Nachhaltig wirtschaften, zukunftsfähig wachsen
Festmachen in Bremerhaven
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Nils Schnorrenberger
Best Practices aus der Wirtschaft, GREEN CITY

Fünf Fragen an: Nils Schnorrenberger, Chef der BIS

„Entwicklung, Wirtschaftsleben und Image einer Stadt gehören zusammen.“

Der Wirtschaftsstandort Bremerhaven hat sich in den vergangenen Jahren extrem gewandelt. Nils Schnorrenberger, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft BIS, erklärt im Interview, warum „Grüne Technologien“ für den Standort Bremerhaven besonders wichtig sind. 

5 Fragen an Nils Schnorrenberger. Erster Teil unserer neuen Interview-Serie.

1) Wie hat sich der Wirtschaftsstandort Bremerhaven verändert?

Bremerhaven hatte früher das Image als „tätige Stadt im Nordseewind“. Das Werftensterben, die Krise der Fischerei, der Abzug der US-amerikanischen Soldaten haben Bremerhaven hart getroffen. Viele Menschen zogen fort. Armut war auch im Stadtbild sichtbar.

Vor rund zehn Jahren befand sich Bremerhaven schließlich an einem strukturellen Wendepunkt: Aus der Stadt der Fischer und Werftarbeiter wurde ein Standort für Forschung und Tourismus. Das geht natürlich nicht von Heute auf Morgen. Das ist ein Prozess.  

Heute ist Bremerhaven die Heimat weltweit renommierter Forschungsinstitute und ein Reiseziel, das Millionen Besucher anlockt. Damit wandelt sich auch das Image Bremerhavens.

Ich denke, dass Wirtschaftsförderungen nicht länger unabhängig vom Image und der Entwicklung einer Stadt betrachtet werden können. Der entscheidende Standortfaktor für Unternehmen ist die Verfügbarkeit von fachlich versiertem Personal. Dieses wird immer knapper. Folge: Ein Wettbewerb der Städte um überwiegend junge qualifizierte Fachkräfte. Entwicklung, Wirtschaftsleben und Image einer Stadt gehören daher zusammen.

2) Welche Standortvorteile bietet Bremerhaven als Stadt?

Wir haben die Nordsee vor der Haustür. Wir haben einen der bedeutendsten Seehäfen Europas. Wir sind die Stadt der kurzen Wege. Bremerhaven hat Platz für junge Kreative, bezahlbaren Wohnraum und bietet an seiner Hochschule besondere Studiengänge an. 

Vor allem aber: In Bremerhaven suchen Forscher und Wissenschaftler Antworten auf die Mega-Themen unserer Zeit: Klimawandel, Migration, Globalisierung. Derzeit positioniert sich die Stadt im gesamten Bereich der Green Economy. 

3) Welche Rolle spielt die „Green Economy“ denn in Bremerhaven?

Nehmen wir das neu entwickelte Gewerbegebiet „Lune Delta“. Das ist eine Chance für Bremerhaven, auch überregional im Sektor Green Economy bekannt zu werden. Das neuerschlossene Gewerbegebiet ist das erste dieser Größe in Deutschland, das bei der Erschließung und dem Betrieb die Nachhaltigkeitskriterien und -anforderungen des Green-Economy-Ansatzes einhält. Wir wollen nachhaltig arbeitende Unternehmen von den Möglichkeiten der Seestadt überzeugen und sie zu uns an den Deich holen! Vom Projekt werden alle etwas haben – Unternehmen, Bürgerinnen und Bürger und insbesondere natürlich zukünftige Generationen. 

4) In welche Gesamtstrategie ist die „Green Economy“ eingebunden?

Bremerhaven richtet sich schon seit langem klimafreundlich aus. Das nachhaltige Gewerbegebiet „Lune Delta“ ist ein aktuelles Leuchtturmprojekt, doch die Geschichte geht schon einige zurück. Grundstein für den „Kurs Klimastadt“ wurde schon 1980 mit dem Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung gelegt. In der Folge siedelten sich weitere Einrichtungen aus Wissenschaft und Forschung mit den Schwerpunkten auf Umwelttechnik, Klimaschutz und Erneuerbare Energien an. Zum Beispiel das Fraunhofer Institut für Windenergiesysteme IWES. 

Auch die Offshore-Industrie erkannte die Vorteile des Standorts. Unsere Fischwirtschaft hat die Grundlagen für den nachhaltigen Fischfang geprägt und das MSC-Siegel entwickelt, das Konsumenten bei der Wahl entsprechender Fischprodukte unterstützt. Die Bremischen Häfen werden zum Schutz der Umwelt nach der greenports-Strategie gelenkt. Nicht zuletzt ist in der Seestadt seit 2009 das Klimahaus Bremerhaven 8° Ost zuhause. Jährlich informieren sich hier 450.000 Besucher über den Klimawandel.

5) Wie sieht die Arbeit der BIS im Bezug auf die „Green Economy“ konkret aus?

Wir unterstützen und beraten nachhaltige Firmen, die sich ansiedeln wollen. Unterstützt wird die „Green Economy“-Strategie, die im Landesprogramm „ZuKuNft BreMeN 2035“ verankert ist, von zahlreichen weiteren Akteuren. Die enge Kooperation verschiedener Institutionen für das Zukunftsprojekt Lune Delta und das Konzept dahinter haben bereits überregional für Aufmerksamkeit gesorgt: Die Regionalen Netzstellen Nachhaltigkeitsstrategien (RENN) und der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) zeichneten das Vorhaben mit dem Preis „Projekt Nachhaltigkeit 2018“ aus.

Nils Schnorrenberger, Jahrgang 1964, ist Geschäftsführer der BIS Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH. Er studierte nach dem Abitur in Kiel Agrarwissenschaften und arbeitete danach als Verwalter eines Bio-Bauernhofes in Nordfriesland. Obwohl ihm Freunde abrieten, wechselte er 1993 als Umweltreferent nach Bremerhaven. Sechs Jahre später übernahm er den Geschäftsbereich Wirtschaftsförderung der Bremerhavener Wirtschaftsförderungsgesellschaft (BIS). Seit 2010 ist er Geschäftsführer der BIS. Schnorrenberger ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt mit seiner Familie bei Bremerhaven.


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