Projekt SHARC: Grüner Strom am Strom im Überseehafen
Überseehafen Bremerhaven als Modellgebiet für 100 Prozent regenerative Energieversorgung.
Die bremischen Häfen in Bremerhaven sind eine zentrale Schnittstelle für den Warenfluss in Deutschland aus aller Welt und in die Welt hinaus. Ohne Energie wäre das nicht möglich – was aber gleichzeitig eine Umweltbelastung durch Kohlendioxid (CO2) bedeutet. Mit dem Projekt SHARC sollen die Häfen am Weserstrom bis 2035 komplett CO2-neutral werden und das ausnahmslos durch regenerative Energien.
„Smart Harbor-Application Renewable-Integration Concept”, so die ausgeschriebene Form von SHARC, will alle großen Energieverbraucher in den bremischen Häfen an einen Tisch holen und durch ein Gesamtkonzept CO2-neutral für die Zukunft aufstellen. „Damit sind wir inzwischen auf einem sehr guten Weg“, sagt Holger Bruns, Sprecher von bremenports.
Bereits zwei Runde Tische mit vielen Beteiligten haben schon stattgefunden und die Anzahl der ökologisch engagierten Unternehmen wird immer größer. Neben Umschlagsfirmen wie Eurogate Container Terminal Bremerhaven, MSC Gate oder North Sea Terminal Bremerhaven sind auch Unternehmen wie BLG Autoterminal Bremerhaven, die BLG Logistics Group ode Klosterboer BLG Coldstore als Kühlhausbetreiber mit im Boot. Organisiert wird SHARC von bremenports und der Siemens AG als Partner für die digitale Umsetzung.
„Über die Daten der größten Energieverbraucher ermitteln wir den Gesamtbedarf in den Überseehäfen. Gleichzeitig gucken wir, in welchen Bereichen die meiste Energie verbraucht wird und wie sie durch regenerative Energien ersetzt werden kann“, erklärt Holger Bruns. Ein Ergebnis auf dem Weg zum CO2-neutralen Hafenquartier: Den größten Anteil am derzeitigen Energieverbrauch und damit an den lokalen Emissionen haben die Logistikfahrzeuge und darunter wiederum die sogenannten Van Carrier – die Transporthubfahrzeuge für Container im Hafen.
Letztendlich ist der Blick von SHARC aber auf alle Energie-Konsumenten im Hafen gerichtet und die Strategie für die Zukunft nach dem jetzigen 2. Runden Tisch entsprechend aufgestellt, sagt Uwe von Bargen, Projektleiter bei bremenports: „Für alle im Hafen bestehenden und sich entwickelnden Energiebedarfe – zum Beispiel die Landstromversorgung von Schiffen – gilt es, zunächst so viel erneuerbare Energie wie möglich selbst zu erzeugen. Das kann vor Ort oder mit externen Partnern sein.“
Eine Möglichkeit sei auch, diese Energie gegebenenfalls zwischenzuspeichern und als e-Fuel in Form von synthetischen Kraftstoffen für die Van Carrier zur Verfügung zu stellen. Vor allem müssten Lösungen für eine jederzeit betriebssichere Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen sichergestellt werden. Dabei sei allein die Umstellung der Hafennutzfahrzeuge auf alternative Antriebe eine große technische und wirtschaftliche Herausforderung, so Uwe von Bargen.
Wie es funktioniert
Das Prinzip von SHARC ist, einen inzwischen existenten digitalen Zwilling des Hafens mit den vorliegenden Daten der großen Energieverbraucher zu füttern und zu aktualisieren. Dadurch entstehen verschiedene Szenarien für den zukünftigen Energieverbrauch sowie passende Maßnahmen zur Umstellung auf regenerative Energien, die von den privaten Unternehmen selbst finanziert werden. Ziel ist es, für die ansässige Hafenwirtschaft einen konkreten Investitions- und Businessplan zu entwickeln.
„Mit der Lloyd-Werft Bremerhaven, Heuer Logistic sowie UTG Tanklogistik und dem D+S Communication Center haben jetzt weitere energierelevante Unternehmen ihre Mitwirkung an SHARC bekundet“, sagt Holger Bruns. Die weiteren öffentlichen Projekt-Maßnahmen trägt das Land Bremen im Rahmen des Programms Fast Lane. Sobald die Mittel beschlossen und freigegeben sind, geht SHARC jetzt zeitnah in die abschließende Projektierungsphase. Holger Bruns: „Bis Mitte des Jahres wollen wir damit durch sein. Dann geht es umgehend in die Planung und Umsetzung von konkreten Maßnahmen im Hafen.“