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Schon vor 100 Jahren Vorreiter bei der E-Mobilität: der Bremerhavener Fischereihafen

Das Thema Elektro-Mobilität ist hochaktuell. Die „E-Fahrzeuge“ werden zunehmend auch in der Wirtschaft in vielen Bereichen eingesetzt. Was heute als hochmodern gilt, gehört im  Bremerhavener Fischereihafen bereits seit einem Jahrhundert zum technischen Standard.

Elektrofahrzeuge sorgen dafür, dass der Fisch ohne Abgase frisch und pünktlich zum Kunden kommt. Der Fischereihafen ist mit 480 Hektar Fläche das größte Gewerbegebiet der Stadt.

Es ist eine Mischung aus Innovation und Notwendigkeit, die Bremerhaven zu einem der ersten E-Mobil-Standorte Deutschlands gemacht hat. In den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts wuchs der Fischereihafen zu einem der Zentren für Fischumschlag in Europa heran. Neben der ständigen Versorgung mit frisch gefangenem Fisch durch die Fischdampfer war dafür auch eines erforderlich: frisches Eis zur Kühlung der Ware.

Bereits 1911 errichtete die Firma Friedrich Busse am Fischereihafen I deshalb ein Eiswerk, von dem aus die Fischdampfer und Unternehmen mit Eis beliefert wurden. Solange die Anlieferung von außen passierte, war das kein Problem. Allerdings: die Fischmengen stiegen so stark an, dass große Packhallen gebaut wurden. Allein die Packhalle 10 ist fast 400 Meter lang und 28 Meter breit – und die Verkaufsauktionen fanden im Gebäude statt. Hier sollten und durften keine Abgase von Verbrennungsmotoren den frischen Fisch verunreinigen. Die Lösung: Elektrofahrzeuge für die Anlieferung des unverzichtbaren Eises.

„Wir hatten drei große Kipplaster und drei Zugmaschinen“, erinnert sich Friedrich Deutsch. Der heute 76-jährige hat noch 20 Jahre seiner Dienstzeit bei der Bremerhavener Eiswerk GmbH mit den Elektrolastern frisches Eis zur Fischauktion und zu Betrieben gefahren. Denn: das letzte Elektrofahrzeug bei den Eiswerken ist erst in den 1990er-Jahren außer Betrieb genommen worden. „Die waren äußerst robust“, sagt Friedrich Deutsch. „Tatsächlich konnten wir nicht mehr fahren, weil die Batterie langsam in die Knie ging und es keinen passenden Ersatz gab. Die Wagen selbst würden wohl nochmal 100 Jahre halten.“

Gebaut wurden die Elektro-Eislaster bei der Firma Hansa-Lloyd in Bremen. Die Batterien waren  stolze einen mal einen Meter groß und hielten aufgeladen einen ganzen Arbeitstag. „Immerhin haben wir pro Fuhre gut vier Tonnen Eis transportiert. Den ganzen Tag über sind schon mal 40 Tonnen Eis zusammengekommen“, sagt Friedrich Deutsch. Dieses Gewicht ist es auch, warum die Eiswerke aktuell keine Elektrofahrzeuge einsetzen. „Lieber heute als morgen“, sagt Geschäftsführerin Helga Düring. „Aber es gibt am Markt derzeit keine Fahrzeuge, die das von der Batterieleistung im Verhältnis zu den Kosten können.“ Da das Eis heutzutage aber außen bei den Fischfirmen angeliefert werde, sei das wegen der Abgase auch mit einem Traktor und Anhängern kein Problem.

Trotzdem lebt die Tradition der Elektromobile im Bremerhavener Fischereihafen weiter. Viele Unternehmen liefern ihre Ware mit kleinen Elektro-Zugmaschinen aus. Sie ziehen leise summend Anhänger mit vollen Fischkisten hinter sich her. Im Fischereihafen ist das ein gewohntes Bild, und die E-Mobilität gehört hier seit gut 100 Jahren zum Arbeitsalltag. Wie sehr die Elektrofahrzeuge ein Teil der Stadt sind, zeigt das Historische Museum.

Am Neubau des Magazins hängt von außen ein Original-Elektrolaster aus dem Fischereihafen hinter einer schützenden Glasfassade. Bei einer Länge von gut sieben Metern und mehreren Tonnen Eigengewicht ist das nicht nur eine beachtliche Leistung, sondern eine Hommage an die lange Tradition der Elektro-Mobilität in der Seestadt Bremerhaven.


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