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Best Practices aus der Wirtschaft, Energieeffizienz, Erneuerbare Energien

Müll als Energiequelle und Wertstoff

Bremerhavener Entsorgungsgesellschaft sorgt für saubere Umwelt

Fährt man über die Autobahn nach Bremerhaven, dann ist es nicht zu übersehen: das Müll-Heiz-Kraftwerk (MHKW) an der Abfahrt Mitte. Dabei hat das graue Gebäude mit der rot-orangen Front wesentlich mehr Aufgaben, als nur Müll verschwinden zu lassen, sagt Stefan Ketteler, Geschäftsführer der Bremerhavener Entsorgungsgesellschaft (BEG): „Wir vernichten keinen Müll und haben am Ende nur Asche, sondern wir verwerten ihn sinnvoll und damit im Sinne der Umwelt.“

Blickt man hinter die aufwändige Technik des MHKW wird schnell klar, was er meint. Bei der Müllverbrennung entsteht Wärmenergie, die genutzt wird. „Wir produzieren damit Strom und stellen Fernwärme für Bremerhaven zur Verfügung“, erklärt Ketteler. Die Menge kann sich sehen lassen: 100 Megawattstunden Strom und 250.000 Megawattstunden Wärme pro Jahr speist die Anlage pro Jahr ins Energienetz ein. Das sind rund zehn Prozent des Strombedarfs in Bremerhaven und rund 25 Prozent des Wärmebedarfs. Dieses Angebot nutzen sowohl Privathaushalte als auch Unternehmen.

Die Energieproduktion im MHKW ist praktisch das positive Ergebnis einer Grundaufgabe der Entsorgungsgesellschaft: Sie sammelt den Abfall und die Wertstoffe in Bremerhaven ein und nimmt sie auch aus der Region an. Damit sorgt die BEG für eine saubere Umwelt und Natur. „Wir erinnern uns wohl alle noch an die vielen wilden Müllkippen unserer Kindheit“, sagt Stefan Ketteler. „Jedes Dorf hatte irgendwo abseits so einen Platz mit Hausmüll, Kühlschränken, Karton, Plastik und anderem.“ Das, so der 49-jährige, ist längst Vergangenheit, weil diese Stoffe nun (in der Regel) hier angeliefert werden. Das MHKW ist 1977 in Betrieb gegangen. Die Anlieferungen zum MHKW kommen inzwischen aus einem Umkreis von bis zu 200 Kilometern.

„Wir entsorgen sämtliche Abfälle, die in der Stadt, der Umgebung und der Region anfallen“, erzählt der BEG-Chef. „Alles, was brennbar ist, wird im MHKW  verwertet. Stoffe wie Papier, Kunststoff oder Metalle werden von uns separat erfasst – insbesondere bei Firmen, bei denen betriebsbedingt größere Mengen anfallen.“ Diese Stoffe werden dann dem Recycling zugeführt und auf diese Art weiter verwertet. So wird das gesammelte Altpapier zu Papierfabriken gebracht – unter anderem nach Varel bei Wilhelmshaven. „In der Gesamtheit stellen wir so die Entsorgung für alle Abfallarten sicher. Zu dieser nachhaltigen Entsorgungssicherheit gehört auch unsere Deponie, mit Kapazitäten für Material von Werften und andern Industrieunternehmen“, erklärt Stefan Ketteler.

Dabei kümmert sich die BEG aber nicht nur um den klassischen Abfall, sondern sozusagen auch um die Unterwelt: die Abwässer. Die Kläranlage wurde 1983 in Betrieb genommen. Hier werden jährlich rund 11 Millionen Kubikmeter Abwässer gereinigt. Diese Mengen kommen aus der Stadt Bremerhaven, aus dem Fischereihafen und sogar aus Loxstedt und aus Teilen der Gemeinde Schiffdorf sowie Geestland. „Damit im wahrsten Sinne des Wortes mit den Abwässern alles läuft, kümmern wir uns um 1400 Kilometer Kanalnetz“, schildert Stefan Ketteler. Damit keine Abwässer ungeklärt in den Untergrund laufen, hat die BEG das gesamte Kanalnetz mit einer Kamera abgefahren und hält alles auf dem neuesten Stand. Den Klärschlamm aus dem Klärwerk verbrennt die BEG zum Teil selbst in ihrer Müllbeseitigungsanlage.

Wesentlich sichtbarer als die Kläranlage ist der hohe Schornstein des MHKW mit seiner weißen Rauchfahne. Die Emissionen der Anlage werden hochgradig gefiltert. „Seit der Inbetriebnahme der Anlage haben wir rund 70 Millionen Euro in die Abgasreinigung investiert“, sagt Stefan Ketteler. „Wir haben insgesamt drei Reinigungsstufen für die Abgase: Zuerst Elektrofilter, dann eine Nasswäsche, wo Partikel aus dem Rauchgasstrom an Kalk gebunden werden und zum Schluss eine Reihe von Filtern mit Kohle, die weitere Schadstoffe binden.“ Dabei der Clou: Die Aktivkohle fällt herunter, sobald sie gesättigt ist. Sie wird eingesammelt, in den Öfen verbrannt und erzeugt so wieder Energie und Wärme. Wenn das kein perfektes Recycling ist.


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