Nachhaltig wirtschaften, zukunftsfähig wachsen
Festmachen in Bremerhaven
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Weniger ist mehr: Unverpackt einkaufen

Mit kleinen Dingen die Umwelt ein großes Stück voranbringen – das ist das Ziel von Fiona Brinker und Anne Bink. Mit unverpackten Waren haben die beiden Frauen in ihrem Geschäft „Glückswinkel“ ein einzigartiges Angebot in Bremerhaven geschaffen, das auf umweltschädliche Plastikverpackungen verzichtet. In der Woche ab dem 29. Juni 2020 feiern sie ihr einjähriges Jubiläum ohne Verpackungen und wollen die Palette der zunehmend beliebten, losen Ware noch ausbauen.

Nudeln, Nüsse, Kaffee, selbstgebackenes Brot, Seife, Süßigkeiten, Pistazien, Leinsamen, Erbsen und sogar Waschmittel – die Liste der Dinge, die sich ohne Verpackung verkaufen lassen, ist lang. „Wir haben uns alle so sehr daran gewöhnt, dass so viele Sachen sinnlos und überflüssig verpackt sind“, sagt Fiona Brinker. Gemeinsam mit ihrer Freundin und Geschäftspartnerin Anne Bink will sie das ändern. Am Anfang stand vor zwei Jahren die Gründung des Ladens „Glückswinkel“ in der Szenemeile Alte Bürger in einem ehemaligen Blumengeschäft.

„Wir haben sehr schnell gemerkt, dass unsere Kunden den Gedanken der unverpackten Ware unterstützen – im Sinne von Nachhaltigkeit und Umweltschutz“, nicken die beiden Jungunternehmerinnen. Was vor einem Jahr mit loser Seife statt verpackter Flüssigseife anfing, hat sich schnell auf den Lebensmittelbereich ausgeweitet. Auch an diesem Morgen kommt eine Kundin mit zwei Behältern ins Geschäft, die sie von Zuhause mitgebracht hat. Im Nebenraum des gut 40 Quadratmeter großen Ladens wird eingefüllt, was sie sich wünscht. Heute sind es Weizenmehl und Waschmittel.

„Dafür wiegen wir vorher die Behälter, damit die Kunden auch nicht mehr bezahlen, als sie wirklich an Ware mitnehmen“, erklärt Anne Bink. Zusammenstellen kann man sich auf diese Art nicht nur die Bestandteile des Lieblings-Müslis, sondern sogar Reinigungsmittel bis zum Waschpulver mit oder ohne separater Bleiche oder Entkalker für die Küche. „Wir beziehen unsere Ware als Großgebinde von verschiedenen Anbietern in Deutschland und achten durchgehend auf Bio-Qualität und auch nachhaltige Verpackung. Sonst wäre der  Umwelt-Gedanke hinter „Unverpackt“ etwas sinnlos“,  betont Fiona Brinker.

Die Kundschaft im Geschäft reicht inzwischen vom 15-jährigen Schüler bis zur 85-jährigen Rentnerin. „Es spricht sich rum, dass wir hier in der Alten Bürger dieses besondere Angebot haben und die Menschen setzen sich auf diese Art aktiv für die Umwelt ein“, nicken die beiden Unternehmerinnen und haben einige Beispiele. „Warum sind Pistazien, die ohnehin in einer Schale sind, überhaupt extra in einer Plastiktüte verpackt?“, fragt Fiona Brinker.

Ihr selbst liegt besonders dieses Thema am Herzen, weil sie mit Begeisterung geröstete Pistazien knackt und knabbert. „Oder Deo – warum muss das in der Plastikhülle verkauft werden?“, ergänzt Anne Bink. “Das gibt es auch zum Abfüllen als Deocreme – riecht himmlisch und verursacht keinen Müll. Das ist ein schönes Gefühl.“ Und welcher Duft ist aktuell persönlich angesagt? Sie lacht: „Eine dezente Zimtnote.“

Innovativ sind die beiden Ladeninhaberinnen und auch ihre Partner allemal. Als nächstes Projekt soll die Green Economy aus Bremerhaven als Unverpackt-Idee auf die Straße gebracht werden: mit dem „Unverpackt-Truck“. „Mein Mann Mario und ich sind gerade dabei, ein Crowd-Funding-Projekt zum Kauf eines geeigneten Fahrzeugs zu starten“, erzählt Anne Bink. Stehen soll der Unverpackt-Truck dann auf verschiedenen Wochenmärkten in Bremerhaven und auch im Umland wie Beverstedt oder Bad Bederkesa.

Ganz oben auf der Wunschliste der beiden Unverpackt-Pionierinnen in Bremerhaven steht, dass sie noch mehr lokale Produkte ins Programm nehmen. Losen Kaffee aus einer nachhaltigen Bremer Fairtrade-Produktion haben sie schon. „Mit anderen Produkten ist es im Moment noch etwas schwierig, weil die Anbieter fehlen“, erklärt Fiona Brinker. Zumindest ihr Mann Christian trägt schon mal ordentlich dazu bei. Er selbst ist gelernter Bäcker und backt nebenan im Café Findus das frische Brot, das ebenfalls im „Glückswinkel“ verkauft wird – natürlich unverpackt.


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