Klima-Einsatz trotz Konkurrenz
Mit der Klima Kooperation Fischereihafen haben Bremerhavener Unternehmen ein bundesweit einzigartiges Bündnis gegründet. Nach der ersten Idee vor gut drei Jahren ist die Initiative jetzt auf dem besten Weg zur Zielgeraden. Mitbegründer und Frosta-Vorstand Felix Ahlers zieht im Interview eine persönliche Zwischenbilanz.
Herr Ahlers, zu den Gründungsmitgliedern der Klima Kooperation Fischereihafen gehören auch Mitbewerber aus denselben Marktsegmenten – zum Beispiel Frosta und Frozen Fish International. Wie passt das zusammen und vor allem: Wie hat das zusammengefunden?
Felix Ahlers: Vor dem Hintergrund der steigenden Energiepreise wurde uns klar, dass wir erneuerbare Energien nur dann effizient einsetzen können, wenn wir das alle gemeinsam machen. Dadurch können wir die Energie aus Sonne und Wind den Verbrauchsbedarfen der einzelnen Betriebe entsprechend nutzen und steigern damit auch die Effizienz.
Ein nachvollziehbarer Grundgedanke. Anfang waren Sie nur zu fünft. Wie viele Unternehmen haben sich denn bisher der Gemeinschaft angeschlossen?
Felix Ahlers: Inzwischen sind es fast 50 Betriebe, die sich in der Klima Kooperation Fischereihafen engagieren. Wir haben viele Briefe geschrieben, Überzeugungsarbeit geleistet und können nun auf eine rege Beteiligung in den einzelnen Arbeitsgruppen blicken.
Die Initiative hat sich vor Kurzem ins Englische umbenannt und kürzt sich jetzt CCF für Climate Cooperation Fischereihafen ab. Hat das mit der gewachsenen Größe und damit mehr Wahrnehmung zu tun?
Felix Ahlers: Grundsätzlich ist das Thema Klimaschutz und nachhaltige Energie ja nicht nur rein Deutsch, sondern geht Länder auf der ganzen Welt an. Uns ist wichtig, dass unsere Botschaft und unsere Inhalte verstanden werden und wir auch andere Unternehmen von unserer Idee überzeugen können.
Wie ist denn die Außenwahrnehmung der Klimakooperation Fischereihafen?
Felix Ahlers: In der deutschen Wirtschaft sind die Reaktionen auf unsere Initiative sehr gut und beim Konsumenten größtenteils auch. Vereinzelt wird der geplante Bau von Solarzellen-Flächen in Mailkommentaren kritisiert. Wenn man aber weiß, dass wir die aktuelle Blühwiese auf unserem Gelände zukünftig auch unter den Solarzellen weiter betreiben, dann ändert sich der Blick darauf. In der ausländischen Wirtschaft gibt es durchweg positive Reaktionen. Besonders die Tatsache, dass sich bei uns auch Mitbewerber zusammengeschlossen haben, motiviert offenbar auch Industriezweige in anderen Ländern.
Um die einzelnen Energiebedarfe der Firmen zu ermitteln, sollte ein Digitaler Zwilling des Gewerbegebiets Fischereihafen erstellt werden. Immerhin ist das gesamte Areal 450 Hektar groß und die Bündnis-Firmen sind verteilt. Wie weit sind Sie damit?
Felix Ahlers: Der Energiebedarf eines Fischstäbchenherstellers oder Marinade-Produzenten ist im Vergleich zum Keramikhersteller natürlich sehr unterschiedlich – auch von den Zeiten her. Gerade diese Vielfalt ergänzt sich perfekt im jeweiligen Bedarf für die nötige Flexibilität bei den erneuerbaren Energien. Den Digitalen Zwilling haben wir fertig. Wir wissen jetzt genau, welches Unternehmen wann wie viel Energie braucht.
Speichertechnologie ist in dem Zusammenhang ein Schlüsselwort. Wie wollen Sie dieses Problem lösen?
Felix Ahlers: Dafür gibt es verschiedene Ansätze und Ideen. Besonders die Infrastruktur des Fischereihafens bietet tolle Möglichkeiten. So können bei höherer Stromproduktion zum Beispiel die Kühlhäuser stärker gekühlt werden und brauchen danach wieder weniger Energie. Das ist wie eine Batteriefunktion. Auch Wasserstoff-Zwischenspeicherung ist eine Option. Da sind wir im Austausch mit dem Fraunhofer IWES.
Zu den Ansätzen der Klimakooperation Fischereihafen gehören auch Verbesserungen beim ÖPNV, der CO2-neutralen Mobilität der Mitarbeiter wie E-Bike-Leasing, Strom-Ladesäulen, LED-Beleuchtung der Straßen, verbesserte Bahnanbindung für den Güterverkehr und anderes. 2030 haben Sie sich zusammen mit der Fischereihafen-Betriebsgesellschaft als Ziel für die Klimaneutralität des Fischereihafens gesetzt. Wie weit sind Sie und lässt sich dieses Ziel halten?
Felix Ahlers: Unser firmeneigenes Windrad soll in gut einem Jahr stehen. Für die anderen Firmen kann ich nicht konkret sprechen. Aber wir haben jetzt eigentlich alles zusammen – die Flächen, die Energiebedarfe der einzelnen Unternehmen, wir wissen, wo was hinkommt. Wir können in relativ kurzer Zeit nun die Anträge stellen und die notwendigen Anlagen kaufen. In gut 18 Monaten sollten wir soweit sein, dass der umfassende Aufbau startet. Zwischenzeitlich haben wir in der Gemeinschaft schon darüber gesprochen, dass wir vielleicht schon 2028 mit allem durch sind. Aber wer weiß, was bürokratisch noch an Zeitaufwänden kommt. Wir bleiben also bei 2030 – dann ist der Fischereihafen klimaneutral.