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Lebensmittelbranche diskutiert nachhaltiges Verpacken

Lebensmittel stellen einerseits wie kaum ein anderes Produkt höchste Anforderungen an die Verpackung. Andererseits liegt der Branche wie kaum einer anderen das Thema Nachhaltigkeit am Herzen. Um in diesem Spannungsfeld Antworten zu finden und innovative Lösungen voranzutreiben, hatte die Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH (BIS) am Dienstag, 17. April 2018, zur Fachveranstaltung „Nachhaltig verpacken in der Lebensmittelwirtschaft“ in den t.i.m.e.Port II nach Bremerhaven geladen. Das Interesse aus Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Verbänden war groß: Rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nutzten die Chance, sich in acht Stunden, vier Themenblöcken und neun Fachvorträgen einen Überblick über das komplexe Thema zu verschaffen.

Bremerhaven ist der ideale Standort, diese Fragen zu stellen und zu beantworten, wie BIS-Geschäftsführer Nils Schnorrenberger den Veranstaltungsgästen aus Bremerhaven, Cuxhaven, Bremen und weit darüber hinaus verdeutlichte. Nicht nur sei die Stadt mit rund 80 Großunternehmen und mittelständischen Betrieben, mehr als 5.000 Beschäftigten und namhaften Forschungseinrichtungen ein Zentrum der deutschen Fisch- und Lebensmittelverarbeitung. „Auch Nachhaltigkeit ist in Bremerhaven schon lange ein Thema. Und der Impuls, sich damit zu beschäftigen, kommt häufig aus den Unternehmen – nicht nur weil die Konsumenten nachhaltige Produkte fordern, sondern weil die Firmen auch ihre Verantwortung sehen und übernehmen.“ Solche Ansätze unterstützt die Wirtschaftsförderungsgesellschaft BIS im Rahmen ihres Projekts Green Economy, das sowohl die Entwicklung eines nachhaltigen Gewerbegebiets im Stadtsüden als auch Veranstaltungen wie „Nachhaltig verpacken“ umfasst.

Thematisch war das Programm sehr praxisnah ausgerichtet. Unterstützt vom Moderator der Veranstaltung, Uwe Jensen (ValuePacer GmbH), wurde im Vorfeld recherchiert, welche konkreten Fragen die Beschäftigten der Lebensmittelwirtschaft umtreiben. Die Referentinnen und Referenten standen stellvertretend für die verschiedenen Aspekte und Stationen des nachhaltigen Verpackens: von den gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen sowie der Grundlagenforschung bis hin zum eigentlichen Verpacken in der Lebensmittelproduktion und der abschließenden Entsorgung und dem Recycling.

Brunhard Kehl von der Assoziation ökologische Lebensmittelhersteller e.V. (AöL) stellte ganz grundlegend die hohen Anforderungen und Standards dar, die Verpackung erfüllen muss, um Lebensmittel sicher zu verpacken, andererseits aber auch nachhaltig zu sein. Die Perspektive des Umwelt- und Verbraucherschutzes brachte Thomas Fischer von der bundesweit agierenden Deutschen Umwelthilfe (DUH) in Berlin ein. Einblicke in die praxisnahe Materialforschung und die aktuelle Marktsituation der Biokunststoffe gab Christian Schulz vom Institut für Biokunststoffe und Bioverbundwerkstoffe (IfBB) der Hochschule Hannover. Dass dabei auch das Papier nicht von gestern ist, zeigte Michael Brokemper, Vertriebsleiter der Drewsen Spezialpapiere GmbH & Co. KG in Lachendorf, mit einem fettdichten Papier. Christina Schulz, Projektmanagerin Nachhaltigkeit, Qualität & Umwelt bei der DSD Duales System Holding (Der Grüne Punkt), erläuterte, wie die Recycelbarkeit von Verpackungen bereits im Produktdesign geplant und verbessert werden kann. Peter Falk, Gründer von Peter Falk Industrial Services, nutzte seine Erfahrungen aus dem Consulting internationaler Vertriebsprojekte, um das „grüne Gewissen“ in die kommerzielle Wirklichkeit des Handels in Deutschland und Europa einzuordnen. Gleich dreifach war schließlich die Bremerhavener Fischwirtschaft mit Best-Practices präsent: Maurice Schlüter für Deutsche See Fischmanufaktur, Urban Buschmann für die Frosta AG und W. Dietmar Hoffmann für die Nordsee GmbH machten anschaulich, wie ihre jeweiligen Unternehmen Nachhaltigkeit in der Lebensmittelbranche erfolgreich umsetzen.

Im Verlauf der Veranstaltung, bei den Vorträgen und Fragerunden, wurde immer wieder deutlich, wie notwendig dieser ganzheitliche Blick auf die Thematik ist. So sollten schon in der Produktentwicklung die spätere Recyclingfähigkeit der Verpackungen, also die technischen Möglichkeiten der Sortierung und Verwertung bei den Entsorgungsunternehmen, berücksichtigt werden. Auch das neue Verpackungsgesetz, das am 1. Januar 2019 in Kraft treten wird, fand mehrfach Erwähnung, da es alle Beteiligten gemeinsam stärker in die Pflicht nehmen wird.

Den notwendigen Dialog zu fördern, vorhandene Kompetenzen zu vernetzen, innovative Lösungen zu entwickeln und nach außen zu tragen – das seien die Ziele der Veranstaltung und der Green-Economy-Strategie der BIS Wirtschaftsförderung Bremerhaven, verdeutlichte Annette Schimmel, die bei der BIS das Projekt Green Economy leitet. „Wir wollen in Bremerhaven eine Vorzeigestadt für Nachhaltigkeit werden.“ Die Fachtagung „Nachhaltig verpacken in der Lebensmittelwirtschaft“ sei eine gelungene Komponente dessen, bilanzierte Annette Schimmel abschließend: „Spannende Fragen und interessante Vorträge – das positive Feedback, das wir bereits im Vorfeld erhalten haben, hat sich bei dieser Veranstaltung bestätigt.“


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