Eine Investition in die Gesellschaft
300.000 Euro für die Förderung von Solidarischer Wirtschaft, Genossenschaften und Social Entrepreneurship in Bremen und Bremerhaven.
Was der Bremer Senat bereits beschlossen hatte, wurde jetzt von der Deputation für Wirtschaft und Arbeit bestätigt: Insgesamt 300.000 Euro – davon 150.000 Euro noch in diesem, weitere 150.000 Euro dann im Jahr 2021 – werden für die Förderung von Solidarischer Wirtschaft, Genossenschaften und Social Entrepreneurship (SE) eingesetzt. Die Begriffe stehen für soziales Unternehmertum – für Unternehmen, die wirtschaftliches Denken mit Gemeinnützigkeit oder sozialen Innovationen verbinden. Das leisten etwa Betriebe der solidarischen Wirtschaft und eingetragene Genossenschaften, aber auch Wohlfahrtverbände, Firmen mit nachhaltiger Geschäftsstrategie sowie Soziale Gründungen. Sie sollen sich in Bremen und Bremerhaven gründen, ansiedeln oder weiterentwickeln. „Das Unternehmensmodell, nicht mehr in erster Linie nach maximalem Gewinn, sondern vielmehr nach sozialen, gesellschaftlichen und ökologischen Lösungen zu streben, nimmt zunehmend Fahrt auf. Nun gilt es, mit den Fördergeldern die Umsetzung zu beschleunigen und Gründer*innen wie Geschäftsführer*innen für die Chancen zu sensibilisieren“, sagt Dr. Barbara Schieferstein, Ansprechpartnerin für Existenzgründungen bei der Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH (BIS). Die geplanten Maßnahmen werden in enger Kooperation mit der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) und dem Starthaus – einer Initiative der BAB – Die Förderbank für Bremen und Bremerhaven – umgesetzt. „Seit Jahren steigt die Zahl der sozialen Gründungen“, so Petra Oetken vom Starthaus. „Mit unseren Angeboten motivieren wir Gründungsinteressierte und junge Unternehmen, nachhaltige Denkweisen in ihre Konzepte zu integrieren.“
Auch für die Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) ist der nachhaltige Effekt von Sozialunternehmen für die Region ein wichtiges Thema auf der Agenda. „Wir sind gerade dabei, einen strategischen Ansatz zu entwickeln, wie wir als Wirtschaftsförderung gezielt skalierungsfähige Sozialunternehmen nach Bremen locken können und somit Arbeitsplätze schaffen“, so Tamara Kassow, Projektleiterin Nationale Ansiedlung bei der WFB.
Drei Förderansätze
Das Starthaus bietet gemeinsam mit dem Social Impact Lab Beratungen, Workshops und Schulungen für junge Unternehmen und Gründungsinteressierte, die eine nachhaltige oder soziale Geschäftsidee haben, an. Im Rahmen von Gründungscamps und diversen Workshops verhelfen sie von der ersten Gründungsidee durch Beratung und Coaching zu einem umsetzbaren Geschäftsmodell. Auf dem Starthaus Schotterweg können geeignete Vorhaben an der neuen Crowdfunding-Matchingkampagne teilnehmen.
Ein weiterer Ansatz zur Förderung des Social Entrepreneurship ist die gezielte Akquise von bestehenden Sozialunternehmen. Sie sollen mit Unterstützungsangeboten davon überzeugt werden, sich in Bremen oder Bremerhaven niederzulassen. So informieren Mitarbeiter*innen von WFB und BIS über den jeweiligen Standort und dessen Vorzüge, richten Netzwerk- und Informationsveranstaltungen aus und bringen Gleichgesinnte für den Erfahrungsaustausch zusammen.
Kristina Vogt, Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa: „Das soziale Unternehmertum steckt voller guter Ideen und motivierter Menschen. Es zu fördern, kommt den Beschäftigten und Unternehmen im Land Bremen zugute. Denn Social Entrepreneurship ist ein wichtiger Bestandteil kreativer, innovativer Wirtschaftslandschaften.“
Mit einer dritten Maßnahme lernen die Teilnehmenden im Sinne der Gemeinwohlökonomie-Bewegung voneinander. Hinter dieser Bewegung stehen mehr als 2.000 Unternehmen in Deutschland. Einige unter ihnen haben eine so genannte Gemeinwohl-Bilanz erstellt. Diese berücksichtigt soziale sowie ökologische Aspekte und zeigt auf, welche Auswirkungen sie auf Mensch und Umwelt haben. Das Pilotprojekt „Gemeinwohlbilanz“ erfasst eine entsprechende betriebliche Wertschöpfung exemplarisch in einem Unternehmen im Land Bremen und macht diese transparent. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse stehen anderen privatwirtschaftlichen Firmen und landeseigenen Betrieben anschließend zur Verfügung.
In Bremerhaven werden interessierte KMU in einer Peergroup mit der Gemeinwohlbilanzierung vertraut gemacht. Dafür sind Workshops vorgesehen, die zertifizierte Berater*innen durchführen. „Wir freuen uns auf sechs bis acht Unternehmen, die mit uns zum Thema arbeiten wollen. Bei großem Interesse kann noch eine zweite Gruppe eröffnet werden“, betont Barbara Schieferstein, die das Angebot seitens der BIS begleiten wird.