Bremerhavener AWI forscht über Müll im Meer
Zu den drängenden Umweltproblemen unserer Zeit gehört Müll im Meer. Forscherinnen und Forscher des Alfred-Wegener Instituts (AWI) mit Sitz in Bremerhaven forschen seit mehreren Jahren an diesem Thema. Einer von ihnen ist der Mikrobiologe Dr. Gunnar Gerdts.
Wie stark unsere Meere vermüllt sind, das ist alarmierend. Noch zu wenig ist bekannt, wie sich dieser Abfall auf Organismen und Lebensräume in den Ozeanen auswirkt. Behörden und Politiker in Europa nehmen das Problem „Müll im Meer“ inzwischen sehr ernst. Forschungen der AWI-Experten und -Expertinnen spielen eine wichtige Rolle. Bremerhaven hat sich als Forschungsstandort etabliert.
Einer der namhaften Experten ist der Mikrobiologe Dr. Gunnar Gerdts. Er ist als Fachmann für Mikroplastik für das Bundesforschungsministerium (BMBF) und Behörden in ganz Europa aktiv. Im Jahr 2012 startete mit Unterstützung des BMBF eine europäische Joint-Programming-Initiative (JPI). Ziel: Die Verschmutzung der europäischen Gewässer durch Mikroplastik intensiv zu erforschen.
Gunnar Gerdts war dabei verantwortlich für eines von vier großen Verbundprojekten: In „BASEMAN“ entwickelten die Experten standardisierte Methoden, mit denen die Verschmutzung von Gewässern durch Mikroplastik erfasst werden kann. Das Problem war bis dahin, dass ganz unterschiedlichen Verfahren eingesetzt wurden. Was es schwierig machte, gewonnene Erkenntnisse zu bewerten.
Aktuell fungiert Gerdts als einer der Koordinatoren des Forschungsprojekts „PLAWES“, an dem mehrere Universitäten und andere Einrichtungen beteiligt sind. Mit dem „Modellsystem Wester-Nationalpark Wattenmeer“ wird weltweit erstmals die Mikroplastikbelastung eines großen Flusseinzugsgebiets erforscht. Die Experten untersuchen die Kontamination mit Mikroplastik von den Quellflüssen der Weser bis zur Nordsee. Was sie herausfinden, soll in neue Informations- und Lehrkonzepte eingearbeitet werden.
Die Wissenschaftler wollen mehr darüber erfahren, wie kleinste Plastikteilchen (Mikroplastik) vom Festland über die Weser bis ins Meer gelangen. „Wir wissen beispielsweise noch viel zu wenig darüber, welche Rolle Wind und Wetter, Bodenerosion, Abwassersysteme und Kläranlagen bei der Entstehung und Verbreitung von Mikroplastik spielen“, sagt Gerdts, der viel in der AWI-Station auf der Insel Helgoland arbeitet. Auch belastbare Daten, die ein klares Bild von der Wirkung der Plastikteilchen in verschiedenartigen Ökosystemen haben, sollen gesammelt werden.
Mikrobiologe Gerdts freut sich auf die nächste Forschungsreise auf hoher See. Anfang Juni will er an Bord des Forschungsschiffs „Heincke“ von Bremerhaven aus auf den Nordatlantik vor Spitzbergen aufbrechen. Seine Rolle: natürlich die Erforschung von Mikroplastik im Ozean. Gerdts hofft, dass die Corona-Pandemie nicht wieder die Pläne durchkreuzt. Eigentlich sollte die Forschungsreise bereits im Sommer des vergangenen Jahres die Leinen los machen.