Nachhaltig wirtschaften, zukunftsfähig wachsen
Festmachen in Bremerhaven
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Best Practices aus der Wirtschaft, Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit weiter gedacht: Es geht um das Gemeinwohl

Geld und maximaler Gewinn waren gestern?

In Zeiten vom Fachkräftemangel, Klimaschutz und eines generellen Wertewandels müssen sich Unternehmen heutzutage anders aufstellen, denn erfolgreiches Wirtschaften muss soziale, demokratische und ökologische Werte berücksichtigen. Ein solches am Gemeinwohl orientiertes Wirtschaften fördern und unterstützen das Wirtschaftsressort und die Bremerhavener Wirtschaftsförderungsgesellschaft BIS. Nun ist ein Leuchtturmprojekt dazu gestartet: Eine Gruppe von sechs kleinen bis mittleren Unternehmen aus Bremerhaven stellen bis Jahresende gemeinsam ihre Gemeinwohl-Bilanzen auf.

Welche Auswirkungen haben unsere Unternehmen auf die Gesellschaft, für welche Werte stehen sie, ist unser wirtschaftliches Handeln ökologischen, demokratischen und sozialen Zielen zuträglich, werden wir unserer Verantwortung für die Belegschaft, Zulieferbetriebe, Klima und Umwelt gerecht? Diesen Fragen gehen sechs Bremerhavener Unternehmen nach, wenn sie in den kommenden Monaten als „Peer Group“ ihre jeweiligen Gemeinwohl-Bilanzen aufstellen.

Land Bremen fördert Sozialunternehmen

Finanziert wird das Projekt vom Land Bremen im Rahmen der „Förderung der Solidarischen Wirtschaft, Genossenschaften und Social Entrepreneurship“. Als weitere Maßnahmen im Konzept des Wirtschaftsressorts werden Gründungen von Social Start-ups und die Ansiedlung von bestehenden Sozialunternehmen unterstützt.

„Ich unterstütze das Gemeinwohlökonomie-Modell“, sagt dazu Kristina Vogt, Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa, „weil es mit einer Gemeinwohl-Bilanz schnell sichtbar macht, wo ein Unternehmen steht in Sachen nachhaltige Lieferketten, Partizipation der Mitarbeiter*innen, faire Löhne oder Umweltschutz. Und das wird für Kunden wie für Beschäftigte immer wichtiger. Daher freue ich mich, dass unser Pilotprojekt zur Gemeinwohlökonomie mit Unternehmen aus Bremerhaven nun gestartet ist.“ Die Senatorin ergänzt: „Indem wir die Unternehmen bei diesem gesellschaftlichen Engagement unterstützen und Anreize für eine sozial und ökologisch ausgerichtete Unternehmensentwicklung setzen, stärken wir auch die Innovationskraft und die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Bremerhaven.“

Das Projekt Gemeinwohl-Bilanz, das am 12. April mit einem virtuellen Kick-off gestartet ist, wird unterstützt und inhaltlich begleitet von der Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung BIS. Im Vorfeld hatten die Wirtschaftsförderer rund 120 interessierte Unternehmen angeschrieben, zum jetzigen Zeitpunkt haben sich sechs von ihnen für die Teilnahme an der „Peer Group“ entschieden: die ATLANTIC Hotel SAIL City GmbH, die im jaich oHG, das EDEKA Center Knauer, die Huth Zaun- und Metallbau GmbH, die Klimahaus® Betriebsgesellschaft mbH und der Dein Glückswinkel GbR. Sie gehören zu den ersten Unternehmen in der Seestadt mit einer Gemeinwohl-Bilanz. „Wir sind froh, eine in Unternehmensgrößen und Branchen so vielfältige Gruppe gefunden zu haben“, betont Dr. Barbara Schieferstein von der BIS. „Hoffentlich können wir mit diesem Projekt weitere Bremerhavener Firmen zu diesem Schritt motivieren. Die Erfahrungen, die wir in diesem Leuchtturmprojekt sammeln, werden ihnen dann zugutekommen.“

Transparente Bewertung

Die Gemeinwohl-Bilanz ist ein Bewertungsverfahren der Corporate Social Responsibility (CSR) für Firmen, aber auch Hochschulen, Kommunen und andere Organisationen. Sie basiert auf der sogenannten Gemeinwohl-Matrix und prüft 20 unternehmerische Aspekte anhand gesellschaftlicher Werte wie Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit sowie Transparenz und Mitentscheidung. Konkret werden die teilnehmenden Unternehmen nach und nach ihr Wirtschaftshandeln in Bezug auf relevante Kontaktgruppen inklusive des gesellschaftlichen Umfeldes überprüfen. Am Ende des Prozesses steht ein Ergebnis von maximal 1.000 Gemeinwohl-Punkten. „Die Gemeinwohl-Bilanz macht erstmals das Ergebnis eines CSR-Standards transparent vergleichbar, über alle Branchen, Unternehmensgrößen und Rechtsformen hinweg“, erläutert Barbara Schieferstein.

Urheber der Gemeinwohl-Bilanz ist die Initiative Gemeinwohlökonomie (GWÖ), die sich seit 2010 und ausgehend von dem österreichischen Politologen Christian Felber für ein alternatives Wirtschaftssystem einsetzt. Aktuell umfasst die Bewegung weltweit 11.000 Unterstützer, mehr als etwa 4.800 Aktive in über 180 Regionalgruppen, 35 GWÖ-Vereine, etwa 600 bilanzierte Unternehmen und andere Organisationen, knapp 60 Gemeinden und Städte sowie 200 Hochschulen weltweit, die die Vision der Gemeinwohl-Ökonomie verbreiten, umsetzen und weiterentwickeln.

„Die beteiligten Bremerhavener Unternehmen nehmen ihre gesellschaftliche Verantwortung ernst und setzen sich selbst hohe Ziele“, lobt Nils Schnorrenberger, Geschäftsführer der Bremerhavener Wirtschaftsförderungsgesellschaft BIS. „Das erfordert und fördert Innovationsfähigkeit und kreatives Denken, es verschafft ihnen aber auch Vorteile im Werben um Kundschaft und Fachkräfte.“ Der Wirtschaftsstandort Bremerhaven habe sich in den Bereichen Green Economy, Nachhaltigkeit und Klimaschutz bereits hervorragend positioniert, sagt Nils Schnorrenberger: „Somit können wir am Gemeinwohl orientierten Unternehmen ideale Rahmenbedingungen für ein erfolgreiches, nachhaltiges Wirtschaften bieten.“

Weitere Informationen zum Thema Gemeinwohlökonomie im Land Bremen sind hier zu finden: https://web.ecogood.org/de/bremen/


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