiffes mit einem speziellen Aggregat ausgestattet. Darüber wird der Strom für die Batterieladung während der Fahrt erzeugt. Die mächtigen Batterie-Blöcke selber stehen mit ihren 160 einzelnen Batteriezellen im hinteren Teil des Schiffes unter Deck. Der einzige Unterschied zwischen den beiden Antrieben: Die Dieselmaschine bringt ein bisschen mehr Leistung direkt auf den Punkt. Auf die Arbeit von Vermessungstechniker Oliver Bartz hat der Hybrid-Antrieb keine Auswirkung: „Die Computerbildschirme sind vibrationsfrei.“ Er sieht hier als bunte Flächen die dargestellten Messwerte des Echolots. Es ist unter dem Schiffsrumpf montiert.

Der Seeadler vermisst unter anderem die Wassertiefen in den Häfen, an der Kaje in der Weser und den Schleusen, damit der Schiffsverkehr nicht durch Hafenschlick ausgebremst wird. Gibt es Ungereimtheiten, werden die überschüssigen Unterwasser-Sedimente von einem anderen Arbeitsschiff entfernt. Einen Moment aber gibt es für Oliver Bartz doch, da merkt er den Elektroantrieb ganz deutlich: „In direkter Schleusennähe benutzen wir schon mal das alte Handlot mit Seil zum Messen der Wassertiefe und nicht die Computer. Dann hört man dank des Elektromotors an der Reling wirklich nur das „Blubb“, wenn das Lot im Wasser verschwindet.“

 


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