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Best Practices aus der Wirtschaft, Materialeffizienz, Naturschutz

Klar zur Wende!

Friedrich Deimann holt die Natur ins Boot. Als Erster bringt der Bremer moderne Technik und natürliche Rohstoffe beim Bootsbau in Einklang.

Seit 2013 befindet sich Friedrich Deimann auf Kurs in eine grüne Zukunft. In dem Jahr gründete der Bootsbaumeister seine Firma. In der Bremer Werft baut er Segelboote, Kajaks, Stand-Up-Paddling-Boards und Elektro- oder Propangas betriebene Motorboote. Das Besondere: Die Wassersportgefährte bestehen aus nachwachsenden Rohstoffen. Statt auf Glasfaser und erdölbasierten Harze setzt der passionierte Segler auf Flachs, Kork, Papier und pflanzenölbasierte Harze. Dies seien die idealen Komponenten für leichte, nachhaltige Boote, die sogar eine bessere Ökobilanz aufweisen als Boote aus zertifiziertem Holz. „Holz ist nicht mehr zeitgemäß im Bootsbau. Es ist schwerer als Kork und sehr pflegebedürftig“, erklärt der Wahlbremer, der während seiner Ausbildung im klassischen Bootsbau alle Facetten des Naturbaustoffes erfühlte und tief in die Handwerkskunst eintauchte. In einer Werft in Bremen-Nord bekam er Einblicke in den Hightech-Kunststoffbootsbau – und war fasziniert: Schnell und effizient wurden hier die Kreuzer in Serie produziert.

Natur und Hightech: kein Widerspruch

Die Begeisterung für Handwerk und Hightech brachte ihn ins Grübeln: Er wollte modern produzieren, aber mit natürlichen Rohstoffen. Der gebürtige Bochumer, der seit Kindertagen vom Meer und schnittigen Kreuzern träumt, probierte vier Jahre im Alleingang mit Hanf, Jute und weiteren biobasierten Stoffen. Als Favoriten blieben Kork, Flachs, Papier und Leinöl übrig. „Die Konstruktion in einer Negativform muss man sich wie das Backen eines Kuchens vorstellen“, erklärt er. Leinenstoff aus Flachsfasern, Kork und wieder Leinen werde in die Form gepresst und unter Vakuum gesetzt. Dabei zieht sich das Harz durch das Gewebe.

Das Bionik-Innovationszentrum der Hochschule Bremen testete Festigkeit, Biegetauglichkeit und Robustheit des Rohstoffsandwichs und bescheinigte beste Voraussetzungen. Deimanns Fazit: „Das Material lässt sich wie Kunststoff verarbeiten, ist aber zu 80 Prozent CO2-neutral und hat zudem die gleichen Eigenschaften.“ Für Stand-Up-Paddling-Boards, die möglichst leicht sein sollen, greift der Tüftler auf einen Kern aus Papierwaben zurück.

Preisgekrönte Innovation

Den Prototyp GREENBENTE24 bauten Deimann und seine beiden Auszubildenden innerhalb eines halben Jahres. Die derzeitige Produktionszeit beträgt drei Monate und soll sich noch reduzieren. Die Rohstoffe stammen aus Portugal und Frankreich. Auf ihrem Weg an die Weser setzen sie so wenig CO2 wie möglich frei. Die Käufer aus ganz Deutschland schätzen es, ein Liebhaberstück zu erwerben, mit dem sie reinen Gewissens segeln können. Begehrt sind nicht nur die Gefährte, sondern das auch innovative „Materialsandwich“. „Es ist leicht, wärme- und schallisolierend und eignet sich für den Fahrzeug- und Wohnwagenbau. Ein neues Projekt sind Schlafkapseln“, so der Bootsbauer.

Für die clevere Idee erhielt Deimann den Bremer Umweltpreis 2017 und den Biocomposite Award 2017. Weitere Trophäen könnten folgen. Nominiert ist Green Boats für den internationalen Umweltpreis „GreenTec Awards“ und den „Ocean Tribute Award“, der Projekte ehrt, die sich dem Schutz der Meere verschreiben.

Übrigens: Das Design des Prototypen GREENBENTE24 stammt aus der Feder des renommierten Bremerhavener Konstruktionsbüro Judel/Vrolijk bzw. des Bremerhavener Unternehmens Bente Yachts GmbH. Die Unternehmen verbindet eine langjährige Kooperation, die zukünftig weiter ausgebaut werden soll.

Mehr Infos unter: www.green-boats.de, www.bente24.com


1 Kommentar(e)

    Dr. Mathias Grabs

    Die Firma GreenBoats ist außerdem seit März 2017 Mitglied der „Partnerschaft Umwelt Unternehmen“, einer Initiative des Senators für Umwelt, Bau und Verkehr der Freien Hansestadt Bremen (www.umwelt-unternehmen.bremen.de).

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