Nach der Klimakonferenz: Verhalten optimistisch
Prof. Dr. Antje Boetius, Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts in Bremerhaven, hat die 26. UN-Klimakonferenz in Glasgow besucht. Die Meeresforscherin diskutierte bei einer Podiumsdiskussion zur aktuellen Polarexpedition MOSAiC den Zusammenhang zwischen Klimawandel, Arktis und unserer Zukunft. Die Rückreise aus Schottland trat sie mit viel Hoffnung im Gepäck an.
„Die dort gefassten Beschlüsse sind weitere große Schritte in die richtige Richtung, wenn man bedenkt, dass wir vor dem im Jahr 2015 vereinbarten Pariser Klimaabkommen auf eine Erderwärmung von 6 Grad zugesteuert sind“, sagt die AWI-Wissenschaftlerin. Das damals beschlossene Ziel, den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius zu senken, sei mit den in Glasgow von den Staatengemeinschaften ausgehandelten Maßnahmen kaum zu erreichen, dennoch: „Dieses wichtige Ziel bleibt in Sicht und den Ehrgeiz dafür brauchen wir auch dringend. Nicht nur dieser Sommer mit Starkregen hat es uns deutlich gezeigt: Der Klimawandel ist da, auch bei uns. Seine Schäden sind schon teurer als was wir für den Klimaschutz ausgeben“, betont Antje Boetius. Zu den aus ihrer Sicht bedeutenden Entscheidungen der diesjährigen Klimakonferenz gehört neben dem Kohleausstieg auch die Verbesserung der globalen Klimaschutzpläne. „Ganz klar: Bei der Senkung von Emissionen nun auch Methan anzugehen, kann helfen, die Erwärmung zu reduzieren“, erklärt sie. Dass es zunehmend auch um Finanzierungsmodelle für ehrgeizigeren Klimaschutz und Anpassung geht, findet die Forscherin wegweisend. „Im Hintergrund laufen diesbezüglich bereits Verhandlungen im Finanzwesen, mit Banken und Versicherungen. Dazu muss es nun weltweit einen Ruck geben, Hilfsfonds aufzustellen für Entwicklungsländer, die die Klimakrise nicht zu verantworten haben.“ Insgesamt sei sie verhalten optimistisch.
Positives Fazit
Insgesamt bewertet Antje Boetius die UN-Klimakonferenz als positiv, auch weil die Wissenschaft dort als Beobachterin zugelassen war. „Mich persönlich hat beeindruckt, dass auf dieser Tagung die Vielfalt aller Menschen repräsentiert ist. Zunehmend sind Vertreter der indigenen Völker dabei; die Jugend mit Vertreterinnen und Vertretern der Friday for Future-Bewegungen hat sich dort ebenfalls getroffen. Schließlich sitzen wir bei diesem Thema alle in einem Boot!“