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Festmachen in Bremerhaven
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Marcel Couvé

Marcel Couvé

copyright: Christian Bruch

Erneuerbare Energien, GREEN ENERGY

Der Hausmeister im Windpark

Bremerhaven ist ein wichtiger Standort für die Windenergie. Marcel Couvé arbeitet als stellvertretender Betriebsleiter für WindMW Service. Er ist gewissermaßen der Hausmeister zweier großer Windparks in der Nordsee. Im Green Economy Blog berichtet er aus seinem Alltag.

Mein Aufgabengebiet liegt in der Nordsee vor Helgoland. Zwei Offshore-Windparks namens „Meerwind Süd“ und „Meerwind Ost“ werden von Bremerhaven aus betreut. Ich bin der stellvertretende Betriebsleiter, man kann vereinfacht sagen: so etwas wie der Hausmeister der Windparks. 

80 Offshore-Windenergieanlagen der 3.6 Megawatt-Klasse haben wir draußen auf See. Sie speisen eine Gesamtleistung von 288 Megawatt ins Stromnetz ein, was 360.000 Haushalte mit klimafreundlicher Energie versorgt. Gegenüber der Energieerzeugung durch Kohlekraftwerke sparen wir knapp eine Million Tonnen CO2 ein.

Knapp hundert Mitarbeiter kümmern sich um die Windparks. Die Hälfte in Bremerhaven, wo sich auch der zentrale Kontrollraum befindet, von dem aus wir dank vieler Kameras buchstäblich in jeden Raum auf den Windanlagen schauen können. Die andere Hälfte ist auf Helgoland stationiert, weil die Anlagen regelmäßig gewartet werden müssen und wir schnell vor Ort sein wollen, sollte es ein Problem geben.

Draußen auf der Nordsee zu arbeiten ist anspruchsvoll. Bis zu einer Wellenhöhe von anderthalb Metern werden die Monteure mit Booten auf die Anlagen gefahren. Sind die Wellen höher, ist das Umsteigen zu gefährlich. Dann kommen Helikopter zum Einsatz. Wenn es sein muss, können die Techniker und Ingenieure draußen auf einer Windanlage übernachten. Es gibt einen Raum mit Notfallausrüstung, Essen und Wasser.

Ich selbst bin relativ selten Offshore, denn das gehört nicht zu meinem Aufgabengebiet. Meine Aufgabe ist es, die Organisation im Blick zu haben, und dies geht am Besten aus der Zentrale in Bremerhaven.

Unsere Jahresplanung sieht vor, einmal im Jahr jede Turbine zu warten. Man kann sich ausrechnen, was dies bedeutet: Im Abstand von zwei Tagen sind wir auf einer anderen Anlage. Was die Planung schwierig macht, sind die Bedingungen draußen auf See.

Wir gehen im Schnitt davon aus, dass jeder dritte Tag ein „Wettertag“ ist, an dem das Arbeiten unmöglich wird. Wetterlagen mit ruhigem Wetter wollen wir also ausnutzen. Im Herbst und Winter, wenn die Stürme über den Norden ziehen, geht es arbeitstechnisch etwas ruhiger zu. 

Ab einer Geschwindigkeit von 26 Metern/Sekunde, das entspricht Beaufort 10, schalten sich die Anlagen aus Sicherheitsgründen automatisch ab. Zum schlimmstmöglichen Fall gehört es, dass ein Schiff in den Windpark treibt. Die Verkehrsüberwachung See in Cuxhaven passt jederzeit auf, dass dies nicht passiert. 

In einer Zeit, in der viel über die Herausforderungen des Klimawandels gestritten wird, sehe ich viel Sinn in meinem Beruf. Von Bremerhaven gehen in dieser Hinsicht viele Impulse aus, auch in der Forschung. Ich mag auch die technischen Herausforderungen, vor denen wir immer wieder stehen. Dafür habe ich damals Elektrotechnik studiert und mich auf die Windenergie spezialisiert.

Weil Windkraftanlagen nicht in der Großstadt stehen, war klar, dass wir Berlin verlassen mussten. Meine Frau bat mich: „Such bitte was an der Nordsee“. Auch deshalb kamen wir nach Bremerhaven. Wir mögen es hier, die klare Luft, der Blick aufs Wasser. Meine kleine Tochter fühlt sich in ihrem Kindergarten wohl. Spielplätze, Parks, Supermärkte, die Infrastruktur stimmt und die Lebenshaltungskosten sind vergleichsweise gering.

Und in den nächsten Jahren gibt es hier noch eine Menge zu tun.

Marcel Couvé, Jahrgang 1981, kam in Eberswalde (Brandenburg) zur Welt. Er lebt mit seiner Familie im Bremerhavener Stadtteil Geestemünde.

Der Text ist ein Auszug aus dem Buch „Wir sind Bremerhaven“, das zum Jubiläum der BIS erschien.


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