Lune Delta – eine Vision für Bremerhavens neues Gewerbegebiet auf der Luneplate
Die Bremerhavener Wirtschaftsförderung entwickelt ein nachhaltig ausgerichtetes Gewerbegebiet. Jetzt liegt das Konzept Lune Delta vor.
Im Rahmen des Projektes Green Economy hat die BIS ein dialogorientiertes Werkstattverfahren durchgeführt, um ein städtebauliches Entwicklungskonzept für die gewerblichen Flächen auf der Luneplate im Süden Bremerhavens zu erarbeiten. Das Team cityförster / urbane gestalt / transsolar hat seinen Vorschlag aus der vorgefundenen Topografie und den Grünstrukturen des angrenzenden Naturschutzgebietes Luneplate orientiert und diese als formgebendes Inneres neu interpretiert.
In dem Entwicklungskonzept wird die vorhandene Lune-Landschaft (Fleete, gerichtete Parzellen, Deichrelikte, Wasserflächen) aufgegriffen, entlang von Deichrelikten sollen zwei aufgeweitete Freiräume entstehen. Die bislang vernässten, extensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen sollen in einem dauerhaft eingestauten Grabensystem und angrenzenden Feuchtwiesen zu einem neuen Landschaftstypus gefügt werden, so dass sich Flächen mit hoher ökologischer Wertigkeit ergeben, die auch für Freizeit- und Sportnutzungen möglich sind. Ein Wegesystem soll schon in einer frühen Phase der Gebietsentwicklung die Landschaft erschließen und für Erholungsnutzungen zur Verfügung gestellt werden. Auf diese Weise soll das Gebiet „urbar“ gemacht werden, was sich auch auf die Qualität der später angesiedelten Arbeitsplätze positiv auswirkt. Entlang der westlichen Grenze zur Luneplate sieht das Konzept einen attraktiven Rad- und Fußweg vor.
Auch nach Ablauf seiner Nutzungsdauer ist mit dem Konzept gewährleistet, dass der Stadt ein räumlich-gestalterischer, ökologischer und sozialer Mehrwert entsteht, da ein hochwertiger, multifunktionaler Stadtbaustein geschaffen wird.
Die Planer schlagen vor, dass frühzeitig ein „Initialcluster“ im Süden des Gebietes realisiert wird, da mit der neuen Erschließungsstraße bereits Infrastruktur und Planungsrecht vorhanden sind. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Initialcluster sollen sogenannte „Commons“ realisiert werden, die gemeinschaftlich genutzt werden.
Eine bedarfsgerechte Erschließung soll durch Aufsandung von Teilbereichen („Warften“) gewährleistet werden. Das Konzept sieht vor, dass die Aufsandung der Warften in unterschiedlichen Flächengrößen in Angriff genommen wird, sobald die Bedarfe erkennbar sind. Diese Entwicklung soll konsequent von Süden nach Norden erfolgen, um vorgehaltene Brachen zu verhindern. Die größten Warften (Größe L) sind im östlichen Gebietsteil zur Alten Lune hin vorgesehen. In direkter Ergänzung des Initialclusters sind die Warften mittlerer Größe (Größe M) angedockt. Nach Westen zum Naturschutzgebiet hin sind kleinere Warften (Größe S) platziert.
Vielfältige Freiraum- und Gewässerstrukturen mit Freizeit- und Erholungs-, sowie ökologischen Funktionen innerhalb des Gebietes lösen den Widerspruch von gewerblicher Nutzung und wertvollem Landschaftsraum auf. Abwechslungsreich gestaltete Freiräume und Gebäude tragen zur Attraktivität dieses Lebens- und Arbeitsumfeldes bei. Vielfältig dimensionierte Warften ermöglichen einen gesunden Mix an unterschiedlich großen Unternehmen, die voneinander profitieren.
Das Element Wasser findet in dem Planungsentwurf eine besondere Bedeutung. Es soll ein Wasserkreislauf entstehen, der alle Wasserarten – Regenwasser, Brauchwasser der Gebäude und Abwasser der Produktion – umfasst. Ziel ist es, Wasser im biologischen Kreislauf zurückzuführen. Zur Aufbereitung des Wassers sind Pflanzenkläranlagen vorgesehen, die gestalterisch integriert sind und als Teile einer industriellen Landschaft auch für Freizeit und Erholung dienen. Die Aufbereitung erfolgt in der Regel dezentral, für stark verschmutzte Abwässer ist eine zentrale Aufbereitung in der nahegelegenen Kläranlage sinnvoll.
Ein weiterer Baustein des Konzepts ist ein Parkmanagement, das von Beginn an eine Kultur des Austauschs und der Zusammenarbeit fördert. Denkbar ist hier allgemein die Steuerung von Prozessen zur (Weiter-) Entwicklung des Gewerbegebietes, die Akquisition von Ansiedlern, damit verbunden die Koordination von Stoffströmen (Energie, Material, Wasser etc.) und das Heben von Synergien. Auch die Organisation der „Teil-Einrichtungen“ wie Fuhrpark, Lager, Werkzeugpool etc. gehört zu den Aufgaben des Parkmanagements. Ein frühzeitiges Bereitstellen gemeinschaftlich genutzter Commons soll den Planern zufolge Ansiedlungsentscheidungen erleichtern.
Das Konzept wird derzeit weiter konkretisiert.
Bremerhaven Green Economy?
Hoffe die Teiche im nördlichen Bereich fallen nicht der Umsetzung dieses Konzeptes zum Opfer. Das wäre ja eine ökologische Schande.
Die bestehenden Teiche könnten wunderbar in das Konzept mit eingebunden werden.
Sehr geehrter Herr Meier,
aufgrund meines Urlaubs komme ich erst jetzt dazu, auf Ihren Kommentar zu antworten.
Der Planungsentwurf für die Luneplate sieht eine Erschließung von Süd nach Nord vor, d.h. die bestehenden Teiche würden (wenn überhaupt) als letztes „angefasst“. Aufgrund der insgesamt zur Verfügung stehende Fläche von 150 ha gehen wir davon aus, dass dies frühestens in 30 Jahren der Fall sein wird. Bis dahin wird also noch einiges passieren – von daher sind die Teiche bis auf weiteres gesichert.
Vielen Dank für Ihre Antwort 🙂