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Grüner Wasserstoff auf hoher See

Weniger Emissionen, umweltfreundliche Kraftstoffe, neue Antriebe – die Diskussion um Nachhaltigkeit ist in allen Bereichen der Mobilität angekommen. Die Bremerhavener Reederei Innoven entwickelt aktuell ein Schiff, das grünen Wasserstoff als Basis für den Treibstoff nutzen soll.Der Clou an der Konstruktion: Es ist ein Allround-Serviceschiff für Offshore-Windparks.

„Besser geht es doch nicht“, sagt Reederei-Inhaber und Schiffsingenieur Rolf Rohden. „Die Windparks auf dem Meer werden mit einem Schiff versorgt, das seine Energie aus den Windparks bekommt.“ Sogenannter „Grüner Wasserstoff“ wird mit Strom aus Windenergie in einem chemischen Verfahren hergestellt. Dazu laufen verschiedene Forschungsprojekte – unter anderem auch in Bremerhaven am renommierten Fraunhofer-Institut.

Entwickelt hat Rolf Rohden das neuartige Schiff auf Basis der Erfahrungen aus dem Tagesgeschäft mit den drei Offshore-Arbeitsschiffen der Reederei. Er hat das Unternehmen vor einigen Jahren zusammen mit Martina Kuhlmann  gegründet, um möglichst nachhaltige Schifffahrt zu betreiben und von Bremerhaven aus Offshore-Windparks in Nord- und Ostsee zu unterstützen. „Die Schiffe unserer jetzigen Flotte fahren mit emissionsarmem Marinediesel, haben Filteranlagen, die Besatzung trägt Arbeitskleidung aus Bio-Baumwolle, die Putzlappen werden gewaschen und nicht weggeworfen“, zählt Martina Kuhlmann nur einige der grünen Parameter der „LEV-Flotte“ – für Low Emission Vessel – auf.

„Mit unserem neuen Schiff wollen wir diesen Gedanken der Nachhaltigkeit noch ausbauen“, so Rohden. Dabei soll die Neukonstruktion aber nicht direkt mit Wasserstoff fahren. „Das wäre nicht vorteilhaft für den Antrieb eines Schiffes, weil es ein gasförmiger Treibstoff ist und dadurch sicherheitstechnisch aufwändig zu handhaben.“ Deshalb denken die beiden Entwickler über einen Treibstoff nach, der auf Basis von Grünem Wasserstoff hergestellt wird. Das könne sowohl ein synthetischer Dieseltreibstoff sein oder Ammoniak oder Methanol. „Also schlicht eine andere Art, wie man diesen Wasserstoff bindet und speichert. Es gibt noch keine Schiffe, die auf wasserstoffbasierten Treibstoffen fahren, aber es gibt da bereits verschiedene Denkansätze“, betonen die beiden Tüftler.

Wichtig sei, dass der Treibstoff keine negative Auswirkung auf die Umwelt habe. „Nehmen wir das Beispiel Ammoniak als möglichem Treibstoff. Dann entsteht daraus bei der Verbrennung Stickstoff und Wasserdampf“, erklärt Rolf Rohden. Stickstoff sei ohnehin überall in der Atmosphäre und der Energieträger absolut kohlenstofffrei – im Gegensatz zu Mineralöltreibstoffen. „Daher kommt unter anderem auch der Anstoß für die Entwicklung des Schiffes. Unsere Kunden aus den Offshore-Windparks fragen nach: Wie weit seid ihr damit, euch kohlenstofffrei zu machen? Müssen die Schiffe unbedingt mit Marinediesel fahren?“.  Es sei in der Offshore-Windindustrie der deutliche Wunsch da, dass der auf See produzierte Strom genutzt werde, um die Versorgungsschiffe klimaneutral zu betreiben.

Der Prototyp des neuen Schiffes mit dem Antrieb auf Wasserstoff-Basis soll 110 Meter lang und 22 Meter breit sein. „Ein Einsatzgebiet wird der Transport von Windradflügeln sein“, erzählt Martina Kuhlmann. Das erklärt die große und lange Ladefläche in Richtung Heck. „Wir haben Platz für 20 Crewmitglieder und 60 Techniker an Bord.“ Unter anderem wird für das Schiff ein neuartiger Kran entwickelt, der über Gelenke die Seegangs-Bewegungen des Schiffes ausgleicht. „Außerdem haben wir teilbare Jack-up-Beine für das Hubschiff, die erst draußen beim Einsatz unkompliziert zusammengesetzt werden“, erklärt Martina Kuhlmann. „Dann muss man nicht diese 40 Meter hohen Beine durch die Gegend fahren, wie bei konventionellen Aufbauschiffen.“

Werden ausreichend Investoren für das dreistellige Millionenprojekt gefunden, könnte das Wasserstoff-Schiff schon in drei Jahren im Einsatz sein, schätzen Rolf Rohden und Martina Kuhlmann. Den Prototypen würde Innoven als Reederei selbst betreiben, um auch mögliche Nachbesserungen direkt auszuführen. „Weitere Lizenzen  dieses neuartigen Schiffs-Typs könnten dann an Reedereien als fertiges Produkt verkauft werden“, so die beiden innovativen Schiffsentwickler. „Immerhin haben wir jetzt schon rund 5000 Windturbinen, die sich in Nord- und Ostsee drehen. Da ist einiger Bedarf.“


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