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Essbare Verpackung als aktiver Umweltschutz

Plastikmüll durch Verpackungen ist ein wachsendes Problem – in den Weltmeeren und auch an Land. Die Lösung dafür könnte ausgerechnet aus dem Meer kommen.

Die Hochschule Bremerhaven entwickelt eine essbare Lebensmittelverpackung aus Algen und ist auf dem Weg zur Serienreife.

„Das braucht schon viel Forschung und auch Geduld“, sagt Lisa Klusmann, wissenschaftliche Mitarbeiterinan der Hochschule Bremerhaven. Sie betreut das Projekt Mak-Pak Scale-Up. Gemeinsam mit dem internationalen Restaurantbetreiber NORDSEE GmbH aus dem Bremerhavener Fischereihafen, dem Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) und anderen Partnern wird die essbare Verpackung aus Meeresmaterial entwickelt. Dass die Makroalge dafür gewählt wurde, hat einen Grund.

Makroalgen sind ideal

„Wir wollten einen Rohstoff, der praktisch vor der Haustür in der Nordsee liegt und lange Transportwege vermeiden. Zudem sind Makroalgen von der Konsistenz und den Inhaltsstoffen sehr gut dafür geeignet, um daraus eine solche Verpackung zu entwickeln“, erklärt Lisa Klusmann. Der Knackpunkt: Die zukünftige Transporthülle für Lebensmittel darf nicht durchlässig für Fett oder Wasser sein. Schließlich will die NORDSEE GmbH ihren Kunden in den Behältern frischen Fisch, Pommes Frites und andere Leckereien mitgeben. Deshalb muss die Verpackung auch mechanischen Druck aushalten und nicht bei der ersten Belastung brechen.

Seit 2018 wird im Projekt Mak-Pak an der essbaren Verpackung der Zukunft geforscht. Nach dem erfolgreichen Abschluss der ersten Phase, ist das Projekt nun in das sogenannte „Scaling“ gegangen. „Dabei werden die ermittelten Parameter ausgebaut, mögliche Fehlerquellen beseitigt und das Produkt wird immer weiter verbessert. Unser Ziel ist die Marktreife“, so Lisa Klusmann.

Forschung braucht einen langen Atem

Daran arbeitet im Labor auch Kevin Haar. Der 27-Jährige hat das Algenthema für seine Masterarbeit ausgewählt. Bereut hat er es nicht, aber muss doch mehr Geduld aufbringen als gedacht: zum Beispiel bei der mechanischen Belastungsprobe. „Wenn die gewünschten Vorbehandlungen der Algen durchgeführt wurden, ergibt sich daraus ein stabiles Material. In unserem Fall sind das zunächst viereckige, dünne Platten“, sagt er und hält eine grünliche kleine Algenfläche hoch. Das Problem: Unter welchen Bedingungen entsteht in der Herstellung das haltbarste Material?

„So 300 oder 400 Mal habe ich schon gebraucht, bis ich endlich die nötige Stabilität für das zukünftige Verpackungsmaterial unter den passenden Prozessparametern herstellen konnte“, lacht Kevin Haar und ist erleichtert. Das Algenmaterial wird für den nachfolgenden mechanischen Test zwischen zwei Klammern eingespannt und in die Länge gezogen. Bis der schmale Streifen reißt, dauert es – hier kann durch eine mechanische Prüfung die Stabilität des Materials getestet werden.

Kooperation mit weiteren Partnern

„Die Makroalgen für die Verpackungen kommen dann aber nicht etwa aus dem Meer. Wir wollen dort ja keinen Raubbau betreiben“, erklärt Lisa Klusmann. Neben der Zusammenarbeit mit dem AWI ist die RO-V-AL GbR als zukünftiger Makroalgenzüchter ebenfalls Teil des Projektes. Auch die Kooperation mit der Firma Pulp-Tec GmbH & Co KG, einem Produzenten für Fasergussprodukte ist Teil des Vorhabens, und auf dem Tisch im Labor der Hochschule liegt bereits ein Prototyp für die essbare Verpackung der Zukunft.

Fett- und Wasser dringen wie gewünscht erst nach einiger Zeit durch die Algenwand, aber die wichtigste Frage ist noch offen: Wie schmeckt denn die Verpackung aus Algen? „Sehr lecker und ein bisschen salzig“, lacht Lisa Klusmann. „Eben nach Meer.“ Läuft weiterhin alles gut, soll das Projekt Mak-Pak Ende 2023 in die Serienproduktion gehen.

 


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