Klimaschutz in der Logistik
Die Notwendigkeit für konsequenten Klimaschutz ist überdeutlich, ob durch zunehmende Sichtbarkeit negativer Auswirkungen des Klimawandels auf Mensch und Umwelt oder verschärfte politische und wirtschaftliche Anforderungen. „Als Logistikdienstleister wollen wir einen starken Beitrag zur Dekarbonisierung der Branche, der Lieferketten und der gesamten Wirtschaft zu leisten“, sagt Yvonne Bonventre, Leiterin Nachhaltigkeit bei BLG LOGISTICS.
„Nicht nur reden, sondern machen, sei eine Devise. Die klar formulierten Ambitionen zur CO2-Einsparung entlang der Logistikkette sollen weiter gesteigert werden“, so Bonventre. Immer im Blick dabei seien dabei auch die vielen BLG-Kunden, zumal die positive Klimabilanz in der BLG-Gruppe und Erfolge sich auch für die Kunden positiv auswirken würden.
Yvonne Bonventre ist seit zwölf Jahren bei BLG LOGISTICS tätig, inzwischen als Leiterin Nachhaltigkeit. Die studierte Diplom-Biologin mit Schwerpunkt Humangenetik (und Mutter zweier Töchter) ist ein Organisationstalent. Bereits einen Tag nach der Abgabe der Diplom-Arbeit an der Bremer Uni sei das erste Kind gekommen, ein Jahr später das zweite, schmunzelt die gebürtige Ostwestfalin. Nach der Familienzeit setzte sie dann ihre berufliche Karriere auf neuen Pfaden fort – und erweiterte u.a. im Rahmen von „Frauen in Mint“ ihre Fähigkeiten im Bereich Umwelt, Energie und Nachhaltigkeit.
„Denkbar wäre damals als beruflicher Neustart auch ein Ingenieurbüro gewesen, eine Professorin der Hochschule Bremen habe sie dann aber bei der BLG für ein Betriebspraktikum empfohlen, worüber sie noch heute dankbar sei, erinnert sich Bonventre. Ein wesentlicher Grund für die Wahl des Unternehmens sei auch, dass der Hebel bei der Umsetzung von Klimaschutzprojekten in der Logistikbranche ungleich höher sei, als in anderen Bereichen. Die Chance auf einem nahezu leeren Blatt Papier neue Klima- und Nachhaltigkeitskonzepte zu installieren und zu verstetigen sei ein großer Motivator gewesen. Bonventre nennt als Grund für die anhaltende Einsatzfreude ihre hohe intrinsische Motivation, was u.a. meint, dass Neugierde und spannende, abwechslungsreiche Themen in ihrem Arbeitsgebiet sie immer aufs Neue enorm antreiben. Die definierten Ziele sind und bleiben ehrgeizig: Bis 2030 will BLG LOGISTICS bilanziell CO2-neutral sein. „Dabei waren wir mit unserem vorangegangenen Ziel der erste deutsche Logistikdienstleister mit einer wissenschaftlich anerkannten Klimaschutz-Zielsetzung und wir legen jetzt noch eine Schüppe oben drauf“, so Bonventre.
„Mit einer bereits zum Ende 2023 gelungenen Reduktion von 18,4 Prozent sind wir auf einem sehr guten Weg zur gesetzten Zielmarke von minus 30 Prozent bis 2030.“ Daher und mit weiteren Hebeln im Gepäck, wie zum Beispiel dem verstärkten Einsatz von Ökostrom, wird das BLG-Klimaziel 2025 noch einmal verschärft. „Bis 2030 werden wir im Vergleich zum Basisjahr 2018 die absoluten Scope 1- und Scope 2-Emissionen nicht mehr nur um 30 Prozent reduzieren, sondern steigern unser Emissionsreduktionsziel auf gut 50%. Auch bei den Scope 3-Emissionen erhöhen wir die Ambition von bislang minus 15 Prozent auf minus 30 Prozent. Damit befinden wir uns im Einklang mit den Zielsetzungen des Pariser Klimaabkommens im Sinne einer Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5° C.“
BLG LOGISTICS arbeitet mit anderen Unternehmen und Organisationen zusammen, um gemeinsam positive Veränderungen für eine nachhaltige Zukunft voranzutreiben. Bereits seit 2022 bekenne man sich zur UN Global Compact Initiative (UN GC) der Vereinten Nationen. Der UN Global Compact ist die weltweit größte und wichtigste Initiative für nachhaltige und verantwortungsvolle Unternehmensführung. Mit dem Ziel, Veränderungsprozesse in Unternehmen anzustoßen und Nachhaltigkeit strategisch zu verankern, bietet UN GC Unternehmen Unterstützung in den Bereichen Social, Environment, Governance, Reporting & Finance sowie SDG-Integration.
An den meisten der rund 60 BLG-Standorten in Deutschland gibt es laut Bonventre eine:n Energiebeauftragte:n, mit denen ihr Team im ständigen Austausch sei. „Wir schulen, vernetzen und denken neue gesetzliche Auflagen wie z.B. die Meldung zur Abwärme vor, um Hilfestellungen zu leisten und eine einheitliche Vorgehensweise zur effizienten Umsetzung vorzugeben.“ Darüber hinaus kommt im Unternehmen übergreifend eine Energiemanagementsoftware zum Einsatz. „So werden Verbräuche transparent, Hauptverbraucher sichtbar und Maßnahmen identifizierbar. Auch können damit Fokusthemen identifiziert und angegangen werden, wie beispielsweise die Auswertung von Lastgängen, um Anomalien festzustellen und ein Lastmanagement zu ermöglichen“, erklärt Bonventre einen Baustein im Gesamtgefüge.
Auch beim Autoterminal in Bremerhaven stehen laut Bonventre immer wieder Verbesserungen in der nachhaltigen Bewirtschaftung an. Das fängt beim Ausbau von Ladeinfrastruktur an, und hört bei der Schaffung neuer Photovoltaikflächen lange nicht auf. Bei einem so großen Areal und umfangreichem Dienstleistungsangebot gilt es, die Energieversorgung des Standorts als Ganzes zu betrachten. BLG LOGISTICS beschäftigt sich derzeit mit einem Gesamtkonzept zur Reduktion des Einsatzes fossiler Energieträger für das Hafenareal. Dabei geht es u.a. um die Strom- und Wärmeversorgung von Betriebs- und Technikgebäuden/-flächen, die energetische Sanierung der Gebäude, den Einsatz von Speichertechnologien und auch die Bereitstellung von erzeugter Energie z.B. für die E-Mobilität im Hafen. In diesem Rahmen spielt auch der Aufbau von PV-Anlagen auf vorhandenen Dach- und Stellplatzflächen eine große Rolle.
Zum Hintergrund: Im gesamten Automobile-Netzwerk hat BLG LOGISTICS 2023 etwa fünf Millionen Fahrzeuge umgeschlagen, transportiert oder technisch bearbeitet. Der BLG AutoTerminal Bremerhaven ist auf dem Weg, sich als europäischer Hub für Automobiltransporte zwischen Asien und Europa zu positionieren. Hier werden über 1,5 Mio. Autos im Jahr umgeschlagen – aktuell stehen allein etwa 70.000 zumeist neue Autos verschiedenster Herkunft auf dem Autoterminal.
Mehr über ganzheitliche Energieversorgungskonzepte und Projekte zur Nachhaltigkeit unter www.reporting.blg-logistics.com
3 Fragen an:
Wie wird man als Biologin Nachhaltigkeitsmanagerin im Logistikunternehmen?
Yvonne Bonventre: Logistik war zunächst nicht im Mittelpunkt meiner Überlegungen, auch mit Autos habe ich nicht viel am Hut. Ein wenig „Schuld“ hat meine Professorin Silke Eckardt von der Hochschule Bremen (Lehrgebiet „Zukunftsfähige Energieversorgung und Ressourceneffizienz“), die mich für ein betriebliches Praktikum an die BLG empfohlen hat. Schließlich wurden aus wenigen Wochen über zwölf Jahre. Der Bereich Logistik bietet zahlreiche Möglichkeiten, um den Klimaschutz voranzutreiben.
Was sind die Ziele?
Bonventre: BLG LOGISTICS als Logistikdienstleister will einen eigenen Beitrag zur Dekarbonisierung der Branche, der Lieferketten und der gesamten Wirtschaft leisten. Schon jetzt sind 18,4 Prozent absolut an CO2 eingespart worden, jedes Jahr sollen 2,5 Prozent hinzukommen (um dem Ziel der 1,5 Grad näher zu kommen), und um somit 50,4 Prozent Einsparung bis 2030 zu schaffen.
Haben Sie ein Leuchtturmprojekt in Bremerhaven?
Bonventre: Automobillogistik ist in Bremerhaven ein Leuchtturm, entsprechend groß sind die Potenziale zur Verbesserung des Klimaschutzes. Am Ende ergeben viele Puzzleteile ein großes Ganzes.
Bei einem so großen Areal und umfangreichem Dienstleistungsangebot gilt es, die Energieversorgung des Standorts als Ganzes zu betrachten. Wir beschäftigen uns derzeit mit einem Gesamtkonzept zur Reduktion des Einsatzes fossiler Energieträger für das Hafenareal. Dabei geht es u.a. um die Strom- und Wärmeversorgung von Betriebs- und Technikgebäuden/-flächen, die energetische Sanierung der Gebäude, den Einsatz von Speichertechnologien und auch die Bereitstellung von erzeugter Energie z.B. für die E-Mobilität im Hafen. In diesem Rahmen spielt auch der Aufbau von PV-Anlagen auf vorhandenen Dach- und Stellplatzflächen eine große Rolle.