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Festmachen in Bremerhaven
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Energieeffizienz, Erneuerbare Energien, Klimawandel, Nachhaltig Bauen

Mehr Firmendächer für Solarenergie

Die Energiewende für Deutschland ist beschlossen, die Stromerzeugung aus Solarenergie spielt dabei eine maßgebliche Rolle. 

Die Bundesregierung plant, gesetzlich verankert, mit einer Verdoppelung des Solarenergieanteils an der Stromversorgung bis 2030.  Nach Angaben des Fraunhofer ISE-Instituts hat Photovoltaik in Deutschland bislang ca. 8 Prozent des Bruttostromverbrauchs gedeckt. Im Land Bremen gibt es laut Umweltresort 2382 Anlagen, davon 556 in Bremerhaven. Reichlich Flächenpotenzial besteht noch für Installationen auf privaten und gewerblichen Dächern, die laut Heinfried Becker, Leiter des Bremerhavener Büros von energiekonsens, „allein auf den Dachflächen in Bremen und Bremerhaven auf eine theoretische Spitzenleistung von 1.550 MW und eine jährliche Stromerzeugung von 1.410 GWh ausgebaut werden können“.

Das Potenzial für Solaranlagen, oder kurz PV-Anlagen, ist auch in der Seestadt riesig und noch lange nicht ausgeschöpft. Die Klimastadt Bremerhaven will hier für 2021 Akzente setzen und vor allem Unternehmen vor Ort mit entsprechend großen Dachflächen für das Thema Photovoltaik gewinnen. „In der Seestadt herrscht weitgehend Einigkeit, dass die Photovoltaik angesichts wachsender Bedarfe im Bereich erneuerbarer Energien mehr gefördert werden soll“, so Heinfried Becker. Mit der Bremerhavener Wirtschaftsförderung BIS als „Brücke zur Wirtschaft“ soll laut Becker der Ausbau in den nächsten Jahren vorangetrieben werden.

Geplant sei der Ausbau der bestehenden Beratungstools. Das Gute: Für Unternehmen, die infrage kommen, soll die Beratung zur energietechnischen Aufrüstung kostenlos sein.

Bremerhaven als Klimastadt hat selbst reges Interesse, hier als Vorbild voranzugehen, bestätigt auch Baudezernent Bernd Schomacker. „Als Stadt und größter Immobilienbesitzer Bremerhavens gilt es, stetig zu überprüfen, ob stadteigene Flächen mit Solaranlagen ausgestattet werden können“, sagte Schomaker im „Klimajournal“ der Nordsee-Zeitung erst vor wenigen Wochen.

Wahr ist nach aktuellem Stand laut Aussage Beckers auch, dass angesichts tendenziell geringerer Margen bei der Netzeinspeisung dem Eigenverbrauch eine stärkere Bedeutung zukommt. Vor allem mittelständische Unternehmen mit höherem Energiebedarf und mit Dachflächen ab ca. 200 qm seien prädestiniert.

Dabei können die Unternehmen auch selbst zum Betreiber werden, wie das Beispiel Frank Rübelings zeigt, der in 2. Generation das Dentallabor Rübeling im Bremerhavener Stadtteil Leherheide leitet. Bei dem Familienunternehmer stand nach eigenen Worten neben dem ökologischen auch der ökonomische Nutzen im Fokus. Seine Anlage habe sich seit der Installation vor rund zehn Jahren bereits amortisiert, der Eigenverbrauch liege bei nahezu 85 Prozent.

Der Anstoß zur Installation sei seinerzeit durch die Unternehmensberatung Grotelüschen & Weber entstanden, erzählt Rübeling. Da die Firmenimmobilie im Eigenbesitz ist, könne er die PV-Anlage ohne Abstimmungen in Eigenregie betreiben. Inhaber Rübeling spricht von einem „schlauen Investment“, das Energie einspare und dabei die allen zur Verfügung stehende Sonne nutze. Heutzutage seien die modernen Solaranlagen außerdem um einiges leichter und optimierter, macht Rübeling Interessierten Laune.

Heinz Weber, Vorstand bei Grotelüschen & Weber, sitzt auch der Genossenschaft Neue Energie Cuxland vor und hat für Sitzungen (unter Corona-Auflagen) kurze Wege. Die im Jahr 2011 gegründete Bürgerenergiegenossenschaft ist im gleichen Firmengebäude wie die Finanz- und Versicherungsagentur ansässig und betreibt elf Anlagen in Bremerhaven und im Cuxland. Erklärtes Ziel für Weber ist ebenso, die Anzahl der Dachflächen von mittelständischen Betrieben mit höheren Energieverbräuchen im Eigengebrauch mit PV-Ausstattungen deutlich voranzutreiben. Dabei mache der Einsatz aktuell Sinn bei Dachflächen ab 200 qm aufwärts, gerne aber auf öffentlichen Bestandsgebäuden wie Schulen, Kitas & Co., so Weber.

Zu den Vorzeige-Anlagen Webers gehören eine seit 2005 betriebene gut 210 qm große PVA auf den Gewerblichen Lehranstalten mit einem Energieertrag von ca. 26.000 kWh im Jahr sowie das ebenfalls als Eigentümer betriebene PV-Projekt Stadthaus 6. Im Rahmen einer Kaufoption entsprechender PV-Anlagen kann für zukünftige Projekte laut Weber auch der Rückbau der Anlage nach Ablauf der Einspeisevergütung in 20 Jahren vereinbart werden.

Wer Mitglied werden möchte, könne mit einer Beteiligung ab 1.000 Euro und anteilig 5 Prozent ‚Eintrittsgeld‘ bei Neue Energien Bremerhaven-Cuxland eG einsteigen. Fast zehn Jahre sind die Energiegenossen am Markt und zählen mittlerweile nach Webers Angaben 60 Mitglieder. Jedes Mitglied erwirbt damit nicht nur Anteile, sondern auch ein Stimmrecht. „Möglich ist eine Beteiligung bis maximal 50.000 Euro“, so Weber. Der betont gleichermaßen, dass es sich um eine ideelle Beteiligung handele und der persönliche Ertrag nicht an erster Stelle stehen soll. Der lag zuletzt bei immerhin 5 Prozent Rendite. Den klassischen Anleger wolle man aber nach den Worten Webers nicht, daher bestehe ein Kündigungsrecht von fünf Jahren.

„Wir sind bestrebt überall wo es möglich ist Photovoltaik auf den Dächern städtischer Immobilien zu platzieren, müssen aber von Fall zu Fall unterscheiden“, sagt auch Frank Jacobsen, kaufmännischer Leiter der Seestadt Immobilien. Die Rede ist von 250 städtischen Gebäuden insgesamt. Nicht bei allen kommt die Aufrüstung per Sonnenenergie infrage. Jacobsen: „Einige Gebäude im Eigentum der Stadt, wie beispielsweise die Pestalozzi-Schule mit Baujahr 1910, sind recht alt. Beim früheren Wirtschaftsgymnasium und der heutigen Grundschule müssten als erster Schritt zunächst in neue Dachziegel investiert werden, bevor überhaupt an PV-Anlage zu denken ist.

Als positive Beispiele nennt Jacobsen die schon vor Jahren sanierte Gaußschule ebenso wie die im Herbst 2019 mit Bundesmitteln abgeschlossene  Energiesanierung der Carl von Ossietzky-Schule, wo auch PV umfassend eingesetzt wurde. Aktuell werden nach Aussage Jacobsens Gebäude der Kaufmännischen Lehranstalten in Mitte fit gemacht, mit dem Ziel eine insgesamt gute Wärme- und CO2-Bilanz des gesamten Schulkomplexes zu realisieren.

Die Dachbeschaffenheit ist wie gesagt einer der wichtigen Parameter bei der Umsetzung. Dächer ohne größeren Sanierungsbedarf oder Umbau sind  u.a. die  Hochschule Bremerhaven, wo auf den Häusern F und T (s.Foto) bereits 84 kWp installiert sind und nun die Gebäude M und Z mit einer neuen PV-Anlage und einer Gesamtleistung von 110 kWp bestückt werden sollen.

Jacobsens Kollege Holger Schneeberg ist als technischer Betriebsleiter bestrebt, die Schulen in Corona-Zeiten zunächst einmal generell betriebsbereit zu halten. Wenn das Kerngeschäft läuft, könne man über das komplexe Thema der Solaroffensive nachdenken. Häufig seien derartige Investitionen über einen sehr langen Horizont angelegt, die dafür bereitgestellten Mittel fehlten dann für kurzfristige Sanierungsaufgaben, so Schneeberg.

Weber wirbt mit seinem Contracting-Modell und argumentiert, dass der Staat als Unternehmer in der Regel oft genug nicht gut funktioniere. „Wir liefern das Know how, der Kunde kann sich auf seine Kernkompetenzen fokussieren.“

Einige Grundvoraussetzungen für die Montage sind laut Heinz Weber nach den jetzigen politischen Vorgaben generell zu erfüllen, um quasi eine „Win-Win-Situation“ aller Beteiligten zu erzielen:

– eine Mindestdachfläche ab etwa 200 qm

– hoher Eigenverbrauchsanteil

– die Statik des Daches zur Gewährleistung der Tragfähigkeit muss stimmen

– die Eigentumsverhältnisse sollten den Umbau ermöglichen, die Investition ist langfristig angelegt, dass Unternehmen sollte daher am Standort und mit den Bestandsgebäuden über einen längeren Zeitraum planen

– Dächer möglichst in Südausrichtung, aber auch Dächer mit Ost-Westlagen, jedoch ohne Beschattungen durch Bäume etc.

„Eine richtig große technologische Aufgabe erwartet uns indes noch auf dem Weg zu mehr Energieeffizienz“, so Heinfried Becker. „Wie bringen wir die erneuerbaren Energien in unsere Wärmekreisläufe. Im Neubau kann das über Wärmepumpen realisiert werden, im Altbau sind die Anforderungen jedoch ungleich höher“, so Becker.

Fazit: Mit der Investition in Solardächer leisten Unternehmen erheblich ihren Beitrag zur Energiewende. Bremerhaven will hier in 2021 richtig „angreifen“.

Sind die Grundvoraussetzungen an die Gebäude und die Unternehmensstruktur erfüllt, gibt es viele gute Argumente zur Umsetzung. Nicht zuletzt können Unternehmen durch PV Anlagen Ihren Energiebedarf absichern und zum Klimaschutz beitragen.

Unter der Adresse www.solar-in-bremen.de fasst energiekonsens im Verbund mit den Partnern in Bremen und Bremerhaven die wesentliche Informationen und Beratungsangebote zusammen.

 

EXTRA

Solarkataster als erste Prüfinstanz

Heinfried Becker und das Team von energiekonsens stehen Unternehmen wie Privatkunden mit ihren Partnern bereits für die erste Berechnung zur Wirtschaftlichkeit bei Neuinstallationen zur Verfügung. „Privathaushalte, Institutionen und Unternehmen können eine kostenlose Beratung durch die Energieexperten im Solarnetzwerk in Anspruch nehmen“, so Becker. „Wir geben letztlich in einem Kurzgutachten unsere Einschätzung ab, wie sich unter welchen Begebenheiten die Installation der PV-Anlage für den Betrieb rentiert.“

Zur weiteren Einschätzung vorab dient außerdem das sogenannte Solarkataster, ein Gemeinschaftsprojekt der Seestadt Bremerhaven und der swb AG ,wo der potenzielle Stromertrag des jeweiligen Daches unter Berücksichtigung individueller Präferenzen und aktueller Preise erhoben wird. Informationen sind unter dem unter https://solardach.bremerhaven.de einsehbar. Dort können Daten zum individuellen Solarpotenzial angeschaut und auch erste Berechnungen  vorgenommen werden.


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