Nachhaltig wirtschaften, zukunftsfähig wachsen
Festmachen in Bremerhaven
x
Best Practices aus der Wirtschaft, Energieeffizienz, Materialeffizienz, Naturschutz

Natur im Fokus der Elch-Economy: IKEA nutzt Nachhaltigkeit

Das helle Scherben-Klirren der runtergefallenen Kaffeetasse im IKEA-Restaurant ist nicht zu überhören. Die spontane Reaktion von Felix Theuerkauff auch nicht: „Das führen wir gleich wieder dem Wertstoff-Kreislauf zu.“ Der stellvertretende Marktleiter nimmt den kleinen Ausrutscher der Angestellten gelassen und ist sofort im Thema. Das 16.000 Quadratmeter große Möbelhaus in Bremerhaven- Wulsdorf hat sich Nachhaltigkeit auf die gelb-blaue Schwedenfahne geschrieben und baut diesen Vorsatz konsequent aus.

Dabei geht es aber nicht nur um die flugs weggeräumten Scherben der Kaffeetasse. Wer sich im Gebäude umsieht, findet überall Hinweise auf die Verbindung zur Green Economy. Nur ein paar Minuten nach dem Start des Rundgangs setzt Felix Theuerkauff sich bereits an einen Tisch. Schon erschöpft? „Nein“, lacht der 38-jährige. „Das hier ist nur das Paradebeispiel für wirklich gelungenes Recycling. Dieser Tisch ist komplett aus Holzabschnitten und Holzresten zusammengebaut. Das Material wäre sonst weggeworfen worden.“

Das gleiche gilt für eine komplette Einbauküche in modernem Schwarz, die ein paar Meter weiter steht. Die Fronten der Küche bestehen aus recycletem Plastik. Das Material darunter ist aus recycletem Holz. „Wir arbeiten zudem daran, den Anteil an zertifiziertem Holz bei unsren Produkten beständig zu erhöhen. Derzeit sind wir bei 70 Prozent und wollen bis zum Jahr 2020 bei 100 Prozent sein“, sagt Felix Theuerkauff.

So, wie sich IKEA im Möbelprogamm für die Natur einsetzt, hat sich das schwedische Unternehmen auch bei der Ansiedlung in Bremerhaven beim Umweltschutz eingebracht. Insgesamt eine Million Euro hat die Firma gezahlt, damit die Stiftung Rohrniederung gegründet werden konnte. Der Hintergrund: Die Rohrniederung liegt in direkter Nachbarschaft zum IKEA-Gebäude. Mit der Stiftung soll das Landschaftsschutzgebiet am Flüsschen Rohr dauerhaft unterstützt, gepflegt und erhalten werden. Langfristiges Ziel ist, das Areal zum Naturschutzgebiet zu entwickeln. Beteiligt an der Stiftung sind unter anderem die Naturschutzverbände Nabu und BUND und sowie die Oberste Naturschutzbehörde des Landes Bremen.

„Umweltschutz ist eines der zentralen Motive unseres Hauses“, betont Felix Theuerkauff. Das bestätigt sich beim Blick aus seinem Bürofenster. Auf dem Parkplatz stehen die üblichen hohen und schlanken Parkplatz-Leuchten. Doch bei IKEA ist alles anders. Die 72 Lampen sind Spezialanfertigungen, die ihr Licht sehr begrenzt nach unten abstrahlen. Damit soll vermieden werden, dass Zugvögel bei Dunkelheit durch den Lichtschein geblendet und irritiert werden. „Das ist bei der Lage unseres Marktes in Wulsdorf extrem wichtig. Über dieses Gebiet fliegen jedes Jahr zigtausende Zugvögel, die im nahen Naturschutzgebiet Luneplate rasten“, so der stellvertretende Marktleiter.

Im April 2015 wurde das Haus in Wulsdorf eröffnet. Seitdem hat sich vor allem auch im Außenbereich einiges im Sinne der Natur getan. Die Rückwand des Marktes wurde begrünt. In Absprache mit Naturschutzverbänden wurden regionale Büsche und Bäume gepflanzt. Ein Insektenhotel bietet neben dem Markt Unterschlupf für Insekten. „Damit in direkter Nähe die richtige Nahrung ist, haben wir eine große Blumenwiese angelegt“, erzählt Felix Theuerkauff. „Es gibt sehr vieles, was man mit geringem Aufwand für die Natur tun kann. Schließlich ist die Umwelt nicht unbedingt abhängig von uns – wir aber von der Umwelt.“

Mit etwas größerem Aufwand tut IKEA etwa auf dem Dach des Gebäudes für die Natur. Ökostrom ist das Stichwort. Insgesamt stehen hier 1472 Photovoltaik-Elemente und produzieren für den Möbelmarkt eigenen Sonnenstrom. Damit der Stromverbrauch möglichst gering ist, wurde das gesamte Gebäude mit LED-Leuchten ausgestattet. Kurzfristig war die Anlage außer Betrieb und auf der Info-Anzeige für Kunden im Erdgeschoss stand bei Stromleistung Solar „Null“. Die Reparatur ist inzwischen abgeschlossen und alles läuft wieder. „Der jüngste Sturm hatte uns ein paar Solarzellen durcheinander geweht“, schmunzelt Felix Theuerkauff. „Damit muss man hier an der Küste eben leben und arbeiten – und das tun wir alle gern.“

 


Einen Kommentar schreiben:

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht!. Erforderliche Felder sind mit einem Sternchen markiert *

^ nach oben