Nachhaltig wirtschaften, zukunftsfähig wachsen
Festmachen in Bremerhaven
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Dr. Gesche Krause

Foto: AWI

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Nachhaltigkeit in der Aquakultur messbar machen

Dazu forschte Wissenschaftlerin Dr. Gesche Krause vom Alfred-Wegener-Institut Bremerhaven mit Potsdamer Kollegen.

Meeresfrüchte und Fisch gehören zu den am meisten gehandelten Agrarerzeugnissen der Welt und spielen eine große Rolle in der Ernährung. Sie sind – noch vor Geflügel- und Schweinfleisch – unser wichtigster Proteinlieferant. Rund 17 Prozent aller Menschen decken ihren Eiweißbedarf hauptsächlich über Nahrungsmittel aus dem Meer. Es wird vorhergesagt, dass sich die globale Nachfrage in den nächsten 20 Jahren mehr als verdoppeln wird. Daher sind Aquakulturen unverzichtbar. Doch weil in Deutschland nur wenige dieser Zuchtanlagen betrieben werden und der Fischfang hierzulande zudem gering ist, führen wir 60 bis 70 Prozent der bundesweit konsumierten maritimen Erzeugnisse aus Ländern ein, in denen Nachhaltigkeitsgrundsätze eine eher geringe Rolle spielen. „Damit geben wir unsere Verantwortung ab und lagern die Verbesserung der Ziele für eine nachhaltige Entwicklung sowohl auf nationaler als auch EU-Ebene weitgehend aus“, erklärt Dr. Gesche Krause, Sozialwissenschaftlerin am Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven. Für sie ein Grund, sich eingehender mit dem Thema zu beschäftigen: in einer Forschungsarbeit, die die Wissenschaftlerin von April bis Juli 2019 ans Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) Potsdam führte.

Positive Effekte aufzeigen

Ziel der Arbeit war es, im Austausch mit Kollegen zu schauen, welche der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen im Bereich Aquakultur erreichbar sind und Methoden zu entwickeln, entsprechende ökologische, ökonomische und soziale Effekte messbar zu machen. „Fische und Meeresfrüchte nachhaltig zu züchten, bedeutet sehr viel mehr als der Überfischung und Verschmutzung der Weltmeere entgegenzuwirken. Ein positiver Aspekt der Aquakultur kann zum Beispiel sein, dass sie eine bedeutende alternative Erwerbsquelle in ländlichen Küstenregion darstellt, so dass die Menschen bleiben oder hierher zurückkehren. Das sorgt nicht nur unter anderem für mehr Umsatz im lokalen Einzelhandel und der Gastronomie, sondern auch für einen Erhalt von Schulen und medizinischer Versorgung“, erläutert Gesche Krause.

Austausch auf mehreren Ebenen

In verschiedenen Workshops haben Experten und gesellschaftliche Akteure aus der Fischerei, Behörden und Umweltverbänden gemeinsam Indikatoren festgelegt, die etwas über die Nachhaltigkeit eines Aquakulturbetriebs aussagen. Auf dieser Grundlage wurde ein Fragenkatalog entwickelt, der nun in 11 Ländern und deren Aquakulturbetrieben innerhalb der EU sowie Kanada und USA getestet wird und wichtige Informationen zutage bringen soll, wie zum Beispiel: Wie gesund sind die Menschen vor Ort und wie alt werden sie? Wo liegt die Armutsquote? Wie viele Schulen und Ärzte gibt es? Wie stabil ist die Bevölkerungszahl und welche Mobilitätsbewegungen finden statt? „Aussagen dazu sind ebenso wertvoll wie Zahlen zu den Saisonbeschäftigten in der Aquakultur. Erst in ihrer Gesamtheit machen Informationen wie diese es möglich, nachhaltige soziale Effekte auf internationaler Ebene zu vergleichen und Rückschlüsse daraus zu ziehen. So zeigen erste Ergebnisse, dass besonders die nachhaltige Muschelzucht eine wesentliche Rolle für den Erhalt von lokal geführten Familienbetrieben und die kulturelle Identitätsbindung mit dem Meer spielt“, erläutert Gesche Krause. Im Gegensatz dazu scheine die Aquakultur von Fischen bedeutsam für den Erhalt von ländlicher Infrastruktur zum Beispiel im Bereich der medizinischen Versorgung und dem Straßennetz zu sein. Gesche Krause: „Im neu entstehenden Algenaquakultur-Sektor zeichnet sich ab, dass die sich dadurch eröffnenden neuen Einkommensmöglichkeiten mehr Frauen nutzen. Letzteres ist ebenfalls für die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele der UN wichtig, da Ziel Nummer 5 explizit die Schaffung von Geschlechtergerechtigkeit adressiert.“

Autorin: Sandra Wagner


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