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Gramm für Gramm ein Gewinn für die Umwelt

iglo aus Bremerhaven optimiert die Nachhaltigkeit der Verpackung

Wenn ein Mann die „gelebte Verpackung“ ist, dann ist es Ralf Gaile. Der 54-jährige kümmert sich seit mehr als 18 Jahren um die Verpackungen im iglo Werk ‘Frozen Fish International‘. Der Lebensmittelhersteller produziert allein im Bremerhavener Fischereihafen täglich rund sieben Millionen Fischstäbchen. Dazu kommen weitere Fischprodukte wie das iglo Schlemmerfilet und andere. Die Nachhaltigkeit der Verpackungen steht dort zum Wohl der Umwelt ständig auf dem Prüfstand. Jedes Gramm zählt: Mehr als 250 Millionen Verpackungen werden jährlich bei iglo in Bremerhaven verarbeitet.

„Weniger Verpackung ist mehr Nachhaltigkeit. Ändern wir an der Zusammensetzung und dem Design von Verpackungen etwas, dann hat das bei dem produzierten Volumen natürlich große Auswirkungen auf die Gesamtmenge der verwendeten Materialien“, sagt Ralf Gaile. Er muss es wissen. Der Leiter der Verpackungstechnik bei Frozen Fish sitzt an seinem Schreibtisch vor einer ganzen Wand mit Verpackungsmustern, die sein Büro wie eine Tapete zieren. Bei der Optimierung kann es sowohl um die Kartonverpackungen selbst gehen, als auch um die Sekundärverpackungen. Dazu gehört beispielsweise Folie zur Bildung der Handelseinheiten, die an die Supermarktketten geliefert werden.

„Für den Transport fassen wir die einzelnen Packungen unserer Produkte zu größeren Gebinden mit mehreren Verpackungen zusammen. Für die Ummantelung nutzen wir schon jetzt eine extrem dünne Kunststoff-Folie, die entsprechende Eigenschaften wie Reißfestigkeit oder Dehnbarkeit aufweisen muss“, erklärt Ralf Gaile. Die bisherige Stärke der Folie liegt bei 17 My. Die Maßeinheit My-Gramm steht für 0,0001 Milligramm. Zukünftig soll die Folienstärke noch weiter reduziert werden: auf 12 My. Trotzdem darf die Folie bei der Verarbeitung nicht reißen und auch die Transportstabilität muss zu 100% gewährleistet sein. „Das hört sich zunächst wenig an“, betont Gaile. „Aber pro Gebinde verbrauchen wir dadurch zwei Gramm an Material weniger. Auf das Jahr hochgerechnet sind das rund 40.000 Kilogramm an Plastik, die wir einsparen.“

Als umweltbewusster Verpackungsentwickler hat Ralf Gaile auch die Alternative zum Kunststoff für die Ummantelung der Gebinde bei dem Produkt Schlemmerfilet durchgerechnet: Karton. „Wir setzten jährlich für die Transportverpackung der Tonnage, die wir für iglo Deutschland produzieren, rund 20 Tonnen Folie ein. Würden wir das auf Kartonage umstellen, reden wir von 600 Tonnen Karton-Material- Einsatz“, so der Ingenieur. Das Beispiel zeigt, dass manchmal Papier umweltbelastender als Kunststoff sein kann. „Wenn man den Kohlendioxid-Fußabdruck kalkuliert, kommt man bei Kunststoff auf 70 Tonnen CO2. Mit der Kartonvariante würden wir mit insgesamt 360 Tonnen CO2 mehr als die fünffache Menge abbilden.“

Um Materialeffizienz zum Wohl der Umwelt und Innovation geht es auch bei einem anderen Projekt, das iglo derzeit mit Hochdruck vorantreibt: Die Alternative zu der bisherigen dünnen Kunststoff-Beschichtung mit Polyethylen (PE) auf der Innenseite von Kartonverpackungen. „Diese Beschichtung ist bei Lebensmitteln gesetzlich vorgeschrieben, um die Hygienesicherheit zu garantieren – zum Beispiel bei Fischstäbchen“, erklärt Ralf Gaile. Die verwendete PE-Beschichtung dient als Wasserdampf- und Fettbarriere. Iglo will nun ein Material aus nachwachsenden Natur-Rohstoffen einsetzen, das die gleichen Eigenschaften als „Sperre“ aufweist.

„Noch können wir nicht sagen, was es am Ende sein wird, aber die Entwicklung und die Testphase laufen auf Hochtouren“, erzählt Ralf Gaile. Auf die Experten bei iglo wartet hier eine ganz besonders Aufgabe. Bisher wird ein dünner Kunststoff in den Kartonverpackungen genutzt, um keinen Kleber zum Verschluss der fertigen Verpackung zu verwenden. Auch hier wird die Umwelt geschont. „Wir erwärmen den Kunststoff durch Heißluft auf der Innenseite der Lasche punktuell. Dadurch lässt sich die Kartonverpackung ohne Kleber verschließen“, freut sich Ingenieur Gaile noch heute über diese nachhaltige Idee. Das neue, natürliche Material für die Innenbeschichtung der Verpackung soll nun ähnliche Eigenschaften aufweisen. Keine leichte Aufgabe. „Aber wir kriegen das zusammen mit unseren externen Experten bei den Zulieferern hin“, ist sich Ralf Gaile sicher.

Die Kartonagen bei iglo sind schon heute komplett aus Recycling-Karton, wenn das innenliegende Produkt keinen direkten Kontakt zur Außenverpackung hat. Alternativ wird bei Produkten mit Kontakt zur Verpackung ein Karton aus zertifizierter Produktion wie dem PEFC-Siegel verwendet. Das Siegel steht für Zelluloseprodukte aus nachweislich nachhaltig bewirtschafteten Wäldern und kontrollierten Produktquellen. Die verwendeten Verpackungen haben einen Papieranteil von mindestens 95% und dürfen nach der Verwendung in der Altpapiertonne entsorgt werden. „Damit vermeiden wir „Fake-Pappen“ aus Verbundmaterialien, die nur zu 70% aus Papier sowie sonst aus Kunststoff bestehen. Denn diese können nicht recycelt werden“, erklärt Ralf Gaile. „Wir wollen und werden weiterhin die Nachhaltigkeit unserer Verpackung unverfälscht mit Blick auf die Welt von morgen optimieren.“


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