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Time is honey: Imkern in der Stadt Bremerhaven

Bienen haben eine große Bedeutung für den Menschen und das Ökosystem.  Immer mehr Regionen setzen zum Schutz von Stadtbienen und anderen Insekten auf begrünte Dächer.

Wer mit Andreas Bredehorn über Bienen redet, bekommt automatisch gute Laune. In der Oberschule Geestemünde hatte er erstmals Kontakt mit den summenden und brummenden Insekten. Auch heute noch ist der 32jährige Imker aus Leidenschaft in mittlerweile 14 Schulen und Kitas als Bienenbegeisterter und Aufklärer dieser so wichtigen Insektenart für unsere Natur aktiv. „Honig- und Wildbienen sorgen für Artenvielfalt gerade in urbanen Räumen“, so Bredehorn. Der Gründer der Stiftung Hafenbiene ist Hobby-Imker aus Leidenschaft und setzt sich seit langem für Tier-, Natur- und Umweltschutz ein. Der Honig sei letztlich nur ein Nebenprodukt.

Mitten in Paris, München, auf den Dächern New Yorks, oder am Deich in Bremerhaven kümmern sich Hobby-Imker um Bienenstöcke und versuchen so, die Aufmerksamkeit der Bürger*innen für ihre Stadtnatur zu wecken – und die Abhängigkeit der Menschheit von funktionierenden Ökosystemen zu vermitteln. Andreas Bredehorn ist einer von ihnen, besser bekannt in der Seestadt als der Stadtimker, seit 2018 zudem mit der eigenen Stiftung Hafenbiene unterwegs.

Von den Dächern ortsansässiger Krankenkassen und Firmen vollziehen die fleißigen Bienenvölker Bredehorns ihre lebenswichtige Arbeit. Im „Green-Sail-Konzept“ des Atlantic Hotel Sail City für regionale Nachhaltigkeit ist Imker Bredehorn  langjähriger fester Partner an einer der ersten Adressen am Deich, ebenso bei dem Hotel- und Marina-Betreiber im Jaich am Neuen Hafen, inmitten der Havenwelten. Und auch nahe dem Yachthafen Geestemünde bei der AOK Bremerhaven, um nur einige Sponsoren und zugleich ideelle Unterstützer zu nennen.

Funktion als Bestäuber existenziell

Aktuell ist die Zahl der Bienen in Deutschland mit ca. 1,02 Millionen Bienenvölker 2021 laut Statistikangaben wieder leicht ansteigend, auch die Region Weser-Ems ist im bundesweiten Vergleich noch vergleichsweise gut aufgestellt. „Gut so, denn Bienen sind und bleiben existenziell wichtig als Bestäuber“, wie Bredehorn nicht müde wird zu erzählen.

Bereicherung des urbanen Stadtbildes

Seit nahezu zehn Jahren bereichern seine Bienenvölker das urbane Stadtbild Bremerhavens, von Nord nach Süd, in Parks und Kleingärten, auf Rapsfeldern und in Deich- und Wassernähe, versteckt in der City auf dem für Mitarbeiter*innen der Sparkasse Bremerhaven zugänglichen begrünten Dach-Innenhof – und auch beim Lloyd Gymnasium Europaschule und im Schulgarten der Oberschule Geestemünde, wo Andreas Bredehorn regelmäßig als Bienenexperte unterrichtet.

„Gelb und schwarz wie die Biene Maja sind zum Beispiel“, so  Bredehorn, „typische Kennzeichen einer Wespe, Bienen sehen aber ganz anders aus“. Ein besonderes Merkmal sei die Behaarung der Bienen, häufig intensiver am Unterleib oder den Hinterbeinen, was vor allem dem Pollentransport diene. Dies und viel mehr zum Thema „Bienen“ vermittelt Bredehorn seit vielen Jahren, will spielerisch aufklären und dabei Neugierde bei den Jüngsten und Erwachsenen und außerdem Interesse für die Vielfalt der Honigbienen, deren Lebensform und Bedeutung für eine funktionierende Natur wecken.

Nach dem ersten Kennenlernen (und der Warnung, das bis auf die männlichen Drohnen alle anderen auch mal zustechen können) können Schüler*innen und Kita-Kinder der 1. bis 10. Klasse die summenden Insekten auch mal direkt auf ihrer Hand spüren, so Bredehorn. Neben der Fürsorge um die Bienen und die jährliche Ernte des Schulhonigs, wurden unter Anleitung von Bredehorn und den Lehrerinnen vor Ort hochwertige Wildinsektenhotels und ein umfangreicher Insekten-Schulgarten angelegt.

Ein ausgebüxter Bienenschwarm, etwa 15.000 vielleicht, hat sich am Stamm eines Pflaumenbaumes niedergelassen und Bredehorn ist als Betreuer an diesem sommerlichen Morgen schon früh im Einsatz.  Lehrerin Anne Mähnert als Projektleiterin für den Schulgarten ebenso wie der von Bredehorn zum Imker ausgebildete Lehrer Michael Schubert von der Paula-Modersohn-Schule warten bereits auf Hilfe. Ein routinierter Blick, das leichte Benässen des Schwarmes und das kurze wie kräftige Schütteln des Astes, und schon ist ein Großteil in der zuvor unter den Baum bereitgestellten Styroporbox geflutscht. „Einige Bienen haben ihre Körper ganz gerade im 90 Grad-Winkel angespannt, zeigt Bredehorn auf die Bienen, das Aufrichten des Hinterleibes nenne sich „sterzeln“ und sei ein sicheres Zeichen, dass die „Königin“ mit in der Box ist. Gut so, denn so sammelt sich ihr Volk nach und nach, um sich – einige Stunden später – wieder zu vereinigen.

Kräuterwiese mitten in der City

„Bis zu 60.000 Bienen kann ein Volk umfassen, die Weibchen sind dabei die Arbeitsbienen, die quasi für den Haushalt im Stock zuständig sind und sich darum kümmern, dass alles läuft. Die Männchen, auch Drohnen genannt, dienen lediglich zur Fortpflanzung“, erklärt Bredehorn weiter. Pro Bienenstock gibt es immer nur eine Königin, sie ist die größte im Volk und quasi „Mutter der Kompagnie“.

Die meisten Imker in Deutschland betreiben die Bienenhaltung als Hobby, so auch der ambitionierte Bredehorn, der im Alltag als Teamleiter beim Bremerhavener Autoterminal arbeitet. Die Erkenntnis über unbestäubte Obstbäume mitten in seiner Heimatstadt, brachten Bredehorn bereits 2012 selbst zur Imkerei.

Mit seinem Minitransporter und dem Slogan „Time is honey“ steuert Bredehorn an diesem Tag das Parkhaus Sail City an, wo er auf verschlungenen Wegen auf das Gründach mit den vier platzierten Bienenkörben gelangt.

Die Hotelmanager sind finanzielle Unterstützer der ersten Stunde, freut sich Bredehorn, das Endprodukt mit dem Etikett „Seestadt-Honig vom Dach des Atlantic Hotel Sail City“ ist von den Gästen aus nah und fern käuflich zu erwerben. Inmitten des touristischen Herzens der Seestadt, haben die dann zum Teil von ihren Hotelzimmern den ausschließlichen Blick auf die grüne Wiese, ein Mekka an Kräutern und Düften, und auf die auf ihren Einsatz wartenden Bestäuber.

Dort hinten, hinter dem Schornstein, zeigt Bredehorn auf einen Schornstein etwa einen Kilometer in Richtung „Alte Bürger“, dort stehe ein Kastanienbaum, und viele Bienen brächten mit ihren rötlich gefärbten Körpern auch einen Hauch an nussigen Geschmack mit in die nächste Honigproduktion. Zu etwa 70 Prozent herrsche die  Kleevariante vor, so Bredehorn, der bei den Lebensmitteltechnikern von Intertek in Bremen erst jüngst eine Analyse der Zutaten seiner Honigprodukte hat ermitteln lassen.

Hege und Pflege für eine gesunde Natur in der Stadt

Sein eigentliches Ziel bleibe weiter die Aufklärung über Bienen und deren enorme Bedeutung für das Fortbestehen unserer Spezies. Mit der 2018 gegründeten Stiftung Hafenbiene möchte er die urbanen Lebensräume besser gestalten helfen. Bredehorn: „Es geht um den sorgfältigen Umgang mit der Natur, Sorge zu tragen für Wachstumsprozesse, Hege und Pflege wie das Anlegen von Blühstreifen und nicht zuletzt um die Freude bei erfolgreicher Ernte.

Regionalität sei ihm noch wichtig, ergänzt Bredehorn. Damit meint er beispielsweise, dass seine Bienenbeuten in den Holzwerkstätten der Lebenshilfe e.V. Bremerhaven mit viel Herzblut gefertigt werden. Projekte, wie die genannte Honig-AG an der Oberschule Geestemünde (Immanuel-Kant-Schule) werden von Ihm ganzjährig betreut und begleitet.

Für Bienen und für mehr Naturschutz

Bienen tragen ganz wesentlich zum Erhalt von Wild- und Kulturpflanzen und deren Erträgen bei. Laut Greenpeace liegt der Gegenwert ihrer jährlichen Bestäubungsleistung weltweit bei rund 265 Milliarden Dollar.  In Deutschland werden derzeit von über 80.000 Imkern etwa eine Million Bienenvölker gehalten. Diese decken mit etwa 25.000 Tonnen Honig pro Jahr gut 20 Prozent des heimischen Bedarfs ab.

Andreas Bredehorn hat seine Honig-Werkstatt, zugleich Unterrichtsraum und Lager, wo auch geschleudert und etikettiert wird, am Deich im Fischereihafen. Der Seestadt-Honig ist beliebt und findet immer mehr Wiederverkäufer, seinen Lebensunterhalt verdient Bredehorn aber bei der BLG in Bremerhaven.

Etwa 15 kg pro Volk ist laut Bredehorn der Ertrag, die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe und somit die Geschmacksrichtung und Farbe sind je nach Standort ganz unterschiedlich.

Für Unterrichtszwecke und den weiteren Auf- und Ausbau seiner Stiftung sucht Andreas Bredehorn weiterhin nach etwas größeren Räumlichkeiten in der Seestadt. Nachdem es in Vorzeiten mit dem leerstehenden „Pulvermagazin“ im „Gesundheitspark Speckenbüttel“ nicht geklappt habe, sei er offen für Angebote.

Wer als Unternehmer*in aus Bremerhaven außerdem den nachhaltigen Naturschutz durch Bienenkulturen unterstützen will, findet in Bredehorn einen offenen Ansprechpartner. Spenden für die Stiftung sind ohnehin willkommen und steuerlich absetzbar.


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