Nachhaltig wirtschaften, zukunftsfähig wachsen
Festmachen in Bremerhaven
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Klimawandel, Netzwerken

Vorsorgen statt nachsehen

Workshopreihe „Bremer Unternehmen im Klimawandel“ startete am 3. September in der Baumwollbörse mit dem Schwerpunkt „Maritime Wirtschaft und Logistik“. 

Mit der Zunahme von Stürmen, Starkregen, Trocken- und Hitzeperioden sind die Folgen des globalen Klimawandels bereits spürbar. Sie bringen Veränderungen mit sich – für Privatpersonen, aber auch für Betriebe. Inwieweit Unternehmen aus der Maritimen Wirtschaft, der Logistik und der Nahrungsmittelindustrie vom globalen Klimawandel betroffen sein werden, wird derzeit im Forschungsprojekt „BREsilient – Klimaresiliente Zukunftsstadt Bremen“ untersucht. Zum Auftakt der Workshopreihe „Bremer Unternehmen im Klimawandel“ wurde das Thema mit Vertretern dieser Branchen und aus deren Blickwinkel beleuchtet. Von eingeladenen Experten erfuhren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer: Das Land Bremen mit seinem großen Umschlagsplatz für Güter in Bremerhaven sowie zahlreichen auf die Verarbeitung und den Vertrieb von Kaffeeprodukten, Fisch und Meeresfrüchten sowie Obst und Gemüse spezialisierten Betrieben wird von den Auswirkungen des Klimawandels sowohl direkt als auch indirekt betroffen sein. Denn Extremwetter, so führte Dr. Stephanie Hänsel vom Deutschen Wetterdienst in einem Impulsvortrag aus, beeinträchtige nicht nur die hiesige Verkehrsinfrastruktur, sondern auch die der internationalen Handelspartner. Zugausfälle, gesperrte Straßen und eingeschränkte Schifffahrt durch Klimawandelschäden – all das habe hier wie dort schon dafür gesorgt, dass globale Warenströme unterbrochen wurden. Zudem sei laut Prognosen von Meteorologen mit einer deutlichen Zunahme dieser störenden Ereignisse zu rechnen. Was das für die weltweite Wirtschaft bedeutet, erläuterte Thomas Loster von der Münchener Rück Stiftung, der ebenfalls als Gastredner zugegen war.

Risiken erkennen, Chancen nutzen

Den Blick zurück auf Bremen und Bremerhaven richteten Rainer Müller und Matthias Dreyer vom Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL). Sie zeigten die Risiken des Klimawandels für die Hafen- und Logistikwirtschaft hierzulande auf. So müssten sich zugehörige Unternehmen unter anderem darauf einstellen, dass sich bei steigenden Temperaturen der Strombedarf für Klimatisierung und Kühlräume beachtlich erhöhe und bevorzugte Transportwege immer häufiger vorübergehend nicht zu nutzen sind, weshalb Alternativen notwendig würden. Auch sei es empfehlenswert, Maßnahmen zum Schutz des eigenen Gebäudes und Firmengeländes gegen extreme Wetterlagen zu ergreifen. Kollegen vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), Dr. Esther Hoffmann und Patrick Schöpflin, gingen anschließend auf die Folgen des Klimawandels für die Ernährungsbranchen vor Ort ein. Ihr Rat: Die Kaffeewirtschaft sollte im Blick behalten, dass sich Anbauflächen für die beliebten braunen Bohnen verlagern könnten, wodurch die Umstellung auf andere Lieferanten erforderlich werde. Auch Qualitätseinbußen und Kostensteigerungen durch Ernteausfälle, Produktionsschwankungen, vermehrter Schädlingsbefall und Lieferverzögerungen seien zu bedenken. Gleiches gelte übrigens für die Obst- und Gemüse- sowie Fischwirtschaft. Bei letzterer verschöben sich aller Voraussicht nach dauerhaft Fanggebiete, was dazu führe, dass einige Fischarten nicht mehr erhältlich sind, andere Sorten aber hinzukämen. Weitere Chancen durch den Klimawandel, die die Forscher sahen: „Die Fischbestände in nördlichen Gewässern könnten wachsen und es ist möglich, dass neue Anbaugebiete für Steinfrüchte in Deutschland entstehen“, erklärte Dr. Esther Hoffmann.
„Im Workshop wurde gut dargelegt, was Unternehmen aus diesen Branchen erwartet. Zudem konnten eigene Erfahrungen mit Klimafolgen ausgetauscht und diskutiert werden, welche besonders relevant für unseren Standort sind“, befand Annette Schimmel, Projektleiterin „Green Economy“ bei der BIS Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH. Sie freute sich, dass die Veranstaltung gut besucht war. „Das zeigt, wie viele Firmen interessiert daran sind, rechtzeitig Strategien zu entwickeln, um sich auf den Klimawandel einzustellen und betriebliche Abläufe entsprechend anzupassen.“ Welche Maßnahmen dabei helfen und welche Möglichkeiten sich für vorsorgende Unternehmen entwickeln – das ist Thema des nächsten Workshops aus der Reihe, der am 20. November stattfindet. Weitere Informationen unter: www.bresilient.de.

„BREsilient – Klimaresiliente Zukunftsstadt Bremen“

Hinter dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt stehen vier Partner: der Senator für Umwelt, Bau und Verkehr, das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), das Institut für Seeverkehrswirtschat und Logistik (ISL) sowie die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, Kompetenzen aus Forschung, Verwaltung und Praxis zu bündeln, um Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel zu entwickeln. Die Workshopreihe „Bremer Unternehmen im Klimawandel“ ist ein Schritt dahin.


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