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Hans-Otto Pörtner

Prof. Dr. Hans-Otto Pörtner, Co-Chair der IPCC Working Group II (WG II) und Leiter der Sektion Integrative Ökophysiologie am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven. 

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„Entscheidende Dekade der Klimapolitik“

Prof. Hans-Otto Pörtner vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven ist Co-Vorsitzender der Arbeitsgruppe II im Weltklimarat. In dieser Funktion führt er eine Geschäftsstelle dieses internationalen Expertengremiums in Bremen und ein Team von Autor:innen, das für den Hauptbericht der Arbeitsgruppe etwa 270 Wissenschaftler:innen aus 70 Ländern umfasst.

Was der Weltklimarat überhaupt macht? Obwohl es den Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) – wie er im Englischen heißt – bereits seit 1988 gibt, ist die Antwort Vielen nicht bekannt. Die Vereinten Nationen und die Weltorganisation für Meteorologie haben ihn gegründet, als offensichtlich wurde: Das Klima verändert sich. Gemeinsames Ziel war und ist es, Ergebnisse der Klimaforschung zu analysieren. Dafür untersuchen in der Arbeitsgruppe II hunderte ausgewählte Wissenschaftler:innen die aktuellen Auswirkungen und zukünftigen Risiken der Veränderungen im Klima, werten gemeinsam tausende Studien, aber auch Regierungs- und Industrieberichte aus und erstellen in regelmäßigen Abständen Berichte über den Zustand unserer Erde. Die Quintessenz daraus fassen die Expert:innen für politische Entscheidungsträger:innen in den UN-Mitgliedsstaaten zusammen und müssen sich diese einstimmig genehmigen lassen. „In Marathon-Plenarsitzungen gilt es dabei, Zeile für Zeile und Wort für Wort zu überprüfen“, berichtet Prof. Hans-Otto Pörtner. Mit der Zusammenfassung wolle man Regierungen eine Orientierungshilfe geben, aber ihnen nicht vorschreiben, was sie tun sollen. „Es geht darum, Handlungsoptionen aufzuzeigen, wie Politik und Gesellschaft mit den Prognosen des Klimawandels und seiner Auswirkungen auf Natur und Mensch umgehen können“, betont er weiter und: „Der Klimawandel läuft, Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel sind alternativlos.“

Führende Köpfe der Klimaforschung berichten

Der Leiter der Abteilung für integrative Ökophysiologie am Alfred-Wegener-Institut war schon 2014 bei der Verabschiedung des fünften Sachstandsberichts des Weltklimarats dabei. Im aktuellen sechsten Berichtszyklus wirkte Hans-Otto Pörtner auch maßgeblich an drei IPCC-Sonderberichten mit, die sich mit dem Leben auf einem Planeten mit 1,5 Grad Celsius globaler Erwärmung, den besonderen Problemen der Landnutzung im Klimawandel und den Folgen für Land, Ozeane und eisige Regionen befassten. „Was beginnend mit dem Sonderbericht zu 1,5°C Erwärmung zutage kam, hat eine Zeitenwende ausgelöst, die Gesellschaft mobilisiert und insbesondere auch die Jugend auf den Plan gerufen. Das war wichtig, denn ein ‚Weiter so‘ kann es nicht geben. Dies muss jedem klar sein“, sagt der Biologe. Die von ihm seit 2015 geleitete Arbeitsgruppe II im Weltklimarat beschäftigt sich mit der Verwundbarkeit von sozioökonomischen und natürlichen Systemen gegenüber dem Klimawandel. „In unserem sechsten Sachstandsbericht werden Wege beschrieben, wie sich Menschen anpassen können, wie sie widerstandsfähiger werden, aber auch welche Grenzen der Anpassung es dabei gibt“, erklärt der AWI-Wissenschaftler. Derzeit arbeitet er mit seinen Kolleg:innen unter Hochdruck an der geplanten Veröffentlichung im Februar 2022. Dafür ist er von der Geschäftsstelle in Bremen aus mit Expert:innen im Austausch, die in Kleingruppen einzelne Kapitel erstellen, welche es abschließend zusammenzuführen gilt. Die Mitglieder der Autorenteams wurden sowohl nach ihrer wissenschaftlichen Expertise als auch im Hinblick auf Ausgewogenheit ausgewählt. „Sie kommen aus unterschiedlichen Forschungsdisziplinen und vertreten verschiedene Länder, Weltreligionen und Geschlechter, was unsere Zusammenarbeit ungemein bereichert“, so Hans-Otto Pörtner. Was die führenden Köpfe der Klimaforschung herausgefunden haben, darf er noch nicht verraten. Eine Botschaft möchte er aber ausgeben: „Der Klimawandel ist menschengemacht und wir sind gut beraten, alles zu tun, um ihn zu begrenzen. Dafür befinden wir uns in der entscheidenden Dekade der Klimapolitik. Was wir in den nächsten zehn Jahren nicht schaffen, ist nicht mehr einzuholen. Auch die Industrie sollte deshalb Interesse daran haben, die Politik zu einem klimagerechten Umbau der Wirtschaft anzutreiben!“


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