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Masse mit Klasse: Binnenschiff bringt Container

Shuttle Dienst auf der Weser spart CO2

400 Meter lange Containerfrachter liegen an der Stromkaje in Bremerhaven. Die riesigen Containerbrücken an Land ziehen mit ihrem Greifer an Stahlseilen eine Blechbox nach der anderen von Bord oder lassen neue Container in den Frachtraum hinunter. Nur zwischen den Container-Giganten an der Hafenmauer ist eine Lücke – auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick liegt hier ein flaches Binnenschiff und wirkt komplett falsch am Platz. Tatsächlich aber ist die Aviso 1 hier genau richtig. Statt Container einzeln mit dem Lkw über die Autobahn zu bewegen, transportiert sie die Blechboxen auf dem Wasserweg zwischen Bremerhaven und Bremen: sage und schreibe 384 Standardcontainer pro Fahrt.

„Das spart natürlich im Vergleich zur Straße erheblich Emissionen ein“, nickt Schiffsführer und Eigner Manfred Deymann. Er hat das 110 Meter lange Binnenschiff extra für den Container-Transport bauen auf dem Wasser bauen lassen.  Kostenpunkt: Vier Millionen Euro. „Wir hatten bereits seit 2001 den Shuttle-Dienst zwischen Bremerhaven und Bremen aufgenommen. Mit dem damaligen Schiff konnten wir 90 Container pro Fahrt mitnehmen.  Das Angebot wurde von den Reedereien aber so gut  angenommen, dass ich mich 2008 für den Neubau der Aviso 1 entschieden habe“, erzählt der engagierte Binnenschiffer, während er auf der Brücke einen Schluck aus seinem Kaffeebecher nimmt.

Gechartert hat das ungewöhnliche  Binnenschiff die Firma Trimodal. Sie gehört zur Rhenus-Gruppe. Beteiligt sind daran auch Eurogate Intermodal und das Eisenbahnunternehmen EVB. „Wir haben früher einen Mix aus Schiene, Straße und Wasser beim Container-Transport von Bremerhaven nach Bremen gehabt. Jetzt nutzen wir zu 95 Prozent die Aviso 1“, sagt Christopher Beplat, Geschäftsführer bei Trimodal und Rhenus. „Neben den niedrigeren Kosten trägt dieser Transport vor allem auch zum Umweltschutz bei, weil nicht jeder Container einzeln über die Straße transportiert wird.“

Aus dem Steuerhaus der Aviso 1 geht der Blick nach vorn in den fast leeren Laderaum. Die Container sind inzwischen so gut wie alle entladen. Gut sechs Stunden braucht Manfred Deymann für die Fahrt auf der Weser zwischen den beiden Hafenstädten. „Das kommt immer darauf an, ob wir auflaufend oder ablaufendes Wasser haben, auf den Wind und so weiter“, erklärt er. Apropos Wind: Ist die Aviso 1 voll beladen, stehen fünf Reihen Container übereinander. Das ergibt einen 12,50 Meter hohen und 90 Meter langen Metallklotz direkt vor dem Ruderhaus. Wie kann der Schiffsführer da noch sehen, wo er hinfährt?

Manfred Deymann schmunzelt. „Ja, das fragen sich viele Leute, wenn das Schiff beladen wird.“ Er zeigt auf einen Knopf an der Instrumentenkonsole. „Ich kann das Ruderhaus hydraulisch gut 14 Meter hoch fahren. Von da oben habe ich dann eine ganz hervorragende Sicht über die Container, die Weser, das Fahrwasser und auch die schöne Landschaft“,  lacht er. Um die gesamte Containermenge zu befördern, hat er an der Schiffsseite zusätzlich einen sogenannten „Leichter“ – ein autonomes Schiff mit eigenem Antrieb zum Manövrieren, das als zusätzlicher Laderaum dient. 208 Container passen auf die Aviso 1 und 176 Container auf den 88 Meter langen Leichter. Die Fracht ist Kaffee, Mehl, Kakao, Ware für das Hochregallager in Bremen oder auch Stahl. „Wir haben mit dem Binnenschiff natürlich auch den Vorteil, dass wir größere Mengen einer Frachtcharge auf einem Mal transportieren können“, sagt Manfred Deymann. „Wenn ein Reeder 100 Container mit Ware zeitgleich am Terminal in Bremerhaven benötigt anstatt einzeln auf der Straße, dann bringen wir die auf einen Schlag mit.“

„Die CO2-Ersparnis durch den Transport der Container auf dem Wasser im Vergleich zum Einzel-Transport auf der Straße ist immens“, erklärt Christopher Beplat. „Ein Lkw verbraucht pro gefahrenem Kilometer und transportiertem Gewicht von einer Tonne viermal so viel Kraftstoff. Ein Binnenschiff fährt also mit demselben Energieaufwand und Transportgewicht 400 Kilometer, während ein Lkw im Vergleich nur 100 Kilometer schafft.“

Diesen Vorteil hat inzwischen auch die zweitgrößte Container-Reederei der Welt erkannt: MSC. Sie lässt ihre Leer-Container zwischen Bremen und Bremerhaven nun auch von der Aviso 1 transportieren und hat unlängst den Vertrag dafür unterschrieben. Bisher fährt Manfred Deymann rund 60.000 Standardcontainer pro Jahr zwischen Bremerhaven und Bremen hin und her. Durch die steigende Nachfrage könnte das bald noch wesentlich mehr werden – zum Wohl der Umwelt.

 


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