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Energieeffizienz, Materialeffizienz, Neues aus Forschung, Bildung, Wissenschaft

Zum Nachtisch gibt es Nachhaltigkeit

Hochschule Bremerhaven forscht an neuer Nahrungs-Nutzung

„Wir haben den wahren Wert unserer Lebensmittel noch gar nicht erkannt. Nahrung kann viel effektiver und nachhaltiger genutzt werden“, sagt Wilfried Schütz. Der Professor an der Hochschule Bremerhaven hat deshalb eine Forschungsgruppe im Studiengang „Nachhaltige Energie- und Umwelttechnologien“ ins Leben gerufen. Die insgesamt zwölf Studenten untersuchen in Einzelprojekten, wie die Inhaltsstoffe von Lebensmitteln besser verwertet werden können. Dabei geht es vor allem darum, derzeitige Abfälle aus der Lebensmittel-Produktion für die Herstellung neuer Produkte zu nutzen.

„Ein Grundgedanke ist, mehr Nahrungsmittel für die stark wachsende Weltbevölkerung zur Verfügung zu stellen“, erklärt Abhishek Bose sein Projekt. Der 23-jährige Inder arbeitet daran, aus Resten der Fischverarbeitung möglichst viel Gelatine zu erhalten. Die Gelatine könnte dann in der Lebensmittelproduktion eingesetzt werden, statt im Abfall zu verschwinden. „Das Fischskelett ist hervorragend dafür geeignet, daraus Gelatine herzustellen. Mit den Resten aus der Rind- und Schweinefleischproduktion wird so etwas bereits gemacht. Im Fischbereich ist das nicht üblich und kann definitiv ausgebaut werden“, sagt er. Dabei gehe es vor allem darum, eine möglichst effiziente Methode für die Gelatine-Produktion aus Fischresten zu finden.

Abhishek Bose setzt dabei auf den chemischen Prozess säurehaltiger Lösungen. „Bisher wird für die Produktion von Gelatine Sodium Chlorid eingesetzt. Ich bin dabei, verschiedene andere säurehaltige Flüssigkeiten auszuprobieren, um mehr Gelatine zu erhalten. Bei bestehenden Verfahren werden aus einem Kilogramm Material bisher nur rund zehn Prozent Gelatine hergestellt.“ Professor Wilfried Schütz geht noch einen Schritt weiter. „Es geht in der Projektgruppe auch darum, mit einem Verfahren gleich mehrere Ergebnisse zu haben. So ist es durchaus vorstellbar, dass in dem Gelatine-Projekt gleichzeitig Protein anfällt, dass dann ebenfalls genutzt werden kann.“

Neben neuen Lebensmitteln kann aus Nahrungs-Resten aber auch Energie hergestellt werden – zum Beispiel Biogas oder Bio-Treibstoff. Der Student Anal Kinkhabwala arbeitet daran, Reste aus der Getreideernte nachhaltig zu nutzen: das Stroh. „Dabei ist es egal, ob es Reisstroh ist oder das Stroh aus der hiesigen Landwirtschaft“, erklärt der 23-jährige Inder. Seine Idee: die Fasern der Halme müssen möglichst stark zerkleinert werden, um die Zellulose noch besser für die Herstellung von Energie nutzen zu können. „Bisher werden dafür Chemikalien eingesetzt“, sagt er. „Das ist sehr teuer und der chemische Prozess dauert mit ein bis zwei Tagen sehr lange. Ich habe eine bessere Idee: Ultraschall.“ Damit,  so Anal Kinkhabwala, sei es möglich, den Auflösungsprozess des Strohs in Zellulose auf nur wenige Minuten zu verkürzen.

Beide Studenten haben – ebenso wie ihre Kollegen in der Forschungsgruppe – ein Jahr Zeit für ihre Projekte. „Im Januar 2018 werden dann die Endergebnisse präsentiert und von einer Jury bewertet“, sagt Professor Schütz. „Bestenfalls sind das dann Leute aus der Industrie, die den Nutzen für ihre Unternehmen und die Wirtschaft beurteilen können.“ Die Chancen dafür stehen gut. Immerhin wurde das Projekt „Food“ in Zusammenarbeit mit der Handelskammer Bremen – IHK für Bremen und Bremerhaven initiiert. Wilfried Schütz: „Dadurch hat die Wirtschaft den Kontakt zur Hochschule und die Studenten haben den Kontakt zur Wirtschaft. Bessere Voraussetzungen für den Übergang in den Beruf nach dem Studium gibt es nicht.“


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